Vor die Qual der Wahl des richtigen Katheters wird jeder gestellt, der eine Pumpe trägt oder tragen möchte. Dabei bietet jeder Pumpenanbieter die passenden Katheter für sein Pumpensystem. Egal ob Teflon, Stahl, mit oder ohne Setzhilfe.
Auch ich habe schon Monate vor meiner Pumpe überlegt, welche Katheter ich gerne tragen möchte.
Fakt ist, dass man das vorher gar nicht genau sagen kann. Rein optisch fand ich natürlich die Mio-Katheter von Medtronic toll. Die gibt es nämlich nicht nur in weiß/durchsichtig, sondern auch in Blau und Pink, wie cool ist das denn!?
Jeder Katheter hat aber so seine Vor- und Nachteile. Mit der Zeit blieb das Aussehen nicht meine oberste Priorität, viel wichtiger wurde mir der Schwierigkeitsgrad des Setzen, der Tragekomfort, die Flexibilität und die Verträglichkeit sowie Klebeintensität des Pflasters. Deswegen habe ich alle, für mein System verfügbaren, Katheter ausprobiert und auf Herz und Nieren getestet. Was ich dabei für Erfahrungen gemacht habe möchte ich mit euch teilen, aber vorerst ein paar grundlegende Dinge:
Das Infusionsset
Die Infusionssets für Insulinpumpen bestehen in der Regel aus einer Kanüle (Teflon oder Stahl), die unter der Haut sitzt. Hier gibt es verschiedene Längen (6 -18 mm) und auch verschiedene Einführwinkel. Der OmniPod hat jedoch eine Teflonkanüle mit 5 mm Länge.
An der Kanüle sitzt dann das Pflaster, das das Ganze auf der Haut fixiert. An der Kanüle hängt natürlich auch der Schlauch der Schlauch-Pumpen. Der Durchmesser ist immer gleich, aber es gibt verschiedene Längen (30 – 110 cm), es gibt durchsichtige und milchige Schläuche.
Die meisten (ich weiß gerade gar nicht, ob es Katheter ohne gibt) haben die Möglichkeit zur Abkopplung. Das heißt, man kann den Schlauch relativ schnell von der Kanüle und dem Pflaster trennen, sodass man die Pumpe leicht zum Duschen, Baden und für anderen Aktivitäten abnehmen kann. Das ist eine tolle Möglichkeit. Die meisten Schläuche lassen sich direkt vorne am Pflaster abkoppeln, es gibt aber auch Modelle (z. B. Der Sure- T von Medtronic) die erst nach ca. 10 cm Schlauch angekoppelt werden. Wird der Schlauch abgekoppelt hat man einen „Deckel“, um die Kanüle am Körper zu verschließen.
Ganz am Ende ist dann natürlich noch die Verbindungsstelle zwischen Schlauch und dem Insulinreservoir, das in der Pumpe sitzt. Hier muss man darauf achten, dass der Schlauch mit der Pumpe/ dem Reservoir kompatibel ist. Meistens ist es so, dass man die Katheter des Pumpenherstellers selbst benutzt.
Teflon vs. Stahl
Die ersten Katheter, die ich probierte waren ausnahmslos Teflonkatheter. So eine Teflonkanüle ist nämlich auch im OmniPod und war mir deswegen nicht ganz unbekannt.
Der Vorteil von Teflonkathetern ist die Flexibilität. Er ist nachgiebiger unter der Haut und bewegt sich mit. Man spürt ihn dabei (so gut wie) gar nicht. Der daraus resultierende Nachteil ist jedoch, dass so ein Teflonkatheter schneller abknicken kann als einer aus Stahl. Auch hinterlassen Teflonkanülen ein etwas größeres Loch, da die Kanülen einen größeren Durchmesser haben. Dadurch können die Stellen je nach Gewebe und Haut etwas langsamer heilen als bei dünneren Stahlkanülen. Die empfohlene Tragedauer beträgt zwei bis drei Tage.
Stahlkatheter sind also etwas robuster, sie knicken zwar nicht ab, bewegen sich aber auch nicht so viel mit und können deswegen auch mal piksen. Bei Menschen mit einer Nickelallergie können allergische Reaktionen auftreten. Obwohl sie „robuster“ sind, sind Stahlkatheter etwas feiner und hinterlassen somit kleinere Einstichstellen (ähnlich wie eine Pennadel). Oft sind die Katheter auch etwas unauffälliger, da das Pflaster sehr viel flacher ist. Es fällt unter der Kleidung noch weniger auf.
Medtronic-Katheter: Eigene Erfahrungen
Ich selbst habe mich jetzt durch die Medtronic-Katheter getestet. Die Quickset waren lange meine Top eins, bis ich eines Tages eine unschöne Hautreaktion auf das Pflaster hatte. Für unterwegs habe ich immer die Mio-Katheter bei mir, da ich bei denen keine zusätzliche Setzhilfe mit herumtragen muss. Nach der Hautreaktion auf das Quickset-Pflaster und einigen abgeknickten Kathetern wurden mir die Silhoutte-Katheter empfohlen. Die probierte ich als nächstes und war angenehm überrascht. Um es komplett zu machen testete ich dann auch noch die Sure- T Katheter mit Stahlkanüle.
Im folgenden Testbericht findet ihr also (leider) nur Katheter von Medtronic:
Quickset-Infusionsset
Wie schon gewähnt, habe ich die Quickset-Katheter von Anfang an benutzt und war auch sehr zufrieden. Sie haben eine Teflonkanüle und sind direkt am Pflaster abkoppelbar. Zum Setzen bekommt man eine Setzhilfe, die es wirklich sehr einfach macht, den Katheter zu setzen. Die Kanüle sitzt gerade runter ins Unterhautfettgewebe und das Pflaster hat bei mir immer gut gehalten – auch nach dem Duschen und Baden.
Immer mal wieder sind mir jedoch Katheter abgeknickt und zu guter Letzt hatte ich eine Hautreaktion vom Pflaster. Obwohl ich die Quickset-Katheter nach wie vor sehr mag, probierte ich die anderen.
Mir selbst ist ein Mal passiert, aber ich hörte von anderen, dass ihnen das auch schon öfter passiert ist: Sitzt der Katheter in der Setzhilfe und entfernt man die Schutzfolie des Pflasters, bleibt das Pflaster manchmal in der Setzhilfe hängen.
Video: Setzen des Quickset-Katheters
Verfügbar in:
Kanülenlänge: 6 und 9 mm
Schlauchlänge: 45, 60, 80, 110 cm
Mio-Infusionsset
Zunächst hatte ich die Mio-Katheter nur unterwegs dabei. Denn hier benötigt man keine externe Setzhilfe. Die Verpackung des Infusionssystems ist die Setzhilfe selbst. Beim ersten Mal Setzen verschoss ich allerdings den Katheter. Es ist schon etwas schwieriger als beim Quickset; alles ist aus Plastik und wirkt zunächst sehr instabil. Ich hatte Angst etwas kaputt zu machen. Mit der Zeit bekommt man aber Übung und wird sicherer, dann stellt das Setzen eigentlich kein Problem mehr dar. Die Mio haben ebenfalls eine Teflonkanüle, die gerade ins Unterhautgewebe geht. Abgekoppelt werden sie auch direkt am Pflaster. Allerdings klebte das Mio-Pflaster bei mir nicht ganz so gut, wie das Quickset-Pflaster. Das ist aber bei jedem Hauttyp anders. Einfach ausprobieren.
Verfügbar in:
Kanülenlänge: 6 mm, 9 mm (nur in transparent)
Schlauchlänge: 45, 60 und 80 cm
Farbe: Durchsichtig (nur mit 80 cm Schlauchlänge), Blau, Pink
Silhouette – Infusionsset
Nachdem mir an einem Tag drei Katheter abknickt waren, wurden mir die Silhouette-Katheter empfohlen, auch sie sind aus Teflon. Anders als die Quickset oder die Mio gibt es sie nur in 13 und 18 mm Kanülenlänge. Das sieht erst mal ganz schön gewaltig aus, aber genau deswegen kann man sie gut per Hand setzen, ganz ohne Setzhilfe. Davor hatte ich erst mal etwas Angst, aber ich habe mich überwunden und es tat gar nicht so weh. Nein, es tat sogar etwas weniger weh als mit der Setzhilfe der Mio-Katheter. Das setzen bei Mio und Quicksets tut zwar nicht dolle weh, aber manchmal ist ein kleiner Schmerz noch ein paar Minuten nach dem Setzen zu spüren (bei mir jedenfalls). Das blieb hier ganz aus.
Außerdem kann man hier selbst den Einführwinkel wählen. Die Silhouette gehen also nicht gerade ins Gewebe hinunter, sondern eher in einem flacheren 40 – 20°C Winkel.
Ich habe das Gefühl, dass sie dadurch weniger Gefahr laufen abzuknicken. Auch habe ich irgendwie das Gefühl gehabt, das Teflon sei ein klein wenig stabiler (dicker?).
Das Gute: Auch sie sind gut für Unterwegs, weil man nichts weiter einpacken muss. Allerdings muss man sich schon sehr überwinden, diese riesige Kanüle mit der Hand einzuführen.
Aber auch daran kann man sich gewöhnen und es ist nur halb so schlimm, wie es am Anfang aussieht. Das Sichtfenster am Pflaster fand ich toll, da man hier am besten die Einstichstelle beobachten kann. Auch diese Katheter werden direkt am Pflaster abgekoppelt. Die Klebefähigkeit war bei mir hier sehr gut.
Momentan tendiere ich tatsächlich zu den Silhouette-Kathetern, obwohl ich mich frage, ob diese lange Kanüle nicht noch größere „Löcher“ hinterlässt. Hmm.
Verfügbar in:
Kanülenlänge: 13 und 18 mm
Schlauchlänge: 45, 60, 80 und 110 cm
Sure- T- Infusionsset
Die einzigen Stahlkatheter von Medtronic. Ich wollte sie gerne ausprobieren, weil ich einfach mal den Unterschied fühlen wollte. Eigentlich habe ich eine leichte Nickelallergie (zumindest beim Ohrlochstechen), aber das hält mich ja nicht davon ab, sie dennoch zu probieren. Besonders weil die Stahlkatheter kleinere Einstichstellen hinterlassen und diese besser heilen sollen.
Auch die Sure T- Katheter habe ich mit der Hand gesetzt. Ich musste es auch direkt zwei Mal probieren, denn die Kanüle ist so klein und fein, dass ich dachte ein leichter Druck würde zum Einführen reichen. Tja, man muss wohl doch etwas fester stechen als mit dem Pen, aber kein Problem. Das Stechen ging noch leichter als bei den Silhouette-Kathetern. Die Kanüle ist wirklich viel feiner als die Teflonkanülen, sitzt aber auch wieder gerade im Gewebe.
Der Sure- T wird nicht, wie alle anderen bisher, am Pflaster abgekoppelt. Zum zusätzlichen Fixieren (damit man sich den Stahlkatheter nicht so leicht herausreißt, dass soll nämlich etwas mehr wehtun) ist nach ca. 10 cm Schlauch ein erneutes Pflaster, dass auf die Haut geklebt wird. Hier wird der Katheter dann auch abgekoppelt. Das fand ich am Anfang irgendwie doof. Ich dachte, dass das blöd aussieht und auch stört. Aber falsch gedacht, sowohl beim Duschen als auch bei anderen Aktivitäten hat der „Schlauchrest“ an meinem Bauch mich nicht beeinträchtigt.
Hin und wieder hat die Kanüle etwas gepikt, aber ganz ehrlich? Das machen die Teflonkanülen bei mir auch manchmal (bei euch auch?). Richtig blöd war allerdings, dass ich andauernd am Pflaster hängengeblieben bin; um den Katheter zu setzen, sind an dem Pflaster zwei kleine Flügel, die man hochzieht, um den Katheter festhalten zu können. Nach dem Setzen klappt man diese Flügel aus Weichplastik einfach wieder herunter. Allerdings ist meine Hose beim Schlafen ab und zu hochgerutscht und hat sich unter diese Flügel geschoben und das hat dann ordentlich gezogen und tat echt weh.
Eine Allergie konnte ich selbst jetzt nicht feststellen. Es hat zumindest nicht gejuckt oder übermäßig weh getan. Allerdings würde ich nicht bestätigen, dass dieser Katheter ein kleineres Loch hinterlässt. Bei mir zumindest nicht. Auch diese Stelle war gerötet, blutete etwas und tat sogar noch ein paar Stunden nach dem Entfernen der Kanüle weh. Vielleicht sind das erste Anzeichen einer Allergie? Ich bin mir nicht sicher. Dafür müsste ich die Sure- T sicher länger tragen als sechs Tage.
Die Pflaster haben bei mir gut gehalten und komplett abgeneigt bin ich von den Sure- T jedenfalls nicht.
Verfügbar in:
Kanülenlänge: 6, 8 und 10 mm
Schlauchlänge: 45, 60 und 80 cm
Fazit:
Ohne die Katheter auszuprobieren ist es schwer gleich den richtigen zu finden. So wieder jeder Mensch anders ist, andere Prioritäten setzt und andere Haut/ anderes Gewebe hat braucht er einen anderen Katheter. Ich würde euch raten, einfach mal so viel auszuprobieren, wie geht. Manchmal haben die Diabetespraxen ein paar Proben zur Hand – einfach mal lieb nachfragen. Denn es ist leider so, dass meine eigenen Erfahrungen natürlich nicht allgemeingültig sind. Das was ich erlebt habe, kann bei jemand anderem wieder ganz anders aussehen. Trotzdem hoffe ich, dass euch dieser Beitrag einen kleinen Überblick über die einzelnen Katheter gegeben hat.
Fragt einfach mal in eurer Schwerpunkpraxis. Die geben euch eigentlich gerne Katheter zum Testen mit, nichts anderes habe ich gemacht.
Wie sind denn eure Erfahrungen? Welchen Katheter tragt ihr am liebsten und warum?
Weitere Informationen zu den Medtronic Infussionssets findet ihr hier: https://shop.medtronic-diabetes.de/pumpsupplies/infusionsets
Kirsten meint
Hej Lisa,
vielen Dank für den Tip, jeden Katheter mal auszuprobieren, das werde ich auf jeden Fall machen! Habe die Pumpe erst seit 2 Wochen und da kommt mir der Tip sehr gelegen.
Bisher habe ich die Quick-Set Katheter und die Sure-T ausprobiert. Quickset hatte ich als erstes, das setzen lief auch super, allerdings ist mir mehrmals das Pflaster nach dem Baden abgegangen, bzw ich habe einmal beim setzen vergessen, die Schicht über dem Pflaster abzumachen und so quasi einen Katheter verschossen, da ich die Nadel schon abgemacht hatte.
Danach habe ich den Sure-T ausprobiert und hatte anfangs echt schiss vor dem setzen aber das geht ja echt ganz gut. Leider hält bei mir das Pflaster da noch schlechter als beim Quickset und ich habe sofort etwas leukotape drüber geklebt. Das gute an diesen Kathetern ist, finde ich, dass man sie zur Not auch nochmal setzen kann, wenn es nicht funktioniert.
Genauso wie du habe ich auch beobachtet, dass die Sure-T weniger weh tun, so im Alltag. Jedoch habe ich eine kleine Tochter und wenn ich sie Trage und sie auf den Kathetern sitzt, ist es bei den Sure-T extrem unangenehm. Deswegen habe ich sie nun sehr seitlich gesetzt. Mal sehen.
Nun will ich noch die Mio ausprobieren (in Pink), aber auf die Bestellung warte ich noch. Auch die Silhouette werde ich noch ausprobieren.
Ich denke generell ist es gut, die Katheter immer mal abzuwechseln.
Lieben Gruß,
Kirsten
Caro meint
Hallo Lisa!
Super, deine Auflistung, und sehr übersichtlich. Sowas hätte ich mir für mich auch gewünscht, bevor ich die Pumpe bekommen habe, denn von Kathetern hatte ich so absolut gar keine Ahnung.
Ich habe bisher nur den Silhouette-Katheter noch nicht gehabt. Nach deinem Bericht werde ich ihn aber vielleicht doch mal testen. Bisher hatte mich abgeschreckt, dass man ihn irgendwie in einem bestimmten Winkel einführen muss, aber wahrscheinlich stelle ich mir das komplizierter vor als es ist. Ich mag bisher die Mio am meisten, obwohl das die einzige Kanüle bislang war, die mir abgeknickt ist. Bei mir kleben sie aber richtig gut, sind kleiner als die QuickSets und hinterlassen viel weniger Hautreaktionen. Das Setzen tut mir beim QuickSet auch deutlich mehr weh. Ganz am Anfang hatte ich auch noch zu den Stahlkathetern tendiert, hauptsächlich weil die nicht abknicken können, aber beim Sport fand ich die irgendwie etwas unangenehm. Man merkt, es ist wirklich ganz individuell, womit man am besten klarkommt 😀
Liebe Grüße!
Lisa meint
Danke Für deine Erfahrungen! Ich finde das immer ganz spannend, wenn andere davon erzählen. Sport hatte ich mit den Sure leider nicht probiert, aber einen habe ich noch. Das muss auch noch mal getestet werden 😀
Ich hatte vor den Silhouette auch echt Angst. Die lagen Wochen hier rum und ich fragte mich „wie soll das denn gehen?“ Aber schon beim zweien Katheter ging es (fast) routinemäßig :D. das einzige was mich momentan noch etwas.. „blockiert“ ist der Gedanke über die „Löcher“ von der riiiiiesigen Kanüle.