Wir Blogger sind immer bemüht, die positiven Dinge des Diabetes in den Vordergrund zu rücken. Zu zeigen, wie gut man mit Diabetes leben kann und das alles halb so schlimm ist, wie es manchmal scheint.
In meinem Augen ist das auch eine wichtige Aufgabe, denn es gibt einige da draußen, egal ob frisch diagnostiziert, oder schon Jahre dabei, die Probleme mit der Akzeptanz ihrer Krankheit haben.
Außerdem versuchen wir stets Anregungen und Tipps zu geben, wie man seine Diabetestherapie für sich selbst besser umsetzen kann. Natürlich alles nur Tipps und eigene Erfahrungen, da niemand von uns ein Arzt oder eine Ärztin ist.
Hinter der Fassade
Zum heutigen Anlass möchte ich euch aber mal hinter die Fasse blicken lassen, hinter meine Fassade, wie es bei den anderen aussieht, weiß ich natürlich nicht.
Ich habe neulich in einer der Diabetes-Facebookgruppen gelesen, dass eine 20-jährige Frau ihre Pumpe ablegte und starb.
Fassungslos und geschockt saß ich vor dem PC und fragte mich, wie es nur dazu kommen konnte.
Ich traute mich nicht einmal zu fragen, so bleiben mir jetzt nur Spekulationen, diese dominieren aber meine Gedanken.
So, wie es sich las, tat sie dies mit Vorsatz, im vollen Bewusstsein, was mit ihr passieren würde.
Dieser Gedanke macht mich völlig fertig.
Das der Diabetes einigen so hart auf den Magen schlägt, sie nie mit der Diagnose zurecht kommen und sie irgendwann keinen anderen Ausweg mehr sehen. Da fehlen mir die Worte.
Selbst wenn es nicht ihre Intension war allem ein Ende zu bereiten, glaube ich, dass es da draußen Menschen gibt, die so einen Gedanken schon mal hatten.
Ein Stück weit kann ich das verstehen. Ich komme auch nicht immer gut mit meinem Diabetes zurecht und habe Phasen, in denen ich mich von der Außenwelt abschotte und mich einigele, weil mir einfach alles zu viel wird.
Aber das es so schlimm wird, dass man nicht mehr weiter leben möchte? So weit war ich zum Glück noch nie und ich denke, dass ich auch niemals dahin kommen werde. Dafür liebe ich das Leben zu sehr.
Der andere Punkt, der mich so erschütterte und darüber nachdenken ließ war, dass es so einfach ist zu sterben.
Gerade ich schreibe ständig auf meinem Blog: „spritzt, sonst spielt ihr mit eurem Leben!“ Ich predige und predige, verdränge diesen Gedanken selbst aber komplett.
Mein Freund sagte mal: „Während andere versuchen sich das Leben zu nehmen, musst du permanent versuchen weiter am Leben zu bleiben.“
Das ist krass ausgedrückt und ich konnte erst mal gar nichts dazu sagen, aber er hat ja irgendwie recht. Und gerade weil er recht hat, läßt mich dieser Gedanke erstarren.
Ja, klar, ich weiß das, aber ich unterdrücke dieses Wissen permanent. Mir ist in der meisten Zeit gar nicht bewusst, dass es hier wirklich um Leben und Tod geht.
Wahrscheinlich ist es das:
Würde ich immer daran denken, wie ernst diese Sache wirklich ist, würde ich vielleicht doch irgendwann den Verstand verlieren.
Als mich all diese düsteren Gedanken überkamen, kam mir das Leben so groß vor – viel zu groß für mich und ich konnte lange keinen guten Gedanken mehr fassen.
Dann rückte der heutige Tag immer näher. 16 Jahre Diabetes. Das machte es nun wirklich nicht besser. Zumindest nicht zu Anfang. Bis mir klar wurde, dass diese 16 Jahre nichts schlechtes, sondern ganz im Gegenteil, etwas Gutes bedeuteten.
16 Jahre Diabetes und ich bin immer noch hier.
Mir geht es gut und in den 16 Jahren musste ich eigentlich nie auf etwas verzichten.
Ich war oft in den Ferien in Krankenhäusern und das hasste ich wirklich. Bis zur siebten Klasse musste meine Mama mit auf alle Klassenfahrten und wenn mein Blutzucker nicht gut war, musste ich die Schulpause im Klassenraum verbringen.
Aber all diese Dinge haben mich nie verbittern lassen, oder haben mich in meinen positiven Gedanken eingeschränkt.
In der Pubertät habe ich mich ausprobiert wie alle anderen. Ich habe exzessiv gefeiert, bin einer Band einen Sommer hinterhergereist und keine Freundschaft oder Liebe wurde durch den Diabetes beeinflusst.
Wenn ich genauer darüber nachdenke, sind diese 16 Jahre im Flug vergangen. Diese Zahl sieht so gewaltig aus abee so fühlt es sich gar nicht an.
Der Diabetes kann schwer sein, er kann ganze Leben zerstören, aber im Prinzip bist du derjenige, der alles in der Hand hat. Dein Leben ist, was du daraus machst und der Diabetes spielt nur die Rolle, die du ihm zuweist. Dabei solltest du darauf achten, dass er genug Aufmerksamkeit bekommt, aber bloß nicht mit dieser überschüttet wird. Lebe!!
Der Diabetes fordert dich heraus, er wird dich manchmal zum Verzweifeln bringen, aber du wirst auch über dich hinauswachsen, du wirst stärker sein als du glaubst und du wirst ein ganz neuer Mensch..
Denn auch mit Diabetes ist das Leben kein Stück weniger lebenswert!
Beate meint
Richtig! So geht’s mir mit nach 21 Jahren Diabeteskarriere auch 🙂
Steffi meint
Herzlichen Glückwunsch zum 16. Diaversary! 16 Jahre sind doch wirklich was tolles – du kannst sowas von stolz auf dich sein! 🙂