[Disclaimer: Werbung | Dieser Blogbeitrag entstand in Zusammenarbeit mit „das Diabetische Auge“]
Letzte Woche war es wieder soweit. Mein halbjährlicher Augenarzttermin stand an und ich war so furchtbar nervös wie jedes Mal. Warum? Schon seit meiner Diabetes-Diagnose als Kind weiß ich, dass durch den Diabetes Schäden an den Augen entstehen können. Das musste ich damals mit 10 Jahren direkt auf beängstigende Art und Weise lernen.
„Mama, ich kann nichts mehr sehen!“
Als ich wegen meiner Diabetes-Diagnose ins Kinderkrankenhaus kam, um alles über Diabetes zu lernen und eine gute Therapieeinstellung zu erhalten, musste ich einige Wochen im Krankenhaus bleiben. Damit ich nicht zu viel Unterrichtsstoff aus der Schule verpasste, wurden mir die Hausaufgaben vorbeigebracht. Jeden Morgen gab es zusammen mit den anderen Kindern Unterricht. Nach wenigen Tagen saß ich über meinen Matheaufgaben und konnte schon bald die Kästchen im Heft nicht mehr erkennen. Auch das Lesen der Zahlen wurde immer schwieriger, bis ich kaum noch in der Lage war meine Aufgaben zu erledigen. Ich bekam tierische Angst! Wurde ich etwa blind? Ich schämte mich so sehr und hatte solche Angst, dass ich mich nicht traute unserer Betreuerin Bescheid zu geben. Zum Glück war auch meine Mama die meiste Zeit über in der Klinik, also lief ich zu ihr und gestand ihr unter Tränen, dass ich nicht mehr sehen konnte. Schon bald darauf kam ein Arzt, der mir erklärte: „Weil dein Diabetes eine Zeitlang unentdeckt war, hattest du jetzt lange Zeit hohe Blutzuckerwerte. Jetzt sind deine Werte viel niedriger und besser, das ist gut. Aber es kann schon mal passieren, dass das auf die Augen geht. Auch deine Augen müssen sich erst wieder an die neuen Werte gewöhnen. Du brauchst aber keine Angst zu haben, in ein paar Tagen wirst du wieder normal sehen können.“ Er hatte recht. Für die nächsten Tage bekam ich Mathehefte mit riesigen Kästchen, aber es dauerte wirklich nicht lange, bis ich wieder normal sehen konnte.
Auch heute merke ich an meiner Sehkraft manchmal, dass sich meine Werte längerfristig ändern. Immer wenn ich längere Zeit höhere Blutzuckerwerte hatte und anschließend wieder einen niedrigeren Glukoselevel erreiche, leidet manchmal meine Sehkraft für ein paar Tage.
Zum Glück ist das bisher nie dauerhaft so geblieben. Fakt ist jedoch, dass die Blutzuckerwerte auf die Augen gehen. Und je länger die Werte schlecht sind, desto größer ist das Risiko Folgeschäden an den Augen zu erleiden.
Welche Folgeschäden gibt es?
Erhöhte Blutzuckerwerte können dafür sorgen, dass Blutgefäße „verkleben“ und sich verengen. An den Augen kann genau dies zu Ödemen, eine diabetische Retinopathie oder auch einem Grauer Star führen.
Die diabetische Retinopathie
Die kleinen Gefäße in der Retina der Augen werden geschädigt. Es bilden sich Aneurysmen, die platzen können und es entstehen die ersten Einblutungen im Auge. Irgendwann leidet die Sehkraft und es können Sehstörungen (Lichtblitze, Schleier) auftreten. Damit das Auge weiterhin versorgt wird, bilden sich zwar neue Gefäße im Auge, aber diese sind meistens nicht so stark wie die alten. Deswegen steigt die Gefahr auf noch mehr Einblutungen und Flüssigkeitsverlust. Im weiteren Verlauf entwickelt sich so außerdem immer mehr Narbengewebe, das dazu führt, dass sich die Retina irgendwann ablöst und der Betroffene erblindet.
Makula-Ödem
Sobald Gefäße blockiert werden oder sich verengen, versuchen andere Gefäße einen Ausgleich zu finden, indem sie sich weiten und mehr Flüssigkeit durchlassen. Dadurch kann die Makula, die im Auge sehr zentral sitzt, anschwellen und ihre Funktion verlieren. Das bedeutet, der Betroffene ist nicht mehr in der Lage seinen Blick „scharf“ zu stellen.
Darum ist der Augenarztbesuch so wichtig
Eine diabetische Retinopathie kann einige Zeit unentdeckt bleiben, denn wenn die ersten Einblutungen entstehen hat dies nicht sofort eine Auswirkung auf unser Sehen. Unser Gehirn kann sogar kleine Schwächen ausgleichen.
Deswegen ist es wichtig als Mensch mit Diabetes mindestens einmal im Jahr zum Augenarzt zu gehen und den Augenhintergrund untersuchen zu lassen. Der Arzt würde Einblutungen sofort entdecken und könnte mit einer geeigneten Therapie Maßnahmen ergreifen.
In den Praxisleitlinien wird deshalb empfohlen einmal im Jahr zur Augenarztkontrolle zu gehen.
Wie sieht so eine Kontrolle aus?
Momentan gehe ich selbst alle sechs Monate zum Augenarzt. Das hat meine Augenärztin einfach so beschlossen, denn sie fühlt sich dann sicherer – und ich auch. Der Besuch beim Augenarzt dauert in der Regel nicht lange und tut auch gar nicht weh.
Zuerst geht es kurz zum Sehtest. Mit jeweils einem Auge muss ich die kleine Schrift ablesen. Diese Schrift wird solange verkleinert, bis ich sie nicht mehr lesen kann. Eine verschlechterte Sehkraft könnte erste Hinweise auf Schäden an den Augen geben.
Anschließen werden meine Augen einmal im Jahr mit Augentropfen „weit“ getropft. Das hilft meiner Augenärztin bei der Untersuchung. Einblutungen und Flüssigkeitsablagerungen können so einfach noch besser erkannt werden. Ich selbst sehe dann jedoch erstmal schlechter. Die Augen sind sehr lichtempfindlich und alles ist verschwommen. Ob mit oder ohne Tropfen schaut sich meine Augenärztin meine Augen dann ganz genau an. Mit einem Vergrößerungsglas und Licht „durchleuchtet“ sie beide Augen. Ich selbst muss dabei einmal in jede Himmelsrichtung schauen. Das dauert wirklich nicht lange und bis auf das grelle Licht ist es auch nicht wirklich unangenehm.
Angst vs. Vernunft
Trotz 20-jähriger Diabetesdauer und einer langen Trotzphase meinerseits, in der ich den Diabetes lange vernachlässigte und wirklich schlechte Blutzuckerwerte hatte, wurden bei mir bisher keine Veränderungen am Augenhintergrund festgestellt. Zum Glück. Trotzdem bleibt die Nervosität und die Angst, dass etwas gefunden wird, ist bei jedem Termin wieder präsent.
Nur weiß ich eben auch, dass diese Kontrolle sein muss.
Denn nur, wenn Veränderungen früh genug erkannt werden, kann so eingegriffen werden, dass eine gute Therapie und ein positiver Verlauf möglich sind.
Noch mehr Infos
Die Kampagne „Das Diabetische Auge“ vom Berufsförderungswerk Büren, der Initiativgruppe Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen / Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Auge und Bayer haben sich dieser Thematik gewidmet und möchten aufklären, sowie Tipps und Anlaufstellen für diejenigen bieten, bei denen erste Probleme auftreten. Auf der Webseite und den Kanälen (Facebook, Youtube) findet ihr viele Hintergrundinformationen zu möglichen diabetischen Netzhauterkrankungen, Tipps und Anlaufstellen.
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