Seit einem Jahr trage ich nun dauerhaft ein rtCGM. Genauer gesagt den Enlite-Sensor, der mit meiner Pumpe, der Minimed 640G kommuniziert. Als mir das CGM angelegt wurde, hatte ich bereits seit 17 Jahren Diabetes und trug seit 1,5 Jahren eine Insulinpumpe. Trotzdem war es für mich so, als würde ich nochmal von vorne anfangen. Na ja, nicht ganz von vorne, mein angesammeltes Wissen über Diabetes und meinen eigenen Körper kann mir keiner mehr nehmen, aber es gab dennoch viel Neues zu erfahren.
Vorbereitung ist alles!
Um mich richtig darauf vorzubereiten, las ich zunächst einmal das Buch „CGM und Insulinpumpenfibel“ von Ulrike Turm und Bernhard Gehr. Dieses Buch kann ich wirklich jedem empfehlen, der ein CGM trägt oder tragen möchte. Ich fühlte mich danach auf jeden Fall gut vorbereitet und konnte sogar noch einiges Neues lernen – auch über das Thema CGM hinaus.
Ich las natürlich auch auf Blogs und ein bisschen in Internet-Foren, aber da muss man teilweise schon wieder sehr vorsichtig mit den Informationen sein.
Sicherer fühlte ich mich, als ich meine Ärztin fragte, ob ich etwas zur Vorbereitung tun könne und sie mir schon mal vorab das Handbuch vom Enlite-Sensor gab.
Anlegen des CGM‘s
Das CGM wurde mir dann eines morgens ambulant angelegt. Zusammen mit meiner Diabetesberaterin setzte ich den Sensor und brauchte auch prompt zwei Versuche, bis er richtig saß.
Beim ersten Versuch zog ich die Setzhilfe sofort nach dem Setzen herunter. Ich denke, dass war der Fehler.
Danach erklärte sie mir alle Einstellungen und zusammen richteten wir meine Pumpe und das CGM ein. Ein wichtiger Tipp, der mir gleich gegeben wurde war, dass ich nicht alle Alarme aktivieren soll, sondern nur die, die wichtig und wirklich hilfreich sind. Ich selbst hätte sonst natürlich erstmal alles angeschaltet. Aber meine Beraterin prophezeite mir, dass ich dann so genervt sein würde, dass ich das CGM gleich wieder ablegen würde.
Außerdem setzte sie meinen Zielbereich für den Anfang etwas großer. „Das Feintuning machen wir die nächsten Wochen, jetzt musst du dich erstmal damit vertraut machen und alles kennenlernen.“ Ein kleines Video zu genau diesem Thema habe ich für die Blood-Sugar-Lounge gemacht und sehen könnt ihr es hier.
CGM und nun?
Danach ging ich nach Hause und hatte schon gleich ein anderes Lebensgefühl. Die ersten Wochen hatte ich immer wieder Schulungen, in denen mir das CGM erklärt wurde und wir meine Daten analysierten. Die Folge war der beste HbA1c, den ich seit fast 17 Jahren hatte.
Für ein CGM entschied ich mich, als ich im Vorjahr zwei Mal wegen einer Unterzuckerung das Bewusstsein verlor. Obwohl mir das schon seit meiner Kindheit immer mal wieder passiert, entwickelte sich dieses Mal plötzlich eine Angst vor Unterzuckerungen. Die wurde in kürzester Zeit so schlimm, dass ich nicht mehr alleine aus dem Haus ging und weinend in der Uni saß. So kannte ich mich selbst nicht und wollte umgehend etwas daran ändern. Ich versuchte mich meiner Angst zu stellen. Trotzdem war erst das CGM eine richtige Erlösung. Mit CGM tastet ich mich hinaus in die Welt und nach ein paar Wochen war alles wie zuvor. Ich konnte alles alleine erledigen.
Ich möchte euch heute nicht sagen, wie ihr eure Pumpe oder euer CGM einstellen müsst, denn das ist bei jedem Menschen individuell. Einfach meine Einstellungen zu übernehmen könnte für jeden anderen fatale Folgen haben. Aber ich möchte euch ein paar kleine Tipps geben, wie ihr euch an eure eigene, richtige Einstellung herantasten könnt.
Was muss beim CGM eingestellt werden?
- Dein CGM möchte wissen, in welchem Bereich dein Zielblutzucker liegt.
- Das CGM möchte wissen, ab wann du „zu hoch“ bist und ab wann du „zu niedrig“ bist. Diese Bereiche legst du für individuelle Tageszeiten fest
- Das CGM möchte wissen, ab wann du eine Unterzuckerung hast.
- Dein CGM möchte wissen, wie und wann es dich alarmieren soll.
Wie finde ich die richtigen Einstellungen für mich?
- Basalratentest. Ich bin zwar absolut kein Fan davon. Abgesehen davon, dass ich glaube, jeder Tag ist viel zu individuell, um ihn exemplarisch an einem Tag zu testen, brauche ich immer mehrere Anläufe, bis es klappt. Entweder sind die Werte zu hoch oder zu niedrig oder sie driften nach ein paar Minuten Basalratentest vollkommen ab. Dennoch, um zu gucken, ob eure Basalrate richtig eingestellt ist, solltet ihr einen Basalratentest unbedingt mal ausprobieren. So bekommt ihr auf jeden Fall einen groben Überblick, ob eure Insulineinstellungen stimmen.
- Seid euch sicher, dass alle Faktoren stimmen. Nicht nur die Basalrate sollte grob stimmen, auch bei euren Faktoren solltet ihr euch sicher sein, dass sie nicht vollkommen unrealistisch sind.
- Wenn ihr Basalratentests macht, dann könnt ihr immer gut sehen, wann ihr mehr oder weniger Insulin benötigt. Gibt es wiederkehrende Muster? Daran könnt ihr euren Zielbereich für verschiedene Tageszeiten ausrichten. Ich selbst habe nachts z.B. einen kleineren Korrekturfaktor und einen höheren Zielblutzucker als am Tag. Solche Sachen müsst ihr vorher herausfinden, denn sie sind essentiell, um das CGM genau auf euch einzustimmen.
- Das müsst ihr wissen, bevor ihr euer CGM einstellt: Wie ist mein Zielbereich/Zielblutzucker? Ist es immer derselbe Zielbereich? Wie sind meine Faktoren? Gibt es eine Tageszeit in der ich vielleicht vorsichtiger sein muss, weil das Insulin intensiver bei mir wirkt? Ist meine Basalrate richtig eingestellt? Ab wann möchte ich gewarnt werden (zu hoch/zu niedrig) Ab wann besteht für mich eine Unterzuckerung? Und zu guter Letzt: Wie möchte ich gewarnt werden? Vibration/Ton?
- Probiert aus, welche Alarme für euch Sinn ergeben. Nicht alle Alarme sind immer sinnvoll. Und wie bereits geschrieben: wenn ihr alle Alarme aktiviert, kann es schnell passieren, dass euch euer CGM so sehr nervt, dass ihr schon nach kürzester Zeit keine Lust mehr darauf habt. Die Nachteile scheinen plötzlich den Vorteilen gegenüber zu gewinnen. Dabei kann ein CGM so hilfreich sein 😉 Mit der richtigen Einstellung, das ist klar!
- Beobachten: In der ersten Zeit müsst ihr noch relativ viel beobachten und am besten alle paar Tage die Daten auslesen und analysieren. So könnt ihr gucken, ob die Einstellungen hinhauen, oder ob ihr hier und da noch etwas ändern müsst.
Ich war ein paar Wochen alle paar Tage bei meiner Diabetesberaterin und habe mit ihr zusammen meine Daten analysiert und an meinen Einstellungen rumgeschraubt. Das würde ich wirklich jedem empfehlen, besonders wenn ich euch unsicher seid oder noch nicht so vertraut mit eurem Diabetes seid. Erfahrene können das auch selbst, aber seid vorsichtig dabei und tastet euch langsam und vorsichtig heran.
Hallo Lisa. 🙂
1) Ist der EnLite (bspw. im Vergleich zum FreeStyle) wesentlich größer und störender? Überlebt er ein längeres, heißes Schaumbad? Stört es (bspw. am Arm), wenn man häufig seine T-Shirts wechselt?
2) Mir scheint das Setzen wesentlich komplizierter, als das des FreeStyles. Vermutlich sind es aber irgendwann mit der Zeit auch nur noch Routine-Handgriffe oder?
3) Ist der Batterie-Verbrauch in der Pumpe eigentlich sehr viele höher? Ich bin sowieso nicht so angetan von der 640er, da die Batterien bei mir maximal 4-9 Tage reichen. :/ Und wie lange hält der Transmitter? Bekommt man einen zweiten, damit immer einer aufgeladen ist oder hat man dann eine Unterbrechung, während er aufläd und man den neuen Sensor setzt? Dauert das Aufladen länger als 1h?
4) Das Eichen funktioniert ja via Blutzucker, aber mit welchem Gerät? Aktuell verwende ich das „CONTOUR NEXT Link“, benötige ich dann ein weiteres? Und wie oft muss eigentlich geeicht werden?
5) Beim FreeStyle fiel mir auf, dass es oft 10-20min hinterherhing, weil die Gewebsflüssigkeit eben nicht ganz so aktuell ist, wie das Blut. Ähnliche Phänomene erwarte ich auch beim EnLite, was sich ja auf die Einstellung des Alarms und die Auto-Deaktivierung auswirken würde.
Und bist du sonst zufrieden damit?