Nach zwei Jahren Pause startet dieses Jahr wieder die Diabetes-Blog-Woche. Organisiert wird dieses Projekt von Ilka (mein-Diabetes-Blog), Sascha (Sugartweaks) und Sassi (Diafeelings). Eine Woche, 7 Tage, 7 Themen und sicherlich viele Diabetes-Blogger die mitmachen und zum jeweiligen Tagesthema bloggen. Ich mag sowas sehr, da ich ein Fan davon bin zu lesen, wie andere zu einem Thema stehen. Mittlerweile gibt es viele Diabetesblogger in Deutschland und es lässt sich nicht vermeiden, dass jeder mal ein Thema behandelt, dass schon irgendwo anders „bebloggt“ wurde. Denn jeder hat seinen eigenen Schreibstil und natürlich seine eigene Meinung. Deswegen finde ich nicht mal 5 Beitrage zu ein und dem selben Thema langweilig. Ich möchte gerne wissen, wie andere dazu stehen.
Tag eins: Montag. Abgabe-Tag
Wem würdet ihr einen Tag lang euren Diabetes geben und warum?
Poha! Was für ein Einstieg. Wo andere sofort wissen, wem sie ihrem Diabetes einmal ausleihen würde, bin ich maßlos überfordert. Zumindest fürs erste. Natürlich dachte ich sofort an meinen Partner, dann wüsste er genau, wie ich mich manchmal fühle. Wie sich eine Unterzuckerung oder eine Überzuckerung genau anfühlt. Da hört es dann aber auch wieder auf, denn mit dem Rest kennt sich mein Freund hervorragend aus. Er geht zu Schulungen, kennt alle meine Faktoren und ist besser im BE-schätzen als ich. Auch mit meiner Pumpe und meinem Sensor kennt er sich aus. Er kann mir einen Katheter und einen Sensor setzen – das Befüllen des Reservoirs macht ihm am meisten Spaß und ich freue mich jedes Mal, wenn ich diese Aufgabe abgeben kann. Wenn ich in der Nacht meine Pumpe nicht höre (was tatsächlich meistens der Fall ist. Ich schlafe wie ein Stein.) dann guckt mein Freund nach dem Alarm. Er korrigiert für mich und kalibriert sogar den Sensor während ich schlafe (nein, auch davon werde ich nicht wach!). Ich sehe dann nur am nächsten Morgen im Speicher der Pumpe, was in der Nacht so passiert ist. Mein Freund erwähnt es meistens nicht einmal. Ich kann kaum Worte dafür finden, wenn ich darüber nachdenke, mit welcher Selbstverständlichkeit er all das tut und mich dabei einfach ruhig schlafen lässt. Nein, er braucht den Diabetes nun wirklich nicht noch für mich aushalten.
Lieber ausleihen als selbst erkranken
Mein nächster Gedanke war: Meine Mama. Früher. Während meiner Pubertät hätte ich meiner Mama gerne mal meinen Diabetes geben. Damit sie mich besser versteht. Aber dann hätte sie ihn auch länger als einen Tag haben müssen, um wirklich zu verstehen, warum ich auf all das keine Lust mehr hatte. Heute hat meine Mama selbst Diabetes: Typ 1 Lada. Und siehe da: sie vergisst das Messen und Spitzen genau so oft wie ich damals. Im Nachhinein würde ich aber sagen, ich hätte ihr ihn doch lieber geliehen, wenn sie ihn dafür nicht selbst bekommen hätte.
Die Suche geht weiter…
Alle meine Freunde zeigen so viel Verständnis und haben mich immer richtig behandelt, dass ich niemanden habe, bei dem ich sagen würde: „Nimm ihn einen Tag und du weißt wovon ich rede!“. Moment mal! Doch! Ich hatte mal eine Freundin, die weniger Verständnis zeigte. Ich bin nun wirklich niemand, der seinen Diabetes in den Vordergrund stellt. Wenn ich früher mal nicht zur Schule gehen konnte, weil ich z.B. die halbe Nacht unterzuckert war und gekrampft habe, habe ich in der Schule immer gesagt ich hätte Kopfschmerzen. Generell habe ich immer eine andere Ausrede gesucht, wenn ich mal wegen dem Diabetes irgendwas nicht richtig machen konnte. Ich hatte so Angst vor Reaktionen wie „Ach die wieder mit ihrem Diabetes. Immer dieser Diabetes“ etc. das ich einfach dafür sorgte, dass der Diabetes nie der Grund war, auch wenn er es in Wirklichkeit war. Mit dem Alter wurde ich natürlich selbstbewusster und gestand auch immer öfter, wenn ich mal eine Unterzuckerung hatte und kurz pausieren wollte. Alle verstanden das, aber von einer Person kamen immer wieder Sprüche wie „Stell dich nicht so an“. Dieser Person würde ich meinen Diabetes tatsächlich gerne mal ausleihen, denn es ärgerte mich sehr! Selbst als ich wegen meiner Ketoazidose ins Koma fiel und auf der Intensivstation lag kamen nur ein Spruch: „oh, blöd. Aber wir leben hier in Deutschland, da kann mit Diabetes nichts passieren.“
Alle anderen fanden es immer so toll, das ich mich nie über meinen Diabetes beschwerte, jammerte oder eine Sonderstellung wollte – die andere Person rollte schon mit den Augen, wenn ich leise meinen Apfelsaft im Unterricht schlürfte. Heute haben wir nicht mehr viel miteinander zutun, aber ich glaube hier hätte ich jemanden gefunden.
Impulsivgedanke
Etwas impulsiver ist der Gedanke, dass ich jedem, der einen extrem blöden Spruch über Diabetes ablässt (obwohl er es besser wissen müsste. Ich meine nicht die Menschen, die einfach nichts über Diabetes wissen, weil sie damit nie konfrontiert wurden) meinen Diabetes mal einen Tag an den Hals wünschen würde. Aber auch nur, wenn ich gerade echt genervt bin. 😉
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