Im Internet ist so einiges los und wo sich viele Menschen treffen, gibt es viele verschiedene Meinungen und Ansichten. Heutzutage scheint es im Internet sowieso großer Trend zu sein, dass jeder immer Recht hat, egal um was es geht.
Sachliche Diskussionen? Fehlanzeige! Nur die wenigsten öffnen ihren Horizont für eine zweite oder andere Meinung. Das es manchmal verschiedene Perspektiven und mehrere Wahrheiten gibt, scheint unmöglich zu sein.
Austausch ja, Kräfte messen nein
Nicht anders ist es auch in unzähligen Diabetes-Facebook Gruppen.
Zwar steht immer noch der Austausch im Vordergrund und Fragen werden weiterhin fleißig gestellt, doch bekommen diese Gruppen für mich immer mehr einen fahlen Beigeschmack. Es wird geurteilt, verurteilt, gemutmaßt und sich gegenseitig gemessen.
Was mich manchmal sogar noch mehr stört als Engstirnigkeit oder Besserwisserei sind die, die sich permanent profilieren müssen. Ja, stehen wir denn hier im Ringkampf, in dem der, der das schlechteste Los gezogen hat, gewinnt?
Wer hat die zerstochensten Fingerkuppen? Wer hatte den schlechtesten HbA1c, wer kommt so gar nicht mit seiner Krankheit zurecht und wer muss sich die schlimmeren Sprüche von Nicht-Diabetikern anhören?
„Stelle dich doch nicht so an, also ich musste ja…“
Manche Menschen scheinen zu vergessen, dass jeder Mensch und jeder Diabetes anders ist und vor allem, das jeder Mensch andere Stärken und Schwächen hat. Was den einen nichts ausmacht, bringt den anderen tagelang zum Grübeln. Na und? Anstatt lieb gemeinte Tipps und Ratschläge zu verteilen oder einfach froh darüber zu sein, dass man selbst keine Probleme hat, werden große Töne gespuckt oder die Unverständnis-Keule geschwungen. Klar kann und soll man sich austauschen, wenn der Kommentar aber keinen Mehrwert für den Fragenden hat, sondern einfach nur suggeriert „stell dich nicht so an, mich hat es viel schlimmer erwischt.“ Dann sorry, aber spart euch eure Kommentare lieber, denn damit ist niemandem wirklich geholfen.
Wir sitzen alle im selben Boot, wir alle leben mal gut, mal weniger gut mit unserem Diabetes, aber das hier ist doch kein Kräfte messen, kein Wettbewerb der am schlimmsten Gestraften.
Caro meint
Amen! Ich muss sagen, dass ich mich mittlerweile kaum noch traue, in diesen Gruppen etwas zu fragen, weil immer mindestens 1-2 Personen irgendetwas Kritisches beizutragen haben. Am schlimmsten finde ich persönlich ja das ständige Belehren à la „Du musst schon die Werte eines Nicht-Diabetikers erreichen, sonst bekommst du Folgeschäden“. Als wenn das so einfach wäre. Schön, wenn es das für manche ist, aber ich hab schon so oft gelesen, dass quasi unterstellt wird, man würde sich nicht richtig kümmern oder hätte zu wenig Ahnung, wenn man es nicht schafft, sich den ganzen Tag zwischen 80 und 140 zu bewegen. Ich muss sagen, so sehr ich die Gruppen auch schätze und sinnvoll finde, dass mich derartige Kommentare persönlich immer schon ziemlich runterziehen. Von daher, chapeau, hoffentlich nehmen sich das einige zu Herzen…
Katrin meint
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich weiß mal wieder warum ich in keiner einzigen Gruppe eingetreten bin. Da ist mein Seelenfrieden mehr wert.