Es gibt so viele Diabetes-Kampagnen und Aktionen in dieser Zeit, dass man manchmal gar nicht weiß, wen man alles unterstützen soll. Ist das denn alles nötig? Ja! Jede einzelne Aktion! Ich alleine habe dieses Jahr von drei jungen Menschen gehört, die starben, weil ihr Diabetes nicht richtig diagnostiziert wurde. Wie hoch die reale Zahl ist, will ich gar nicht wissen. Aber selbst, wenn es nur diese drei Fälle wären, von denen ich aktiv mitbekommen habe, zeigt das, dass noch so viel getan werden muss.
Besonders freue ich mich über eine neue Aktion: Diabetes Typ You – Tag, der von Saskia (Diafeelings) und Marcel (IShinne-Diabetes) ins Leben gerufen wurde. Ich bin ja jemand, der es liebt Fragebögen und solche Sachen auszufüllen. Und wenn es mir hilft mich mehr mit meinem Diabetes auseinander zu setzten und auch den Diabetes in den Köpfen anderer präsent zu machen, ist es noch viel besser!
Also legen wir gleich mal mit den 11 Fragen los, die sich die beiden Diabetes-Blogger überlegt haben
#1. Wie alt bist du und wie lange hast du Diabetes?
Ich bin jetzt 26 und mein Diabetes hatte genau heute vor einer Woche seinen 16. Geburtstag. Mann, wie die Zeit vergeht.
#2. Pennste noch oder pumpst du schon?
Ich habe mich ewig gegen eine Pumpe gewährt. Mit 18 Jahren wurde mir das erste Mal eine Pumpe „aufgequatscht“. Damals ließ ich das absolut nicht an mich heran und gab sie nach der dreimonatigen Probephase freiwillig ab.
In den letzten zwei Jahren hat sich jedoch einiges geändert. Ich habe mir vorgenommen, mich mehr um meinen Diabetes zu kümmern und ihm wieder mehr Platz in meinem Leben einzuräumen. Dazu gehörte für mich auch die Überlegung auf die Insulinpumpe umzusteigen. Als ich dann von der schlauchlosen Patch-Pumpe hörte, war ich gleich Feuer und Flamme. Nun ist der Omnipod schon seit Juni diesen Jahres an meiner Seite und erleichtert mein Diabetesleben enorm.
#3. Was war dein schönstes Diabetes-Erlebnis und wie beschreibt sich deine schlimmste Erinnerung?
Schöne Erinnerungen? Oh Gott… ich will eigentlich nicht sagen, dass mir keine einfällt, aber… mir fällt keine ein. Das soll nicht heißen, dass mein Leben seit dem Diabetes furchtbar und deprimierend ist. Sicherlich gibt es gute Dinge am Diabetes. Ich habe viele neue Freunde kennengelernt, ich habe ein Hobby gefunden, mit dem ich den Diabetes vereinen kann, ich lebe bewusster und wusste schon als Kind viel mehr über meinen Körper und unsere Ernährung als viele meiner Klassenkameraden. In dem Post habe ich schon mal darüber geschrieben, warum der Diabetes unser Leben auch bereichern und schöner machen kann.
Die schlimmsten hingegen sind leichter zu definieren. Jede einzelne schwere Unterzuckerung, bei der ich das Bewusstsein verlor, waren regelrechte Horrortrips. Ich fühle mich oft tagelang danach falsch in dieser Welt. Wie in einem Paralleluniversum. lethargisch und melancholisch.
Obwohl – nein, die Ketoazidose mit Koma vor zwei Jahren toppt dann wohl doch alles.
#4. Misst du oder scannst du?
Das Libre ist wirklich toll! Leider kann ich mir nicht jeden Monat zwei Sensoren leisten, aber wenn es geht, dann ziehe ich das Scannen dem Piecksen und Quetschen natürlich vor. Besonders praktisch ist das Ding im Winter. Es scannt durch alle Jackenschichten und kalte Finger, die einfach kein Blut spenden wollen sind Probleme von gestern.
#5. Dein liebster Hypo-Helfer?
Nutella. Definitiv. Mehr muss ich auch gar nicht sagen: Nutella!!! (Ja, ich weiß es ist fettig, ist mir egal :P)
#6. Tagebuch schreiben, in einer App, Dokumentieren oder „Fuck off“?
Ich hasse das Tagebuchschreiben. Habe es schon immer gehasst. Als Kind habe ich dann alle drei Monate, die Tage vor dem nächsten Arztbesuch damit verbracht die Tagebücher aufzufüllen. Wie ungeliebte Hausaufgaben, von drei Monaten, alle auf einmal.
Mittlerweile weiß ich aber, wie hilfreich das ist. Auch für mich selbst. Deswegen versuche ich es und muss mir immer kräftig in den Arsch treten. Die Apps helfen mir sehr dabei. Mein Handy habe ich eh immer dabei und da tippe ich lieber drauf herum, als so triste Bücher auszufüllen. Diese Apps motivieren unheimlich. Dennoch passiert es immer noch, dass ich es mal einige Wochen ganz einstelle.
#7. Familie; nervend oder helfend?
Ohne nachzudenken: Helfend! Meine Familie ist eine Diabetiker-Familie. Mein Bruder, der 10 Jahre älter ist als ich, hat seit fast 30 Jahren Diabetes und war da immer ein absolutes Vorbild für mich. Er ist extrem sportlich und kam mir, vor meiner eigenen Diagnose, nie anders vor als andere. Auch meine Mama hat mittlerweile Diabetes und ich muss sagen, dass sich alle ziemlich gut auskennen. Meine Mama war sowohl bei meinem Bruder, als auch bei mir fast einen Monat mit im Krankenhaus und Schulungen besuchen wir alle, nach so langer Erfahrung, immer wieder gerne. Ich kann also mit all meinen Problemen zu ihnen kommen und sie können mir helfen. Und das tollste: Sie verstehen mich! Wenn ich von Hypos oder Hypers rede, wissen sie ganz genau was ich meine und können mir mit ihren Erfahrungen helfen.
Das war natürlich nicht immer so. In der Pubertät ließ ich den Diabetes extrem schleifen und wie Mütter natürlich sind, machen sie sich permanent Sorgen. Mütter von Diabetes-Kindern wohl noch ein Stück mehr 😉 Das ständige Gefragte nach meinen Blutzuckerwerten ging mir da natürlich extrem auf die Nerven. Heute weiß ich, dass sie es nur gut gemeint hat – und sie hatte ja allen Grund für ihre permanenten Fragen.
#8. Warum bloggst du oder liest andere Diabetes-Blogs?
Es ist eine Art Selbsttherapie. Ich habe schon immer ein riesiges Motivationsproblem, was den Diabetes betrifft. Der Blog hilft mir mich immer mit meinem Diabetes auseinanderzusetzen und ihn nicht zu vergessen. Außerdem wollte ich unbedingt noch andere Diabetiker kennenlernen, da ich ja wusste, die verstehen mich!
Ein anderer Punkt ist der, dass ich nicht sonderlich gut im Reden bin. Wenn ich Probleme habe oder Dinge, die mich beschäftigen, mache ich das mit mir aus. Auf dem Blog kann ich über alles schreiben, denn schreiben fällt mir leicht und hilft mir auch bei meiner Selbstreflexion.
#9. Diabetes als Sportbremse? Oder wie vereinigst du die beiden Dinge?
Ich liebe Sport, aber muss ehrlich gestehen, dass mir der Diabetes da wohl am meisten auf die Nerven geht. Oft ist er vorher, dabei und danach zu hoch oder zu niedrig. Zu oft war er leider eben schon die „Sportbremse“. Das sind dann die Momente, in denen ich mir wünschte, mein Körper wäre ganz normal.
#10. Wie offen gehst du mit deinem Diabetes um?
Ich bin eigentlich schon immer extrem offen mit dem Diabetes umgegangen. Meiner Mutter war es damals wichtig, dass Lehrer und Schulkameraden davon wussten, also konnte ich auch gar nichts dagegen tun, dass nach dem ersten Elternabend alle davon wussten. Anders wurde ich dennoch nie behandelt.
Ich habe kein Problem damit mich in der Öffentlichkeit zu testen oder zu spritzen. Mich amüsieren die Blicke eher. Ich bin sowieso die Erste, die einen dummen Spruch über den Diabetes ablässt. Somit wird das Eis gebrochen und Sprüche zu klopfen traut sich dann auch keiner mehr 😉
Mit Diabetes muss man sich ja nicht verstecken. Er gehört eben zu mir, wie meine Brille 😀
#11. Wenn du einen Wunsch frei hättest…
Das ist einfach und ich bin gespannt, wieviele wohl den selben Wunsch haben: Natürlich wäre es schön, wenn es irgendwann eine Heilung für Diabetes geben würde. Bis dahin wünsche ich mir mehr Aufklärung und mehr Bewusstsein für Diabetes. Und den Zusammenhalt zwischen uns Diabetikern 😉
Da ich mich wirklich nicht entscheiden kann, von welchem Blogger mich die Antworten jetzt am meisten interessieren, nominiere ich gleich drei. Ein mal die liebe Sarah von Dia-beat-this, Steffi von PEP ME UP und Nicky von absolutnichtzuckerfrei.
Also haut in die Tasten!
Saskia meint
Hey, unglaublich wie schnell du bist und freut mich, dass es dir Spaß macht ! <3
Ich hab damals auch immer meine Tagebücher zwei Tage vor dem Termin geschrieben und ich muss zugeben, davon war mehr erlogen, als der Wahrheit entsprechend -.-
Liebe Grüße und einen schönen 3. Advent :*