Lange habe ich nichts von mir hören lassen und das tut mir wirklich leid. Heute möchte ich euch erzählen, warum es so still auf meinem Blog war und wieso sich das nun wieder ändern wird.
In der letzten Zeit ging es mir nicht besonders gut, allerdings auch nicht wirklich schlecht. Es war ein emotionales Tief und ich selbst brauchte ein bisschen, um dahinter zu kommen.
Was war los?
Plötzlich passte meine Basalrate nicht mehr. Meine Werte krachten durch die obere Grenze des Zielbereiches und blieben dort, egal was ich machte. Ich schraubte an meinen Faktoren, berechnete mein Essen anders, aber egal was ich versuchte, meine Werte wollten einfach nicht unter die 200mg/dl- Marke fallen.
Und Nachts war es sogar noch schlimmer: Gegen vier Uhr in der Nacht wachte ich immer öfter auf, mit starkem Durst, Kopfschmerzen und auf die Toilette musste ich auch ganz dringend. Ihr kennt das. Wenn ich Glück hatte, waren meine Werte „nur“ zwischen 200 und 300mg/dl. Alle paar Nächte stand dann aber sogar eine 400 auf meiner Pumpe. Sogar als ich die Basalrate auf 200% stellte, änderte sich nichts. Ich war mit meinem Latein am Ende und resignierte.
Stunden hatte ich über meinen Kurven gebrütet, aber ich konnte keinen Grund für all das finden. Mein Zyklus war so weit entfernt, wie er nur sein konnte, ich fühlte mich nicht krank – und Stress? Na ja, auch nicht wirklich. Meine Tage verliefen alle gleich, ich aß nichts außergewöhnliches – ich hatte einfach nichts geändert. Was sollte das also?
Da in ein paar Wochen sowieso ein Termin bei meiner Diabetologin anstand, entschied ich mich dazu einfach abzuwarten. Ich hatte alles versucht und keine Lust mehr.
Als ich meiner Diabetologin dann davon erzählte und ihr meine Kurven zeigte, runzelte sie die Stirn.
„Ich hätte jetzt auf Hormone getippt, aber zeitlich passt das gar nicht. Brüten sie vielleicht etwas aus?“
„Nein ich denke nicht, alles gut.“
„War das Insulin vielleicht irgendwie beschädigt?“
„Kann auch nicht wirklich sein. In der Zeit hatte ich verschiedene Patronen. Und die liegen immer im Kühlschrank.“
„Manchmal kann man da wirklich keinen Grund für finden. Es könnte alles Mögliche sein. Aber jetzt stimmt ja alles wieder.“
Auch sie war also Ratlos, aber meine Werte hatten sich tatsächlich drei Tage vor dem Termin wieder normalisiert. Einfach so. Plötzlich passte meine Basalrate wieder, alles verlief in normalen Bahnen und meinen Bolus für mein ewig gleiches Frühstück musste ich sogar reduzieren. Fragt mich nicht.
Übrigens ging ich mal wieder mit richtigen Bauchschmerzen in die Praxis. Wie würde wohl mein HbA1c nach diesen Wochen aussehen? Ich rechnete schon wieder mit mindestens 8%. Aber nein, mein HbA1c lag bei 7,6% was für mich echt gut ist. Zwar konnte ich die 7,3% mit diesen Werten nicht halten, aber solange ich noch die 7 vorne stehen habe, ist alles okay.
Der wahre Übeltäter?
Noch jetzt überlege ich viel, was der Auslöser für diese Horrorwerte war und warum sie einfach wieder so schnell verschwanden, wie sie aufgetreten waren.
Ich glaube, ich habe so eine Ahnung.
In der letzten Zeit wurde ich immer unzufriedener mit meiner Gesamtsituation. Ich steckte in einem Nebenjob, der mir viel Kraft, emotionale Kraft, abverlangte. Ich war einfach nicht glücklich und schaffte gar nichts mehr. An Tagen, an denen ich arbeiten musste, war ich wie gelähmt. Auch die restliche Zeit igelte ich mich ein. Alles stresste und überforderte mich. Ich wollte und konnte nichts mehr schaffen. Aus dem Haus trieb es mich nur, wenn es unbedingt sein musste.
Es machte sich eine Unzufriedenheit in mir breit, die meine Gesamtstimmung und meine weitere Arbeit beeinflusste.
Wenn man in so einer Situation feststeckt, gibt es nur eine Lösung: Man selbst muss dafür sorgen, dass man dort hinaus kommt. Und genau das habe ich eines Morgens getan. Ich sorgte selbst dafür, dass sich mir andere Optionen boten und ich meinen Nebenjob kündigen musste. Prompt hatte ich wieder ein ganz anderes Lebensgefühl. Ich bin produktiv, habe wieder mehr Energie und erledige alles, was erledigt werden muss. Und noch mehr.
Diabetesfeinfühligkeit
Es gibt tausend Faktoren, die unsere Werte beeinflussen. Essen,Trinken, Bewegung, Krankheit. Aber auch Hormone, die bei so gut wie jeder Situation ausgeschüttet werden. Adrenalin; Stress, Aufregung, Euphorie, Trauer.
Ich glaube mittlerweile, dass mein Diabetes gemerkt hat, dass ich einfach unzufrieden und unglücklich war. Ich kenne ihn und weiß, dass er sehr stark auf meine Emotionen reagiert, aber meine Unzufriedenheit kam so schleichend und legte sich wie ein Schleier über alles, so dass ich sie erst selbst kaum wahrnahm. Irgendwann merkte ich, dass ich weniger Energie hatte als sonst, dass ich keine Lust mehr hatte etwas zu unternehmen. So direkt hatte ich das erst gar nicht gemerkt.
Ob das nun wirklich der Übeltäter war, ich weiß es nicht. Aber für mich selbst ergibt zumindest das am meisten Sinn und zeitlich würde es gut passen.
Zum Schluss
Manchmal spielt der Diabetes einfach verrückt. Und bevor ihr euch selbst verrückt macht und einfach kein System hinter all dem finden könnt, setzt euch mit euch selbst auseinander. Gibt es andere Dinge, die euch momentan beschäftigen? Schiebt den Diabetes einfach mal ein paar Tage zur Seite. Damit meine ich nicht, ihr sollt aufhören Insulin zu spritzen, sondern einfach nur, lockerer damit umzugehen. Ihr tragt selbst nicht immer die Schuld an schlechten Werten. Akzeptiert die Situation, kommt zur Ruhe und geht mit neuer Energie an die Sache.
Und wenn es wirklich so ist, dass euch etwas anderes beschäftigt, dann widmet dem eure Zeit und ändert etwas. Oft liegt es an euch etwas zu ändern. Auch wenn der erste Schritt vielleicht schwer ist, am Ende seid ihr froh, dass ihr es gemacht habt! Euer Leben und euer Glück liegt in euren Händen, packt es an!
Ich habe es getan und plötzlich klappt es mit meinem Diabetes wieder und mit allem anderen auch.
Masur meint
Das ist echt Kasse was du geschrieben hast!!! Seit Wochen komme ich nicht zur ruh immer das gleiche mit denn Blutzucker werten es gibt Tage wo die ok sind und wieder nicht ich habe sehr oft Schmerz in Beinen und Händen!! Mein Arzt sagt das sind die Nerven Bahnen die sind kaputt weil ich frühe viel Alkohol getrunken habe ! Aber seit paar Jahren trinke ich kein Alkohol!! Ich möchte mehr von deinen Erfahrungen erfahren Groß
Birgit meint
Das hast Du ganz toll geschrieben! Bei mir spielt der Stressfaktor auf der Arbeit auch eine sehr große Rolle beim BZ-Verlauf.