Neulich fragte mich eine Bekannte, die meinen Blog ließt, nach einigen Begriffen und ob ich diese nicht mal auf meinem Blog erklären könnte. Zwar gibt es davon schon tolle Beiträge wie Leas Diabetes Wörterbuch und Sheelas Diabetes A-Z bei der Blood-Sugar-Lounge, aber ich dachte mir, jeder von uns hat sicherlich auch ein paar andere Leser. Vor allem die, die unsere Blogs lesen, weil sie uns kennen, aber ansonsten nichts mit dieser Krankheit am Hut haben.
Deswegen bin ich dieser Bitte gleich mal nachgekommen und habe ein Dialexikon erstellt.
Dabei habe ich erst mal nur geschaut, welche Begriffe ich so auf meinem Blog verwendet habe. Ich habe mit Sicherheit hunderte und aberhunderte vergessen, weswegen der Artikel immer mal wieder überarbeitet wird, wenn ich neues Fachchinesisch auf meinem Blog verwenden sollte. Er kann und wird also ständig weitergeführt und ergänzt. Auch für weitere Tipps, Verbesserungen und Vorschläge bin ich offen, nur her damit. Denn ich habe hier so gut es geht versucht mit meinen eigenen Worten und Wissen zu erklären.
Bevor ich einzelne Begriffe erläutere, möchte ich jedoch noch einmal kurz allgemein diese merkwürdige Krankheit, um die es hier permanent geht, erklären.
Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Diese hat nichts mit dem „Alters-Diabetes“ eurer Oma zutun. Es liegt nicht daran, dass wir zu dick sind, oder in unserer Kindheit zu viel Süßigkeiten gegessen haben. In unserem Blut befinden sich Anti-Körper. Diese Anti-Körper zerstören die ß-Zellen, die insulinproduzierenden Zellen unserer Bauchspeicheldrüse, da sie diese fälschlicherweise für „Krebszellen“ halten.
Was genau der Auslöser dafür ist, ist immer noch umstritten. Meistens jedoch passiert dies infolge eines Infekts oder Virus.
Danach ist unsere Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage Insulin zu produzieren. Nie mehr. Da hilft auch kein Sport, eine Ernährungsumstellung oder viel Wasser trinken.
Unser Körper ist eigentlich vollkommen in Ordnung, außer dass unsere Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert. Was es für uns bedeutet den Job der Bauchspeicheldrüse selbst zu übernehmen, wird bei den folgenden Begriffen und ihren Erklärungen sicherlich deutlich.
Azeton
ein Abfallprodukt, welches entsteht, wenn der Körper Ketone (siehe Ketone) bildet. Wenn die Blutzuckerwerte längere Zeit deutlich über den Normalwerten legen, wird Azeton über den Harn und die Lunge ausgeschieden. Der Atem und auch der Schweiß riechen nach Nagellackentferner. Dieser stechende Geruch kann oft schon ein Warnsignal für Angehörige sein.
Basal(rate)
Das Basalinsulin wird oft nur 1 -2 mal am Tag gespritzt. Es wirkt sehr langsam, aber sehr lange und gibt die Basis der Insulindosis für die gesamte Zeit. Auch ohne zusätzliches Essensinsulin darf der Blutzucker natürlich nicht großartig ansteigen.
BE
steht für Broteinheit. Eine Be enthält 12g Kohlenhydrate. Mit BE wird gerechnet, wieviel Einheiten Insulin man für sein Essen benötigt. Beispiel: Eine Scheibe Brot ca. 1 BE. 1 BE = 1 Einheit Insulin (bei jedem individuell).
Blutzucker
Durch den Insulinmangel im Körper steigt der Glukosegehalt im Blut. Dieser wird mit Hilfe eines Gerätes gemessen. Jeder Diabetiker hat einen etwas anderen Zielwert. Diese liegen aber im Bereich von 90 -160 mg/dl.
Blutzuckermessgerät
Das Gerät, welches den Blutzuckerwert mit Hilfe von Teststreifen ermittelt.
Blutzuckertagebuch
Sowohl als Buch, aber auch als App. Hier werden die Blutzuckerwerte notiert, dazu auch wieviel wann gegessen und gespritzt wurde und ob etwas besonderes vorgefallen ist (Urlaub, Krankheit etc.). Hilfreich für die Diabetestherapie, da man anhand der Kurven sehen kann, wo man etwas ändern muss. Mittlerweile zeichnen auch viele Pumpen und Messgeräte alle Blutzuckerwerte und/oder Insulinabgaben selbst auf.
Bolus(insulin)
Wird mit dem kurzwirkenden Insulin gespritzt. Dieses wird gespritzt wenn man etwas isst, oder den Blutzuckerwert korrigieren muss. Es wirkt sehr viel schneller, aber kürzer als das Basalinsulin.
CGM-System
Steht für kontinuierliche Glukosemessung. Dies sind kleine Katheter, die unter der Haut sitzen und mit Hilfe eines Transmitters permanent Werte an das Gerät übertragen. Einige Pumpen kommunizieren sogar mit diesen Systemen und schalten sich automatisch ab, wenn der Blutzucker zu tief fällt.
Dawn-Phänomen
Eine Besonderheit bei der Diabetestherapie. Hierbei steigen die Blutzuckerwerte auf Grund von Hormonen in den Morgenstunden extrem an.
Schwierig Einstellbar und oft ein Auslöser zur Insulinpumpentherapie zu wechseln, da man diese speziell in den schwierigen Stunden einstellen kann.
Dedoc
Diabetologe
Sind auf Diabetes spezialisierte Ärzte.
Diabulimie
Ist eine Form der Magersucht in Verbindung mit Diabetes. Eine etwas längere Erklärung findet hier hier „Was ist Diabulimie“.
Faktoren
Be-Faktoren: die Einheiten an Insulin, die man für 1 BE benötigt.
Ke-Faktoren: Die Einheiten an Insulin, die man für 1 KE benötigt.
FPE-Faktoren: Einheiten an Insulin für 1 FPE
Korrekturfaktoren: der Wert (z.B. 50 mg/dl) um den 1 Einheit Insulin den Blutzucker senkt.
FGM
Flash Glucose Monitoring. Das Freestyle Libre Testgerät ist ein neuer Sensor, der mit einer kleinen Nadel unter der haut sitzt. Auf der Haut ca. so groß wie ein 2€ Stück. Nimmt den Glukosewert aus dem Gewebe. Man muss den Sensor mit dem Gerät nur „abscannen“ und kein Blut mehr nehmen. Sitzt 14 Tage.
FPE
Fett-Protein-Einheit. Die meisten Diabetiker müssen auch auf den Fett- Proteingehalt in ihrem Essen achten, da Fett das wirken der Kohlenhydrate verzögern kann. Das Insulin muss dann aufgeteilt oder verzögert gespritzt werden.
100 kcal. Fett und Eiweiß = 1FPE. Der Insulin-Faktor ist bei jedem verschieden.
Gegenregulation
Sinkt der Blutzucker zu tief, kann es zu einer Gegenregulation der Leber kommen. Diese schüttet dann selbst Glukose aus um den Blutzucker wieder ansteigen zu lassen. (Bei Alkoholkonsum fällt die Gegenregulation komplett aus, da die Leber mit dem Alkoholabbau beschäftigt ist. Gefährlich, da es passieren kann, dass man stundenlang ohne Bewusstsein ist. Dies bleibt dann selten ohne Folgen).
Glukagen
Siehe Glukagon.
Glukagon
Hormon, dass dafür sorgt, dass Zuckerreserven aus dem Körper freigesetzt werden. Auch Glukagen als Produktname.
Glukose
Zucker, Einfachzucker, gehört zu den Kohlenhydraten.
Haarprobleme bei Diabetes?
Hautprobleme bei Diabetes?
HbA1c
Ist der Durchschnittswert, der meist nach 3 Monaten beim Diabetologen ermittelt wird. Erstrebenswert ist hier ein Wert von ca. 6- 7,5%. Leider ist dieser Wert oft nicht sonderlich aussagekräftig, da er eben nur ein Durchschnittswert ist. Diesen kann man sich auch mal schnell „ermogeln“ in dem man sich ständig in den Unterzucker spritzt. Der HbA1c sieht dann zwar gut aus, die Diabetestheapie ist mit zahlreichen Unterzuckerungen aber alles andere als gut eingestellt.
Hormone
Viele Hormone (Stress, Periode, Sport, Angst etc.) beeinflussen den Blutzucker bzw. den Insulinbedarf des Körpers. Deswegen ist es manchmal schwer herauszufinden, warum der Blutzuckerwert nun so oder so war. Man muss ständig beobachten und beachten in welcher körperlichen Verfassung man sich gerade befindet.
Hyper(glykämie)
Überzucker. Ab ca. 160 mg/dl spricht man von Überzucker. Das heißt, dass dem Körper Insulin fehlt und welches Zugeführt werden muss. Sowas kann ganz schnell passieren, wenn man sein Essen falsch berechnet, krank ist, oder der Körper sich verändert.
Bei Überzucker bekommt man schrecklichen Durst und muss dadurch auch permanent auf Toilette rennen. Hinzu kommt Appetitlosigkeit und nach geraumer zeit Gewichtsverlust.
Ist der Blutzucker zu lange zu hoch steigt das Risiko von Folgeerkrankungen. Dabei kann es bis zu Erblindung oder Amputationen kommen.
Hypo(glykämie)
Unterzuckerung. Von Unterzucker spricht man ungefähr ab 60 mg/dl. Der Blutzucker ist also deutlich unter dem Zielwert und es sollte schleunigst Zucker zugeführt werden. Unterzuckerungen äußern sich oft mit schwitzen, kalten und zitternden Händen, weichen Knien und Tunnelblick. Es fühlt sich fast so an, als wäre man betrunken, nicht selten redet man auch völlig Quatsch und ist verwirrt. Bei mir wird dann auch die Zunge taub und manchmal wird mir richtig übel. Dazu kommt oft total irrationaler Heißhunger auf bestimmte Lebensmittel.
IE
Abkürzung: Insulineinheiten.
Infekte und Viruserkrankungen
Insulin
Lebenswichtiges Hormon, welches in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Fehlt bei Diabetes mellitus Typ 1 komplett. Insulin ist ein Wachstums- und Speicherhormon. Es sorgt dafür, dass die Nahrung gespalten, aufgenommen und gespeichert wird. Ohne Insulin würden wir also am lebendigen Leib verhungern. Die Organe würden ihre Arbeit einstellen, unser Körper würde übersäuern und wir würden sterben.
Insulinpumpe
Mit einem Katheter mit unserem Körper verbunden. Injiziert permanent Insulin unter unsere Haut. Verbesserte Insulintherapie durch viel feinere Einstellung und mehreren Möglichkeiten. Das Spritzen des Basalinsulins entfällt, da ununterbrochen Kurzzeitinsulin in den Körper gepumpt wird.
Insulinpurging
Form der Diabulimie. Insulin wird bewusst weggelassen um Gewicht zu reduzieren.
Katheter
Teil der Insulinpumpe. Kleiner Schlauch, der meist für ca. 3 Tage unter der Haut sitzt und mit der Insulinpumpe verbunden ist. Das Insulin wird hier direkt unter die Haut gegeben.
KE
Kohlenhydrateinheit. Ähnlich wie BE, nur eine andere Berechnung. 1KE = 10g. Kohlenhydrate.
Ketoazidose
Überzucker der bereits lange anhält, sehr hohe Werte und absoluter Insulinmangel. Ketone und Azeton entstehen. Der Körper wird übersäuert.
Man ist schlapp, müde, ausgelaugt und verliert an Gewicht. Eine sofortige Insulinzufuhr ist nötig, sonst kann es zum ketoazidotisches Koma kommen.
Ketoazidotisches Koma
Erfolgt, wenn bei einer Ketoazidose nicht sofort gehandelt und Insulin zugeführt wird. Der Körper fährt herunter und wir fallen ins Koma. Der Körper übersäuert, Organe können eingestellt werden. Ohne Hilfe und Eingreifen führt es zum Tod.
Ketone
Ketone bilden sich wenn ein absoluter Insulinmangel vorliegt. Durch diesen Insulinmangel gelangt keine Glukose in die Zellen und es wird Fett verbrannt. Das Abfallprodukt sind Ketone, die den Körper schnell übersäuern können und werden über den Harn ausgeschieden. Diese können mit speziellen Geräten im Blut, ansonsten mit Teststreifen im Urin getestet werden.
Es gibt allerdings auch Hungerketone, die entstehen, wenn dem Körper keine Kohlenhydrate zugeführt werden und er stattdessen fett verbrennt. Dies wird oft bei der Ketonen-Diät bewusst hervorgerufen. Bei Typ 1 Diabetikern nur mit perfekt eingestellter Basalrate und engmaschigen Kontrollen zu empfehlen.
Kohlenhydrate
Kohlenhydrate müssen bei Diabetes berechnet werden. Da Kohlenhydrate im Körper zu Glukose umgewandelt werden, lassen sie den Blutzucker ansteigen. Es gibt schnell wirkende Kohlenhydrate wie Fruktose, oder langsam wirkende Kohlenhydrate wie Ballaststoffe. Alle müssen berechnet und mit Insulin abgedeckt werden.
Korrektur
Insulineinheiten die gespritzt werden, wenn der Blutzucker zu hoch ist und er „korrigiert“ werden muss.
Lanzette
kleine Nadel in der Stechhilfe, um Blut aus den Fingern zum Blutzuckermessen zu nehmen.
Levimir
Basalinsulin. Wird meist 2 mal am Tag gespritzt, Wirkdauer ca. 12 Stunden.
Mg/dl
Milligramm pro Deziliter. Angabewert des Zuckers im Blut.
Notfallspritze
Die Notfallspritze ist gefüllt mit Glukagen. Sie kommt bei Unterzuckerungen mit Bewusstlosigkeit zum Einsatz. Hier wird dem Patienten schnellst möglich Glukagon in die Muskeln gespritzt, damit er sein Bewusstsein wiedererlangt.
Novorapid
Bolusinsulin. Wirkt schnell und kurz. Wirkdauer ca. 4 Stunden. Wirkhöhepunkt bei ca. 2 Stunden.
Omnipod Pumpe
Patchpumpe. Insulinpumpe ohne Schlauch. Momentan leider die einzig wirklich gängige Schlauchlosepumpe auf dem Markt. Sie besteht aus dem PDM (Messgerät und Steuerung) und dem Pot (Insulinreservoir, Katheter)
PDM
Blutzuckermessgerät und Fernbedienung für die Omnipod Pumpe. Hiermit wird der Blutzucker gemessen, wie mit einem normalen Messgerät. Alle Einstellungen und Insulinabgaben werden mit diesem Gerät getätigt.
Pen
Insulinpen. Früher musste man das Insulin noch mit Spritzen aufziehen und sich spritzen. Schon lange gibt es dafür Insulinpens. Sie sehen eher aus wie Stifte, Kugelschreiber, und man dreht hinten einfach die Einheiten auf, die benötigt werden. Vorne sitzt die Pennadel, die einfach abgeschraubt und (eigentlich) nach jeder Injizierung gewechselt werden soll.
Auch die Insulinpatronen werden hier einfach ausgetauscht, wenn sie alle sind.
Pod
Der Pod ist das Insulinreservoir, dass auf der Haut klebt. Von dort geht ein kleiner 6mm langer Teflon Schlauch unter die Haut. Das Reservat fasst bis zu 200 Einheiten Insulin und wird für 3 Tage an einer Stelle getragen. Danach wird ein neuer Pod, an einer anderen Stelle getragen.
Psychodiabetologen
Remissionsphase
Wenn nach der Diagnose Insulin zugeführt wird, passiert es meistens, dass die Bauchspeicheldrüse noch einmal kurzfristig Insulin abgibt. Dies kann bis zu Monaten anhalten, hört aber leider irgendwann ganz auf. In dieser Phase wird oft sehr viel weniger Insulin benötigt als später.
Schwere Hypoglykämie
Schwere Unterzuckerung. Unterzuckerung die zur Bewusstlosigkeit und auch Kampfanfällen führen. Zum Artikel.
Sensor
Der Sensor gehört zum Fgm-System. Siehe FGM.
SkinTac
Tücher mit starkem Kleber. Wird oft über die Haut gestrichen und leicht angetrocknet bevor der Pod darauf gesetzt wird. Danach hält er bombenfest. Auch beim Sport und Schwimmen.
Stechhilfe
nennt man das Ding, mit dem man sich zum Blutzuckermessen in den Finger piekst um einen Blutstropfen zu ergattern.
Stress und Blutzuckerwerte
Sport-BE
Da der Körper beim Sport Energie, also auch Glukose verbrennt, passiert es oft, dass der Blutzucker in den Keller rutscht. Deswegen sollte man vor dem Sport etwas essen und nicht zu niedrig zum Sport gehen.
Tape
Klebematerial um Pod, Sensor oder Katheter zusätzlich am Körper zu fixieren. Besonders beim Sport, Schwimmen etc.
Testgerät
Blutzuckermessgerät. Gerät zum Ermitteln der Blutzuckerwerte. Mit Hilfe eines Teststreifens, auf den Blut getropft wird.
Teststreifen
kommt in das Blutzuckermessgerät. Blut wird aufgetragen und der Blutzuckerwert ermittelt.
Typ F
Diabetes Typ F steht für Freunde und Familie.
Folie meint
Hier habe ich einige wertvolle Informationen erhalten die bestimmt sehr hilfreich sein werden. Danke dafür.
Gruß Anna