Das Jahr neigt sich so langsam dem Ende entgegen und ich blicke zurück. Auf ein Jahr voller Höhen und Tiefen, schmerzhaften Verlusten, tollen Momenten, dem besten Hba1c seit 17 Jahren und mein erstes Jahr mit Schlauchpumpe und rtCGM.
Endlich 18!?
Auch wenn das Jahr noch gar nicht komplett zu Ende ist, möchte ich den heutigen Tag für einen kleinen Rückblick nutzen. Wieso? Denn heute ist mein 18. Diaversary. Ja, mein Diabetes wird 18, volljährig also. Was das für mich bedeutet? Ganz ehrlich: Keine Ahnung! Lange hatte ich das Datum vergessen, bis ich mal in meinen Unterlagen nachsah. Klar bin ich stolz wieder ein Jahr mit dem Diabetes so toll geschafft zu haben – auch wenn es Höhen und Tiefen gab. Ich bin unglaublich dankbar und froh, dass ich noch keine Folgeerkrankungen habe und soweit gesund bin. 18 Jahre… mein eigener 18. Geburtstag ist damals natürlich eskaliert. Freunde, Party, Alkohol, Zigaretten. Das war ein Abend! Heute bin ich wesentlich ruhiger geworden, weswegen mein Diabetes leider auf eine große Party verzichten muss. Aber meine Werte werden es mir morgen früh danken 😉
Nachdem ich euch letztes Jahr auf eine Zeitreise ins Jahr 1999 mitgenommen habe und wir uns meine gesamte Diabetestherapie im Laufe der Jahre angesehen haben, blicke ich heute auf das letzte Jahr zurück:
2017 & der Diabetes
Nachdem 2016 diabetestechnisch so gar nicht laufen wollte, musste 2017 unbedingt eine Kehrtwende her. Und die kam: Schon Ende 2016 wurde endlich mein Antrag auf einen Pumpenwechsel (vom Omnipod zur Minimed640g) und ein CGM genehmigt. Na gut, auf Probe zumindest. Ein halbes Jahr hatte der Antrag gebraucht und sogar ein Widerspruch musste eingelegt werden, aber Ende Januar 2017 war es dann soweit und ich bekam die Minimed 640G und den Enlite-Sensor. Gott, war ich aufgeregt, ich erinnere mich noch so genau! Einige Tage ging ich zur Schulung und machte alles ambulant. Es lief gleich richtig gut. Und kurze Zeit später hatte ich den besten HbA1c seit meiner Diabetes-Karriere. 7,3 % ich hatte schon lange nicht mehr geglaubt, dass ich das schaffen kann. Leider ist er mittlerweile wieder bei 8,3. Tja, sich komplett zu ändern ist dann doch irgendwie schwer. Aber ich weiß jetzt, dass es machbar ist und das ich es schaffen kann und dort wieder hinzukommen ist meine neue Motivation!
Bei mir ist es nun mal einfach so, dass ich ca. alle 3-4 Monate eine neue Basalrate benötige. Der Unterschied ist bis zu +/- 2 Einheiten. Das ist seit, nun, seit heute 18 Jahren so und wird sich vielleicht nie mehr ändern. Man könnte sagen, ich wüsste es ja mittlerweile und könnte mich darauf einstellen. Ja, Nein! Denn es ist nicht so, dass die Veränderung am 01. Des Monats anklopft und sagt: „Hallo, hier bin ich. Basalrate bitte um 2 Einheiten erhöhen / oder senken“. Es ist jedes Mal das absolute Wertechaos und das ganze Programm muss folgen. Basalratentests, Essen mal weglassen und gucken, probieren, rechnen und wieder abwarten und gucken. Manchmal dauert das ganze wirklich einen Monat und dann… ja dann ändert sie sich sowieso bald wieder. Meine Diabetologin kennt das Problem, kann mir aber auch keinen neuen Rat geben, als jedes Mal die Basalrate neu auszurichten. Ist halt so bei mir.
Ansonsten muss ich aber sagen, dass ich zufrieden bin mit meiner Pumpe. Natürlich gibt es Tage, da möchte ich sie in die Ecke werfen und darauf herumtrampeln. Z.B dann, wenn der Sensor alle paar Stunden was zu melden hat. Deswegen habe ich schon öfters darüber nachgedacht, den Sensor mal eine Woche abzulassen. Habe ich aber nicht geschafft. Am zweiten Tag war der Sensor spätestens wieder am Arm.
Oder wenn ich ein Kleid tragen möchte, mich unwohl fühle und nicht weiß wohin mit der Pumpe. Da frage ich mich manchmal schon: „Muss das sein?“ Dann will ich das Ding nicht, will nicht krank sein und daran erinnert werden wer oder was ich bin. Ja, solche Momente gibt es, auch nach 18 Jahren Diabetes. Ob mein Diabetes und ich wohl den Diabetes-Führerschein bestehen würden? Ich weiß ja nicht.
2017 & mein Gewicht
ich bin so unzufrieden gewesen in diesem Jahr mit mir und meinem Gewicht. Ich hatte so ein richtiges Loch, aus dem ich das ganze Jahr nicht herauskam. Immer wollte ich zum Sport und habe es nicht geschafft mich aufzuraffen. Nur das ein oder andere Mal, aber nicht so, dass ich nun stolz darauf sein könnte. Nein, mal ehrlich: ich war absolut faul dieses Jahr! Und ich hasse mich dafür. Deswegen habe ich auch das Gefühl, dass ich 20 Kilo mehr wiege, auch wenn das sicherlich nicht so ist.
Insulinpurging ist für mich keine Option mehr, einfach aus dem Grund, dass alle davon wissen und ich dahingehend auch hin und wieder kontrolliert werde. Und auch wenn mein HbA1c nicht für sich spricht – es lag nicht daran, dass ich gepurged habe. Ich hätte es wirklich getan, wenn es nicht sofort auffallen würde. Ihr seht also, so weit bin ich noch gar nicht. Vor allem nicht in meinem Kopf. Ich habe dann andere Dinge ausprobiert. Abführmittel. Ist aber total unpraktisch so im alltäglichen Leben und gar nicht meins. Für solche Experimente verachte ich mich und ich frage mich jedes Mal, warum kann ich solche Dinge nicht auf normalem, gesundem Wege probieren? Warum ist immer dieser Hang zur Selbstzerstörung mit dabei? Nun, meinen eigenen Körper mag ich nicht besonders und habe deswegen vielleicht nicht den nötigen Respekt vor ihm. Schade, aber deswegen mache ich ja die Psychotherapie
2017 & das Leben
Anfang des Jahres musste ich mich von meinem Hund verabschieden, den ich damals, zu meinem 12ten Geburtstag als kleines Wollknäul bekommen hatte. Er war mein erster eigener Hund und die Liebe meines Lebens. Deswegen habe ich ihn auch auf meiner Haut verewigt. Direkt unter dem Herzen. Dennoch vermisse ich ihn so sehr, dass ich diese Zeilen nicht schreiben kann, ohne zu weinen. Als es passierte, war ich gleich erstmal eine Woche krank, kam nicht mehr aus dem Bett und weinte. Ich brauchte das und heute ist es sicherlich besser. Dennoch gibt es immer noch Momente, in denen ich einfach in Tränen ausbreche. Für mich war und ist das einer der schwersten Momente in meinem Leben.
Aber es gibt natürlich auch noch viele tolle Dinge, die in diesem Jahr passiert sind. Ich war viel unterwegs. Hey, ich war fast drei Monate in Mainz, alleine, und habe dort beim Kirchheim-Verlag gearbeitet. Das war das Größte! Ich bin stolz auf mich, dass ich das durchgezogen und geschafft habe. Und am Ende war es gar nicht schlimm, sondern eine wundervolle Zeit, die ich niemals missen möchte! Ich habe neue Freunde gefunden, tolle Menschen kennengelernt und war erst vor zwei Monaten auf einem unglaublich tollen Konzert, das mich noch heute verzaubert.
2017 & die Arbeit
Da war ja noch etwas. Ja, ich studiere immer noch. Aber ein Ende ist in Sicht. Nächstes Jahr ist es auf jeden Fall soweit. Trotzdem habe ich mich nun dieses Jahr als Autorin, Referentin und freie Journalistin selbstständig gemacht. Ich hatte viele tolle Interviews für den Spiegel und die Zeit. Schreibe gerade selbst etwas für eine Beilage in der Welt, habe Vorträge gehalten und schreibe nun bald auch für Lumind. Weitere Aufträge folgen und sind in Arbeit.
Dennoch habe ich neben meinem Studium und meinem eigenen kleinen Gewerbe den Stino-Studenten-Nebenjob, in dem es aber auch ganz gut läuft. Dort bin ich von der Lagerhelferin zur Texterin und Social-Media-Tante gewandert.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, was mir mein eigenes Gewerbe im nächsten Jahr bringen wird.
Ich bin stolz auf euch!
Ich wünsche euch allen schon jetzt ein erfolgreiches neues Jahr! Ich bin stolz auf euch, dass ihr heute hier steht! Egal, was ihr dieses Jahr geschafft habt – und auch, wenn ihr irgendwas nicht geschafft habt. Ihr seid trotzdem alle unglaublich stark, denn so ein Jahr mit Diabetes kann ganz schön an die Nerven gehen, oder?
Was waren eure Highlight in 2017? Und was wünscht ihr euch von euch selbst und eurem Diabetes in 2018?
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