Heute ist der 5. Mai, Männertag, Herrentag, Vatertag – wie auch immer ihr diesen Tag nennt.
Ich weiß, einen richtigen „Vatertag“ gibt es eigentlich nicht, aber ich habe diesen Tag dennoch immer zum Anlass genommen meinem Papa noch mal zu sagen, wie sehr ich ihn liebe. Ich finde das nur fair, wenn es auch einen Muttertag gibt.
Und nein, ich brauche keine besonderen Tage, um meinen Eltern meine Liebe zu zeigen, aber ich nehme solche Gelegenheiten zusätzlich gerne wahr. Ich mag solche Tage einfach und bin was sowas angeht auch recht traditionell.
Am liebsten würde ich meinen Eltern jeden Tag für all das, was sie permanent für mich tun, danken. Aber das würde ja auch etwas doof kommen, nicht wahr?
Deswegen möchte ich heute, nachdem ich schon von meiner Mama erzählte bzw. meine Mutter selbst zu Wort kam, auch mal etwas über meinen Papa erzählen. Ein Mal hat er mir schon bei meinen Beitrag geholfen; Führerschein mit Diabetes.
Mein Papa ist nämlich der Größte, nur das ihr das wisst.
Ich bin ein großer Verfechter des Spruchs: „Wenn Papa es nicht kann, kann es keiner.“ Das glaube ich wirklich! Zumindest bei meinem Papa. Ich habe ihn immer unheimlich bewundert und das tue ich heute noch.
Mittlerweile bin ich 26, lebe ca. 200km von meinen Eltern entfernt und lebe mit meinem Freund zusammen. Bei wirklich wichtigen Fragen in meinem Leben, ist mein Papa jedoch immer noch die Anlaufstelle Nr. 1.
Finde ich einen merkwürdigen Brief im Briefkasten, erhalte ich einen wichtigen Anruf, soll ich irgendwas ausfüllen oder abschicken oder stimmt irgendetwas mit dem Auto, der Waschmaschine oder dem Abfluss nicht, greife ich automatisch zum Telefon und wähle die Nummer von zu Hause.
Zugegeben, manchmal ist es sogar ein schöner Vorwand um mal wieder, zum gefühlten 100. mal in einer Woche, zu Hause anzurufen.
Mein Papa weiß einfach alles.
Noch heute wäre ich immer wieder ohne ihn aufgeschmissen. Eigentlich bin ich damals absichtlich so weit weggezogen um selbstständiger zu werden und um nicht jedes Wochenende bei meinen Eltern auf der Matte zu stehen oder bei dem kleinsten Anflug von Panik Papa anzurufen, dass er zu mir kommt.
Gut, durch die Entfernung habe ich die Wochenendbesuche und das „Papa, kannst du mal kommen“ wirklich ziemlich eliminiert. Aber zum Glück gibt es ja das Telefon, mit dem ich bei Fragen trotzdem immer wieder meinen Papa zu Rate ziehe.
Da bin ich mir einfach sicher, er weiß wie der Hase läuft und dass das Ergebnis schon richtig sein wird. Ich glaube, es gibt nichts, was mein Papa nicht kann und nicht weiß. Das ist für mich wirklich keine Redensart oder ein netter Spruch, den man eben so über seinen Vater sagt, nein, ich bin wahrhaftig davon überzeugt!
Mein Papa ist in unserer Familie der einzige, der kein Diabetes hat.
Trotzdem ist auch er ein Experte. Mittlerweile sind mein Bruder und ich selbstständig und führen unser eigenes Leben. Prompt brach bei meiner Mama Typ 1 Lada aus. Das ist wohl Schicksal.Es gibt mindestens immer einen Diabetiker, den er etwas im Auge behalten muss.
Süße Geschichten.
Ich bin ganz offen gestanden ein riesen Fan meiner Eltern. Deswegen bin ich auch so gerne zu Hause. Oft habe ich schon meine helle Freude daran, bei meinen Eltern zu sitzen und sie zu beobachten. Ehrlich, dass ist wirklich toll.
Ich muss immer schmunzeln, wenn es nach dem Essen heißt: „Hast du schon gespritzt?“ und nicht mehr ich gemeint bin, sondern meine Mama. Eine Art Rollentausch. Wobei nur meine Mama und ich die Rollen getauscht haben, während mein Papa in seiner Rolle verharrt. Aber hey, er hat 30 Jahre Übung darin. Ich glaube meine Mama ist in guten Händen 😉
Als ich neulich wieder einmal zu Hause war, erzählten mir meine Eltern eine Geschichte: Sie sind leidenschaftliche Fahrradfahrer und waren neulich mit einer ganzen Gruppe radeln. Wie früher, als ich noch klein war, fuhr mein Vater vorne an der Spitze mit, während meine Mutter gemütlich im hinteren drittel hinterher fuhr. Als sie plötzlich ihre erste richtige Unterzuckerung hatte. Sie erzählte mir, wie sich das anfühlte: „[…] weiche Knie und Blitze vor den Augen. Ich musste mir die ganze Zeit die Augen reiben und habe gar nichts mehr gesehen. Das hat sich richtig furchtbar angefühlt“ „Ja, genau so ist es! Dann warst du aber schon ordentlich niedrig?“ fragte ich und empfand gleichzeitig Mitgefühl und Erleichterung, dass sie mich endlich verstand.
Meine Mutter fuhr mit der Geschichte fort; Sie hielt an und versuchte etwas unbeholfen das Traubenzucker auszupacken. Was ihr jedoch nicht mehr so richtig gelingen wollte. Ein paar andere Leute hielten mit ihr an und waren etwas besorgt. „Nein, nein, alles gut. Ich muss das hier nur kurz essen.“, besänftige meine Mutter. Aber jemand anderes hatte dies schon längst mitbekommen und war losgefahren, um meinen Vater weiter vorne zu erreichen. „Nein, mein Mann braucht das gar nicht wissen..“ versuchte sie den Radler noch aufzuhalten. Mein Papa war längst am Zielort angekommen, als er von der Unterzuckerung erfuhr. Prompt schnappte er sich sein Fahrrad und fuhr die Strecke wieder zurück. Irgendwann erreichte er meine Mama, die schon längst wieder auf dem Sattel saß. „Ich habe doch gesagt, es ist alles gut. Es war nur eine Unterzuckerung.“ Mein Papa hatte ich Sorgen gemacht und hatte schon Saft bereit gehalten, als er bei meiner Mama ankam.
Eine kleine banale Geschichte, die mich als- dieses mal- außenstehende Person mit Liebe erfüllte.
Ich weiß gar nicht genau wieso, aber ich fand diese ganze Geschichte unheimlich rührend. Ich weiß genau, wie meine Mama sich gefühlt haben muss. Das schlechte Gewissen, wenn jemand rotiert nur weil man eine Unterzuckerung hat, habe ich wohl von ihr. Nun hat sie selbst mal erlebt, wie es sich anfühlt, wenn sich anderen gleich viel mehr Sorgen um einen machen als man selbst.
Aber nach nunmehr als 38 Jahren Ehe und fast unzählige bösen Schicksalsschlägen, finde ich es immer wieder toll, meine Eltern so zu sehen.
Wenn ich früher im Krankenhaus lag
kam mein Papa mich immer besuchen und brachte mir jedes Mal etwas von zu Hause mit. Auch als ich jetzt hier in Kassel ein paar mal im Krankenhaus lag, sei es nur zur Pumpeneinstellung, fuhr mein Papa mit meiner Mama hierher und besuchte mich.
Alleine die Tatsache, dass er mir ein Auto gab, nur um nach Hause fahren zu können, wann immer mir der Sinn danach steht, treibt mir manchmal vor Rührung und Liebe die Tränen in die Augen.
Ich kann gar nicht alles aufzählen, was mein Papa so für mich tut und manchmal fühle ich mich ein wenig schlecht, aus Angst dem nicht gerecht werden zu können.
Kurz und gut: Auch heute, mit 26 Jahren Jahren, wäre ich ohne meinen Papa oft einfach aufgeschmissen und manchmal, so glaube ich, gar nicht richtig lebensfähig, hier draußen, in der realen Welt.
Danke Papa!
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