*Triggerwarnung: Dieser Text beinhaltet Symptomatik und Auswirkungen von Essstörungen und Insulin-Purging. Solltest du aktuell an einer Essstörung erkrankt sein, könnte der nachfolgende Text triggernd wirken.
Liebes Tagebuch,
Momentan fällt es mir wieder etwas schwerer. Meine Gedanken drehen sich viel ums Essen, Abnehmen und Aussehen. Ich fühle mich in meinem Körper unwohl und finde ihn nicht schön. Schön finde ich ihn eigentlich sowieso nie, aber mal ist es besser und mal schlimmer.
Schwerer wird es jedes Mal, wenn irgendwelche Veranstaltungen anstehen, bei denen mir Menschen von früher begegnen. Frag mich nicht wieso. Vielleicht will ich zeigen, dass ich etwas aus mir gemacht habe. Das ich nicht mehr der moppelige, aufmüpfige und auch irgendwie merkwürdige Teenager bin, der ich mal war. Ich möchte beweisen, dass ich mich geändert habe, dass ich erwachsen geworden bin und alles im Griff habe. Dabei ist es genau das, was ich eben gar nicht im Griff habe.
„Das kannst du noch viel besser!“
Vor zwei Wochen hatten mein Bruder und mein Papa Geburtstag. An dem Geburtstag von meinem Papa bekam ich viele Komplimente „Wow, du hast aber toll abgenommen!“ „Du bist ja richtig schlank geworden.“ „ich hätte dich gar nicht wiedererkannt. Du hast richtig etwas aus dir gemacht.“ Das geht natürlich runter wie Öl, spornt meinen Druck aber nur noch weiter an. Komisch ist, dass ich mich bei solchen Komplimenten zwar kurzzeitig gut fühle, aber danach nur noch motivierter bin, mehr abzunehmen um „noch mehr aus mir zu machen“. Es ist irgendwie eine Teufelsspirale. Ich kann Komplimente nicht einfach nur hinnehmen und mich freuen. Sie haben immer auch einen Beigeschmack, der mir sagt „Ja, aber du kannst noch mehr!“ Der innere Schweinehund brüllt „Das geht NOCH besser!“
Ich komme mir dann irgendwie vor wie eine Schwindlerin und Betrügerin. Seit diesem Geburtstag mache ich wieder sehr viel Sport und achte ganz genau auf mein Essen.
Die Angst vor dem Insulin-Purging ist verschwunden.
Immer wieder denke ich über all das nach, was passiert ist, in der Hoffnung endlich zu erkennen, wie blöd ich damals war, als ich das Insulin weggelassen habe, um abzunehmen.
Aber je länger mein Erwachen auf der Intensivstation her ist, desto harmloser fühlt sich das alles an. Dieser Schokmoment, meine Eltern auf der Intensivstation, wie sie an meinem Bett sitzen, ist mittlerweile 5 Jahre her und so schwindet auch mein Respekt vor den Folgen des Insulin-Purgings. Ich könnte morgen wieder damit anfangen und würde erst wieder aufhören, wenn ich wieder auf der Intensivstation gelandet bin. Meine Angst vor dem insulin-Purging ist mit den Jahren verschwunden. Dass das nicht gut ist, weiß ich natürlich selbst.
Insulin-Purging kommt für mich heute nicht mehr in Frage. Auch wenn der Hauptgrund einfach das CGM-System ist. Meine Ärztin und mein Freund würden es sofort merken, das CGM verzeiht keine Fehler und frisieren kann man da auch nichts. Ich wollte damals die totale Überwachung auch aus genau dem Grund. Damit ich niemanden – und vor allem mich selbst- nicht mehr belügen kann. Heute nervt es mich manchmal, aber ich weiß auch, dass es vielleicht der einzige Schutz vor dem Insulin-Purging ist, den ich momentan habe.
„Vielleicht ist der Pen kaputt, oder die Ampulle ausgelaufen!?“
Damals, als ich auf die Intensivstation kam, habe ich noch versucht den wahren Grund geheim zu halten: „ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Vielleicht ist der Pen kaputt, oder die Insulinampulle…?“ Ich glaube, niemand hat mir wirklich geglaubt. Selbst meiner Diabetologin habe ich nicht die Wahrheit gesagt. Ich habe mich nicht getraut. Sie hat es irgendwann durch meinen Blog erfahren. Sehr erwachsen, Lisa. Mir war das damals ziemlich peinlich, aber es hat mir extrem geholfen, dass meine Diabetologin wusste, was los ist. Leider verstehen das heute ja immer noch nicht viele Ärzte und verurteilen einen. Da habe ich Glück, meine Ärztin beschäftigt sich selbst mit Diabulimie und versucht mir zu helfen. Sie verurteilt mich nicht oder wird böse, sondern versucht mir wirklich zu helfen und ist immer verständnisvoll.
Nie genug.
Ich fühle mich nach wie vor mega unwohl und fett. Ich kann nicht essen ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und trotzdem drehen sich meine Gedanken permanent ums Essen. Ich hasse das.
Ich versuche alles mögliche, um abzunehmen – auch andere dumme Dinge ließ ich nicht unversucht. Wenn Insulin-Purging nicht geht, weil es jeder gleich mitbekommen würde, muss ich mir was anderes ausdenken. Dazu versuche ich es natürlich auch mit Kalorien zählen und Sport, aber mir reicht das nicht. Vielleicht bin ich auch einfach zu ungeduldig.
Meine Therapie hilft ein bisschen, aber ich glaube so ganz kommt man da nie wieder raus. Ich befürchte, dass es ein lebenslanger Kampf mit diesen Gedanken ist. Man muss nur lernen mit ihnen zu leben und ihnen nicht die Kontrolle zu überlassen, auch wenn es extrem schwer ist.
Hier sind wir wieder. Schon wieder. Ich hatte gehofft der nächste Eintrag in dieser Rubrik würde noch etwas länger auf sich warten lassen oder gar komplett ausbleiben (auch wenn es utopisch war, dies zu glauben). Das er aber nun doch von mir geschrieben und veröffentlicht wird, nervt mich selbst.
Deswegen wollte ich ihn erst gar nicht schreiben. Fing mehrere Male an und löschte dann alles, bis die Seite wieder leer war.
Manchmal wünsche ich mir, meine Diabetesgeschichte könnte ich genau so gut einfach auf Null zurücksetzten. Ein weißes, unbeschriebenes, sauberes Blatt Papier, dass ich mit Inhalten füllen kann, wie ich will, wie es mir gefällt.
Aber diese unsichtbare Kraft, die sich wohl Leben nennt, schreibt manchmal einfach ohne mich weiter. Dann bin ich nur ein Zuschauer. Ein Zuschauer, der zwar Handel könnte, aber entweder in Lethargie badend zusieht oder aber versucht einzugreifen und dabei erfolgreich scheitert.
Aber kommen wir zu den Fakten.
Alles fing mit diesen blöden Unterzuckerungen an. Ihr erinnert euch? Im Juni/Juli hatte ich ein paar schwere Unterzuckerungen mit RTW und allem, was so dazugehört. Eigentlich ist das für mich nichts sonderlich Neues. Das passiert mir hin und wieder mal, meinem Bruder und letztens sogar meiner Mama. Ich glaube mittlerweile, wir sind halt so. Irgendwie besonders anfällig für so etwas. Ich weiß es nicht.
Jedenfalls führten diese starken Hypos dazu, dass ich urplötzlich eine Heiden Angst vor weiteren Unterzuckerungen hatte. Das war für mich nach 17 Jahren Diabetes selbst total neu und ich fragte mich, was sich geändert hatte. Lange redete ich mit meiner Psychologin und den Menschen in meinem Umfeld darüber – ich schrieb natürlich auch auf meinem Blog, ja sogar für die Blood-Sugar-Lounge. Mich hat das wirklich beschäftigt und mitgenommen. Mehr als ich wollte und mehr als ich – obwohl ich so viel darüber redete – mir eingestehen wollte.
Jeden noch so vor Angst triefenden Beitrag beendete ich mit aufmunternden und positiven Worten.
Nicht nur, um allen anderen zu zeigen, dass sie diese Angst nicht in ihr Leben lassen sollen, sondern auch damit ich es selbst verinnerlichte.
Nun, das hat nicht funktioniert.
Mittlerweile ist Oktober und so wirklich viel hat sich nicht geändert. Von Zeit zu Zeit ist es schlimmer, dann habe ich wieder gute Tage.
Ich gehe alleine zur Uni und zu Terminen innerhalb der Stadt in der ich wohne.
Ich fuhr auch mit dem Auto nach Hause zu meinen Eltern, als ich dort dringend gebraucht wurde.
Gerade zu Hause hatte ich das Gefühl, dass es besser wurde. Leichter für mich. Also fasste ich kurz nach meinem Geburtstag den Entschluss nach Hannover zum Shoppen zu fahren. Alleine.
Dieser Ausflug endete tatsächlich damit, dass ich in Hannover am Raschplatz (eine eher ungemütliche Ecke.) zwischen Obdachlosen saß und weinend meinen Freund anrief.
Ich hatte die Unterzuckerung nicht wirklich kommen gefühlt, spürte vorher sogar noch sehr großen Durst und weil ich versuchen wollte jemandem am Bahnhof zu überraschen, lief ich schnell in den Lidl, um mir ein Wasser zu kaufen. Beim Hinausgehen fühlte ich mich plötzlich unheimlich orientierungslos. Ich wollte mich einfach setzten und die vielen Leute machten mich nervös. Also ging ich den schnellsten Weg aus dem Bahnhof heraus und landete am Raschplatz. Dort setzte ich mich auf die Treppe, hinter mir jemand in einem Schlafsack.
Mein Wert befand sich irgendwie bei 50, allerdings zeigte mir meine Pumpe noch 5 aktive Einheiten und außer Traubenzucker und einem Apfel hatte ich nichts bei mir.
Ich hatte so Angst, das ich genau dort umfallen würde, dass ich meinen Freund anrief und alles, was ich bei mir hatte, was auch nur ein bisschen Kohlenhydrate besaß, in mich hinein stopfte.
Das war das letzte Mal, dass ich alleine irgendwo hinfahren, schwor ich mir und dabei ist es bis heute geblieben.
Am 7.10 hielt ich einen Vortrag beim Diabetestag in St. Wendel. Eigentlich hatte keiner Zeit mitzukommen und es war auch unheimlich weit weg. Aber ich überredete meine Eltern aus Hannover dort hinzufahren. Natürlich machten sie das auch, aber ich fühlte mich unheimlich schlecht.
Als meine Begleitung für die Diabetes Charity Gala absagte, sagte auch ich diese ebenso komplett ab. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen alleine nach Berlin zu fahren. Ich hatte Angst.
Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich dafür verachte. Ich habe es immer geliebt mit dem Auto durch die Weltgeschichte zu fahren. Dabei hat es mich nie interessiert, ob ich alleine war und wie weit die Strecke war. Mir machte das einfach unfassbar viel Spaß. Und heute…? Da bekomme ich Schweißausbrüche, wenn ich nur daran denke.
Sicher ist sicher.
Eine weitere Besonderheit ist, dass ich mich unterzuckert fühle, sobald ich rausgehe. Es ist wie verhext. Auf mein Gefühl ist einfach gar kein Verlass mehr. Auch wenn ich mich bei 280mg/dl befinde und zur Uni gehe, denke ich irgendwann „ich bin bestimmt niedrig“. Natürlich bin ich es nicht. Aber es führt dazu, dass ich permanent wachsam bin, das Libre immer in der Hand alte und paranoid meine Werte scanne.
Bis auf meine Spaziergänge mache ich momentan gar keinen Sport. Die Unterzuckerungen habe ich so weit im Griff, aber alleine das Gefühl einer „normalen Hypo“ macht mir solche Angst, das ich es auf jeden Fall verhindern will.
Wohin das führt.
Jetzt habe ich schon wieder so viel erzählt. Das ich fast den eigentlichen Punkt vergessen habe.
Ich mache kein Sport, ich flippe bei Unterzuckerung aus und stopfe mir Unmengen an BE in den Mund, nur damit es aufhört und ich verlasse die Wohnung nur dann, wenn ich es wirklich muss. Ich fühle mich so schlecht.
Keine Bewegung, dafür Süßkram ohne Ende. Ich hatte keine Lust mehr. Also habe ich resigniert.
Auch wenn meine Intention dieses mal nicht das Insulinpurging zum Abnehmen war, versuche ich dennoch meine Werte etwas höher zu halten. Einfach, weil ich nicht schon wieder unterzuckern will.
Da kam es ja fast schon passend, das plötzlich meine gesamte Basalrate verrückt spielte und meine Werte sowieso zu hoch sind. Natürlich habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich habe Basalratentests gemacht und meine gesamte Basalrate umgeworfen. Es wird so langsam besser, auch wenn meine Werte immer noch über dem Zielbereich sind. Es gibt Tage, da versuche ich alles, um gute Werte zu haben und dann gibt es wieder Tage an denen ich mir denke „scheiß drauf“. Und dann gibt es Tage, an denen ich mich jedes Mal in eine Unterzuckerung korrigiere und nach der vierten an einem Tag einfach keine Lust mehr habe und denke „dann bleib halt einfach hoch“!
Selbsterkentnisse
Bei jedem Wert über 200 stocke ich- halte meine Pumpe in der Hand – überlege. Gebe ich den Bolus jetzt ab oder lasse ich es? Es wäre einfacher, wenn ich es einfach lassen würde. Keine Unterzuckerungen, dabei vielleicht noch etwas abnehmen oder wenigstens nicht zunehmen.
Und dann denke ich an meine guten Vorsätze. Dass das Purging sowieso nicht funktioniert und mich nur noch kränker macht. Dass ich gerade versuche eine andere Pumpe zu beantragen und sich solche Werte gar nicht gut machen. Dass die Basalratentest ja auch gar nicht funktionieren können, wenn ich es nicht wirklich versuche.
Wenn die ganzen guten Argumente versagen und ich mich irgendwann bei 300mg/dl befinde, geht es mir meistens schon so schlecht (körperlich), dass ich doch korrigiere. Manchmal alles, manchmal nur die Hälfte.
Ich eiere hier gerade so herum, versuche meinen Weg zu finden. Versuche mich selbst zu finden und einen Kompromiss mit meinem Diabetes einzugehen, der gerade wohl auch nicht weiß, wohin er mit mir gehen möchte. Sicher ist nur, dass wir zusammen bleiben, denn wir haben keine Wahl. Und auch das wir weiter gehen ist unumstritten. Die Frage ist nicht in welche Richtung, denn da bleibe ich weiterhin optimistisch, aber wie lange wir brauchen werden, um uns wieder einigermaßen zu verstehen.
Marion meint
Hi there! Das klingt alles mehr als vertraut. Was auch Diabetologen und Ärzte einfach nicht lernen, ist, dass jeder seinen eigene Diabetes hat. Bei jedem wirkt alles anderes und was bei mir funktioniert muss bei Lisa noch lange nicht gehen. Es gibt Phasen wo es einigermaßen läuft, dann wieder nur hoch oder nur niedrig (Bolus anpassen ist ein tolles Hobby) Ich habe schon öfter festgestellt, dass man bei Hormonschwankungen (Menstruation oder Wechseljahre oder die siebenjährigen Körperanpassungen…) immer Probleme kriegt…so oder so. Eine gute Grundeinstellung ist prima, aber man muss trotzdem täglich „neu “ anfangen, weil kein Tag wie der andere ist. Lass dich nicht unterkriegen, auch mit den blöden Hypos nicht und ich bin sicher , da kriegst du auch wieder die Kurve mit allein wegfahren. Sowas zehrt immer erst Mal am Selbstwertgefühl. Ein rCGM ist auf alle Fälle eine große Hilfe. Meine Diabetologin stellt für mich gerade einen Antrag, hoffe, das klappt….(besonders wegen meine Chef, der dafür kein Verständnis, keine Kenntnis aber eine sehr ausgeprägte Meinung hat…. )Ich habe Diabetes Typ 1 im Jahr 1969 bekommen wo es noch Metallspritzen (die mussten sterilisiert werden…) gab und eigene Messung nicht mal erfunden waren….. Alles Gute!
rebecca meint
Es hat irgendwie den Anschein als ob bei dir vor allem sich noch eine psychische Komponente verbirgt…Während meines Studiums hatte ich selbst auch solch ähnlich Phasen – allerdings war dies noch zur ICT-Zeit. Aber irgendwie im Laufe der Zeit hat sich dies dann mit den Schwankungen stark verbessert. Ich denke ich habe dem Zucker nicht mehr so viel Aufmerksamkeit geschenkt…
Heutzutage beobachte ich meine Werte hauptsächlich…Sind diese leicht erhöht, nehme ich erst gar keine Korrektur vor. Ich beobachte einfach. Bei einem stärkeren Anstieg des Zuckers korrigiere ich. Und wenn man „zuviel“ möchte, klappt dies erst recht nicht. Persönlich schließe ich es aus einen Tag mit ausschließlich perfekten Werten zu haben. Ich versuche auch nicht auf Biegen und Brechen Werte perfekte Blutzuckerwerte durch Herabspritzen herbeizuführen. Dies endet oftmals im Desaster. Seitdem ich diese Einstellung gewonnen habe, läuft es für mich aber auch für meinen Blutzucker gut. Mit einem Durchschnittswert von 150 mg/dl kann ich sehr gut leben und vor allem meinen Alltag leben. Ohne das Risiko großartige Hypos eingehen zu müssen.
Aber ich glaube jeder muss individuell für sich seine Blutzuckerkurve finden. Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück.
Heike Nöllen meint
Lisa, ich kann Dich so gut verstehen!!!
Ich wünsche Dir für Deinen nächsten Antrag zum CGM ganz viel Erfolg!!!
Ich war letztes Jahr zur Pumpenschulung und Schulung wegen der Wahrnehmungsstörung in der Diabetesklinik in Bad Mergentheim. Mein Aufenthalt dort hat mir sehr geholfen. Dort gab es täglich eine Besprechung mit dem Oberarzt und den anderen Patienten mit Pumpe und es wurde alles dokumentiert wie man die Basalrate anpasst. Dort hat zum Ende der Behandlung alles ganz gut gestimmt. Dort hatte ich aber auch Ruhe und kaum diesen familiären psychischen Stress. Habe mir damals die Formulare zur Pumpendokumentation mitgeben lassen. Das hilft mir ganz oft wieder in die bessere Bahn zu gelangen.
Ich trage zur Zeit auf eigene Kosten das Free Style Libre. Meine Insulinpumpe Minimed Veo von Medtronic ist im August kaputt gegangen. Habe dann eine Folgeverordnung für die Minimed 640 G begonnen und die Barmer hat diese Pumpe nun bewilligt. Mein nächster Schritt wird jetzt auch die Beantragung des CGM sein. Mal sehen wie das bei mir alles ausgeht. Eigentlich bin ich ganz zuversichtlich, aber man weiß ja nie wie der MDK entscheidet.
Das Problem der Diabulimie habe ich auch ganz viele Jahre gehabt und weiß genau was Du da alles durchmachst und es tut mir so leid für Dich.
Nachdem ich es geschafft habe fast 30 kg abzunehmen und aufgrund einer Magen OP nur noch sehr kleine Mahlzeiten zu mir nehmen kann, haben sich meine BZ-Werte so gebessert, dass ich nun einen HbA1C Wert um die 6% habe, der aber leider auch mit vielen Unterzuckerungen erkauft ist. Leider. Du siehst, Du bist nicht alleine mit der Problematik.
Du darfst niemals aufgeben und versuchen auch weiterhin positiv zu denken, obwohl das in Deiner jetzigen Situation sehr schwer fällt.
Liebe Lisa❤️, ich wünsche Dir weiterhin alles Gute und drücke Dir für Deinen Antrag zum CGM ganz fest die Daumen und wünsche Dir viel Erfolg!!! ???
Heike
lautesschweigen meint
Hi Lisa,
ich lese hier und auf fb des Öfteren mit, und es tut richtig weh wenn ich deinen Text lese.
Ich habe selbst immer mit Hypos und Bewusstlosigkeit zu kämpfen gehabt, und nach 17 Jahren Diabetes und mit der Beendigung des Studiums vor ein paar Monaten habe ich mich dann für eine Pumpe entschieden. Jetzt 1 Jahr später sieht das Fazit nicht so toll aus.
Irgendwie hat sich meine Diabetologin mehr davon erwartet (so deute ich zumindest ihre unterschwelligen Aussagen, die immer auf Kritik hinauslaufen). Hypos bekomme ich einfach nicht weg, nicht dass ich dauernd umkippe, aber pro Tag ein Wert von 40mg ist „Standard“. Es sind auch meistens nur kurze Phasen und dann gehts eben weiter. Das Problem einer Hypowahrnehmungsstörung habe ich seit Jahren und ein CGM nie bekommen.
Vor einigen Wochen wollte ich den Weg gehen und ein CGM beantragen (habe die Animas Vibe), und was macht meine Diabetologin? Sie verweigert es mir! Sie meinte, dass die KK das ablehnen würde und es würde keinen Sinn machen ein CGM zu beantragen da ich erst einmal die BR anpassen solle (obwohl ich ihr die Tagesmuster gezeigt habe und ihr meine Schwankungen der Insulinsensivität versucht habe zu erklären), keine Chance.
Wie begründet deine Diabetologin die Beantragung eines CGMs, starke Neigung zu Hypos…? Ist das ausreichend?
Ich unterzuckere eben unfassbar schnell und leicht (selbst mit einer noch so perfekt angepassten (temp.) BR), und dann bleibt es wieder bei mir hängen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg bei der Beantragung deiner neuen Pumpe UND des CGMs und dass du diese schweren Phasen irgendwie überstehst. Bei mir dauert es wegen der Gegenregulation meist mehrere Stunden, bis ich wieder einigermaßen dabei bin und wenn ich dadurch sehr lange, sehr hoch gewesen bin dauert es manchmal sogar Tage bis sich meine ursprüngliche Insulinempfindlichkeit wiederhergestellt hat.
Du beschreibst das ja sehr schön, dieses übermäßig viele Zeug in sich hineinstopfen und die Angst und er Hass auf den ganzen Quatsch.
Ein CGM würde uns so dermaßen das Leben erleichtern, dass es mich einfach nur wütend macht…ich muss jetzt wieder Monate warten (Wechsel der Diabetologin) und dann wieder die Beantragung beginnen…
Als letzte Hoffnung bleibt da nur der Bluereader oder Sugarbeat, wenn ich kein CGM bekomme dann lege ich es mir eben selbst zu.
Liebe Grüße
M
Lisa meint
Hey!
Wow! Das klingt ja alles so ähnlich wie bei mir. Ich habe nur sehr großes Glück mit meiner Diabetologin. früher hatte ich auch immer nur Diabetologen, die mir Vorwürfe gemacht und mich zum einzig Schuldigen erklärt haben. Da fühlt man sich echt schnell als Versager. Aber als ich jetzt meine Zweifel äußerte und sagte ich würde gerne eine andere Pumpe beantragen, stimmte sie mir sofort und meinte selbst „dann machen wir es gleich ganz und beantragen auch das CGM“. Leider ging der Schuss nach hinten los. Wir haben eine Absage bekommen. Meine Diabetologin hatte fast 3 Seiten geschrieben. Sie hat geschrieben, dass ich sehr Insulinempfindlich bin und schwankende Werte habe. Sehr anfällig für Hypos bin und die auch nicht merke. Dann haben wir natürlich die Male, bei denen ich einen RTW brauchte mit aufgezeichnet und in meinen Blutzuckertagebüchern noch farblich gekennzeichnet. Ich habe auch in meinem Tagebuch immer dazugeschrieben, wenn ich Fremdhilfe brauchte oder nachts geweckt wurde, weil ich die Unterzuckerung nachts nicht merke. Das waren auch gut ein Eintrag alle zwei Tage.
Ich habe auch Basalratentests gemacht und die dabei gepackt.
Der Antrag wurde abgelehnt, mit der Begründung, dass ich das Theraphiepotenzial nicht ausgeschöpft habe. Ich habe keine Schulung zur Hypowahrnehmungsstörung gemacht. Auf der einen Seite verstehe ich ja, dass die Krankenkassen so vergehen müssen. Die CGMS sind teuer und sie wollen und können das vielleicht nicht jedem bezahlen und wollen gute Gründe und vielleicht bin ich da etwas zu… „ich will das aber“ aber ich glaube nicht, das so eine Schulung ansatzweise den Effekt hat wie die CGMs, die mit der Pumpe arbeiten und einen alarmieren.
Ich werde es weiter versuchen.
ich drück dir ganz doll die Daumen, dass dein neuer Diabetologe mehr Verständnis hat. Auf jeden Fall die richtige Wahl den Arzt zu wechseln!!
Hoffentlich bekommst du ein CGM!
Liebe Grüße und vielen Dank für deinen Kommentar. Da fühlt man sich gleich nicht so allein 😉
Theresa meint
Toll geschrieben! Du bist nicht alleine. Es gibt sicherlich tausend schlimmere Krankheiten aber Diabtes ist einfach auch echt n Scheiß womit man Leben muss und somit man sich jeden Tag aufs neue auseinander setzen muss. Es gibt nicht diese eine Dosis die man jeden Tag nehmen kann und alles ist gut sondern es ist tagtäglich eine neue Herausforderung die richtige „Dosis“ zu finden….