Lange hat dieser Beitrag auf sich warten lassen. Mittlerweile bin ich in der Mitte des 3. – und letzten – Schwangerschaftstrimesters und die Geburt steht quasi vor der Tür. Es gab eine Menge zu erledigen und das normale Leben und die Arbeit ging auch weiter. Deswegen schaffe ich es leider erst jetzt. Aber nun möchte ich euch erzählen, wie es mir im zweiten Trimester ergangen ist, was sich geändert hat, wie sich der Diabetes verhalten hat und was sonst noch so anstand.
Das 2. Schwangerschaftstrimester umfasst die 13. Bis 28. Schwangerschaftswoche.
Die Beschwerden aus dem ersten Trimester
Im ersten Trimester ging es mir wirklich nicht sonderlich gut. In diesem Beitrag könnt ihr lesen, dass ich sehr geplagt von Übelkeit, Sodbrennen, Geruchsempfindlichkeit und Müdigkeit war. Viele Sorgen und Ängste wurden durch die Hormone verstärkt, alles war so neu und mein Diabetes brachte mich mehr als einmal zum Verzweifeln.
Das meiste davon hat sich tatsächlich im zweiten Trimester verändert oder gar in Luft aufgelöst. Wenn ich den Spruch „im zweiten Trimester wird alles besser!“ zu Beginn meiner Schwangerschaft hörte, konnte ich nur müde lächeln. Ich glaubte nicht wirklich daran. Oder sagen wir es so: es ging mir teilweise wirklich so schlecht, dass ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass alles plötzlich verschwinden sollte. Tatsächlich dauerte es auch bis zur 18 Schwangerschaftswoche, doch ab da stellte sich langsam Besserung ein und dann, ganz plötzlich, war ich wieder ein ganz anderer Mensch. Ich war nicht mehr ständig müde, hatte Energie und neue Kraft. Ich machte wieder etwas mehr Sport, ging spazieren. Das Sodbrennen und die Übelkeit wurden besser, bis sie ganz verschwanden und es gab wirklich viele Tage, an denen ich eigentlich kaum merkte, dass ich schwanger war. Auch war der Bauch noch nicht so groß, dass er mir Beschwerden bereitete. Den Haushalt und Einkäufe konnte ich zum Beispiel problemlos alleine erledigen.
Kaum zu glauben, aber wahr: über den Diabetes kann ich fast dasselbe sage und sogar noch mehr:
Der Diabetes im zweiten Trimester
Zum Beginn meiner Schwangerschaft hatte ich leider einen HbA1c-Wert von 7,5%. Relativ zügig konnte ich ihn auf 5,1% herabsetzen. Im zweiten Trimester blieb er dann ganz stabil bei 5,2, %. Das ich ihn so stabil halten konnte, hatte mehrere Gründe.
Der Insulinbedarf im zweiten Trimester
Bei mir war es persönlich tatsächlich so, dass sich mein Insulinbedarf normalisierte. Ich nutze fast das gesamte zweite Trimester meine alte Basalrate wie vor der Schwangerschaft. Die Hypos wurden weniger und auch Blutzuckerschwankungen konnte ich kaum verbuchen. Um ehrlich zu sein, muss ich rückblickend fast gestehen, dass mein Diabetes nie so einfach zu handhaben war, wie im zweiten Schwangerschaftstrimester. Das ich das wirklich sage, wow. Denn im Ersten Trimester war ich mehr als einmal wirklich verzweifelt. Weinend und aufgelöst rief ich manchmal Peter an, weil ich nicht weiterwusste. Ich fragte mich, wie ich diese Tortur 9 Monate durchstehen sollte und habe den Diabetes oft verflucht und wirklich gehasst. Da ahnte ich noch nicht, dass es fast von einem Tag auf den nächsten besser werden würde, dass plötzlich alles einfacher werden würde. Darüber bin ich nach wie vor super glücklich. Ich schätze mal, dieses Glück hat auch nicht jeder in der Schwangerschaft. Manche machen das Chaos, das ich im ersten Trimester hatte, wirklich die gesamte Schwangerschaft durch. Andere wiederum fahren die ganze Schwangerschaft über mit ihrer Startbasalrate perfekt. Tja, Diabetes halt.
„Wie kriegst du solche Werte hin?„
Laut einer Studie von Battelino, Danne und Bergenstal aus dem Jahr 2019 sollte der Blutzucker während einer Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes 70% der Zeit im Zielbereich liegen (Zielbereich: 63 – 140 mg/dl | 3.5 – 7.8 mmol/L) ) Ich erreichte genau diese Werte die meiste Zeit über. Viele fragte deswegen: „wie schaffst du das bloß?“ Leider hatte ich keine besonders gute Antwort parat. Ich fragte mich vorher auch immer, wie Schwangere das schaffen, diese Zielwerte zu erreichen. Denn ich hatte das in den letzten 20 Jahren nicht geschafft, egal wie sehr ich mich anstrengte. Viele sagten dann einfach: „Wenn du schwanger bist, kriegst du das einfach hin. Es ist einfach so!“ Unbefriedigend, oder? Ich hasste diese Antworten und gebe sie heute selbst. Wie soll ich es erklären? Es ist einfach eine unfassbare Motivation zu wissen, dass man für ein zweites Lebewesen verantwortlich ist, sodass es plötzlich irgendwie klappt. Aber natürlich spielen auch noch andere Faktoren mit rein: Man ist sooft beim Arzt und beim Diabetologen und wird sooft kontrolliert und bekommt Hilfe und Tipps, alle helfen einem dabei diese Zielwerte auch wirklich zu erreichen und zwar so engmaschig, dass man fast keine andere Möglichkeit hat. Hat man dann noch das Glück, wie ich und die Hormone scheinen die Diabetes-Therapie zusätzlich positiv zu beeinflussen, ist es wirklich machbar diese Zielwerte zu erreichen, glaubt mir!
Sensor- und Katheterstellen
Im zweiten Trimester war mein Bauch wie gesagt noch nicht so groß. Deswegen hatte ich auch absolut keine Probleme Sensor- und Kathetersetzstellen zu finden. Das ging nach wie vor am Bauch super. Generell müsst ihr euch keine Sorgen machen, dem Baby damit zu schaden. So weit gehen die Kanülen, Sensorfänden und Nadeln sowieso niemals. Es kann höchstens für euch irgendwann unangenehm und nervig werden. Aber dazu komme ich dann im dritten Trimester.
Das einzige, was ich etwas merkte war, dass ich hier und da mal meinen Dexcom G6 kalibrieren musste. Das muss ich sonst eigentlich nie, weil das System bei mir wirklich super und fehlerfrei läuft. Jetzt kam es ein paarmal vor, dass ich größere Abweichungen hatte. Ich schätze aber, das liegt an meinem sehr engen Zielbereich und auch an dem veränderten Wasserhaushalt. Normalerweise habe ich keine Probleme mit Wassereinlagerungen, doch nun hatte ich ganz leichte Einlagerungen in Armen und Beinen. Kaum sichtbar, aber vielleicht ausstreichend, um den Sensor etwas zu irritieren.
Routine stellt sich ein
Eine Routine stellte sich aber nicht nur bei meiner Diabetes-Therapie ein, sondern im gesamten Schwangerschaftsalltag. Die Ängste und Sorgen werden etwas weniger. Ich schreibe bewusst weniger, weil sie natürlich nicht verschwinden. Manche Sorgen und Ängste verändern sich oder werden durch neue oder andere ersetzt. Irgendwas ist quasi immer. Dann noch die Hormone… aber auch an all das gewöhnt man sich. Man hat ja auch gar keine andere Wahl. Außerdem muss man auch während der Schwangerschaft so einiges erledigen, dass man manchmal gar keine Zeit hat, sich so große Gedanken zu machen. Was ich damit sagen möchte: Auch das wird alles erträglicher im zweiten Trimester. Ebenfalls zur Routine wurden die Arztbesuche.
Arztbesuche im zweiten Trimester
Ich musste weiterhin alle vier Wochen zu meiner Diabetologin. Dort wurde jedoch nur kurz Blutabgenommen, um meinen HbA1c-Wert und meine Schilddrüsenwerte zu kontrollieren. Die anschließende Absprache machten wir immer per Telefon. Da meine Diabetologin so sehr mit meiner Einstellung zufrieden war, gab es meistens gar nicht viel zu sagen. Auch beim Frauenarzt war ich alle vier Wochen. Jedes Mal bekam ich ein Ultraschall, auf dem ebenfalls immer alles gut aussah. Um die 16. SSW sprach meine Frauenärztin dann auch das erste Mal ihre Tendenz zu einem Geschlecht aus: ein Mädchen.
Abgesehen von der langen Wartezeit vor den Terminen konnte ich die ganzen Arzttermine also auch gut in meinen Alltag integrieren.
Dazu kamen dann noch die Termine bei der Feindiagnostik. Um die 20. SSW wird man mit einem Ty-1-Diabetes in der Regel einmal zur Kontrolle zur Feindiagnostik geschickt. Dort haben die Ärzte einfach nochmal bessere Geräte, mit denen ein vollständiges Organscreening gemacht wird. Hier wurde uns dann auch bestätigt, dass wir tatsächlich ein Mädchen bekommen werden. Wir mussten anschließend sogar noch öfter zur Feindiagnostik, da dann doch nicht alles zu 100% perfekt aussah.
Komplikationen?
Zur Feindiagnostik hätte ich in der 20.SSW durch meinen Diabetes also sowieso gemusst. Meine Frauenärztin fand das aber zusätzlich ganz gut, da sie fand, dass meine Plazenta etwas zystisch aussah. Genau das bestätigte auch der Arzt bei der Feindiagnostik. Ganze drei Mal fragte er mich, ob ich Blutungen gehabt hätte. „Nein.“ „Auch nicht in der Frühschwangerschaft?“ „Nein.“ „Wirklich nicht?“ Nein!“ Alles sah danach aus, als hätte ich in der Schwangerschaft einmal Blutungen gehabt haben müssen. Die Plazenta wirkte zystisch, unruhig und sah so aus, als hätte es schon mal eine leichte Ablösung gegeben. Doch das war nicht der Fall. Auch unser Baby war für die 20. SSW etwas klein und viel zu leicht, noch unter dem unteren Normalbereich. Deswegen musste ich ein zweites Mal zur Feindiagnostik. „Wir können momentan nichts anderes machen, als es engmaschig zu beobachten. Wohin die Reise geht, kann ich gerade nicht sagen.“
Beim zweiten Termin in der Feindiagnostik hatte unser Baby an Größe und Gewicht zugelegt, war aber nach wie vor sehr klein und leicht. Dieses Mal machte eher die Nabelschnur Sorgen. Sie schien nicht gut durchblutet zu sein. Also mussten wir erneut in zwei Wochen zur Kontrolle. Dann, endlich schien alles soweit in Ordnung. Die Nabelschnur machte einen normalen Eindruck, unser Baby war von Gewicht und Größe zwar immer noch recht klein, lag aber mittlerweile im Bereich der Normalkurve, wenn auch am unteren Ende. Die Plazenta sah „etwas ruhiger aus.“ Nur zu absoluter Sicherheit musste ich dann zum Ende des zweiten Trimesters ein letztes Mal zur Feindiagnostik. Dieses Mal lag unser Baby fast genau auf der Normalkurve, weswegen sich die Ärzte mit meiner unruhigen Plazenta einfach „arrangierten“.
So wenig Probleme mein Diabetes auch machte, desto mehr Schwierigkeiten hatte ich wegen meiner Schilddrüse. Seit 20 Jahren habe ich eine Schilddrüsenunterfunktion und nehme L-Thyroxin Tabletten. Meine normale Dosis reichte schon am Anfang nicht mehr aus und musste erhöht werden. Anschließend kontrollierte meine Diabetologin zusammen mit meinem HbA1c-Wert auch meinen Schilddrüsenwert, den TSH-Wert. Bei jeder Kontrolle stieg er jedoch mehr an und wir mussten die Dosis kontinuierlich erhöhen. Ich hoffe, dass das bisher keine Auswirkungen auf das Baby hatte.
Fazit
Das zweite Trimester war wirklich sehr viel angenehmer als das erste, auch wenn ich es am Anfang kaum glauben konnte. Aber ich bin unheimlich froh darüber! Und Achtung, Spoiler: es war auch angenehmer als das dritte Trimester. Noch befinde ich mich in Mitten des dritten Trimesters, sobald ich aber auch das geschafft habe, werde ich auch darüber berichten. Ich kann schon mal einen kleinen Ausblick geben: Es wird nochmal um Katheter- und Sensorstellen, meinen Insulinbedarf, die Entwicklung unseres Babys und ein paar neue Wehwehchen gehen.
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