Ein weiter Mensch, der in meinen Augen einen, nein, viele Orden verdient ist meine beste Freundin Sabrina. Seit über 10 Jahren ist sie nun schon an meiner Seite und wir haben eine Menge durchgemacht. Sie hat immer zu mir gehalten, auch wenn ich manchmal ziemlich kompliziert war und bin.
Aber nichts hat uns davon abgehalten zusammen das Abitur zu machen und zusammen in die Welt zu ziehen um zu studieren.
Sie war es auch, die mich damals fand, als ich ins Koma fiel. Sie fand mich, versuchte mich wach zu rütteln, rief den Krankenwagen und fuhr mit ins Krankenhaus. Als sie nach Hause geschickt wurde, ohne zu wissen, was mit mir ist, muss sie sich unglaublich einsam und verloren in dieser neuen Stadt, die wir beide nicht sonderlich mochten, gefühlt haben. Ich wäre es an ihrer Stelle gewesen und wäre wohl durchgedreht. Dafür bewundere ich sie wirklich!
Als sie mir Ihren Gastbeitrag schickte und ich ihn las, kamen mir die Tränen!
So eine Freundschaft findet man nicht überall und ich bin so dankbar, dass ich sie habe.
Diese Freundschaft geht unter die Haut – mit unserem gemeinsamen Tattoo, welches ich nach über 6 Jahren kein Stück bereue.
Sabrina:
Ich kenne Lisa seit über 10 Jahren und ihr Diabetes gehörte immer dazu.
Anfangs habe ich es nie als eine Krankheit wahrgenommen, dennoch wusste ich schnell, dass man immer ein bisschen auf sie aufpassen muss. Dass man am besten immer ein bisschen Traubenzucker dabei hat, falls sie eine Unterzuckerung bekommt. Das schadet nicht und viel Platz nimmt es ja auch nicht weg.
Wir haben fast unsere ganze Jugend zusammen verbracht. Wilde Partys mit eigenartigen Menschen, Alkohol und viel Spaß. Ich habe es dabei nie so empfunden, als hätte sie ein Problem und sie hat sich selbst auch niemals ausgeschlossen. Wir haben die besten Zeiten zusammen verbracht! Wir haben zusammen geweint und gelacht, haben immer zusammen gehalten. Uns konnte einfach nichts trennen.
Und ihr Diabetes war immer irgendwie dabei. Gestört hat er uns dabei nicht.
In der Schule saß sie einmal neben mir und hat sich Werte ausgedacht, denn sie hatte auf Probe eine Insulinpumpe bekommen. Ich fand das sehr skurril und erinnere mich noch wie ich sie fragte, wo sie die denn beim Schwimmen hin stecken würde. Ihre Antwort „an den Schlüpper!“ werde ich niemals vergessen.
Die Zeit in der Oberstufe war einfach toll. Wir haben „noch einmal“ eine Schulzeit zusammen verbracht. Es gab so viele Highlights in diesen 3 Jahren: Unser Spanisch-Unterricht, in dem wir nur Bahnhof verstanden haben. Auch da war ihr Diabetes immer dabei. Aus unserer Klasse wussten auch alle, dass sie ein Diabetiker ist. Gestört hat es aber auch hier niemanden.
2012 hatten wir beide endlich unser Abi in der Tasche: Studium! Das stand für uns beide fest. Mit ihr in Kassel in einer Wohngemeinschaft zu leben war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Den Platz im Kühlschrank habe ich gern für ihr Insulin hergegeben!
Ein Schock war es, als sie am 13. Oktober 2013 ins Koma gefallen war. Ohnehin war es ein hartes Jahr für mich und dann lag sie da auf ihrem Bett und reagierte nicht mehr. Genau vor diesem Szenario hatte ich immer Angst! Dass so etwas passieren würde hätte ich nie gedacht.
Ich wusste, dass sie nicht besonders gut mit ihrem Diabetes, ihrem Monster, umgegangen war, aber dass es so heftig war, dass sie es so vernachlässigt hatte, konnte ich gar nicht glauben.
Der Tag vor 2 Jahren kommt mir manchmal heute noch vor, als wäre es erst gestern gewesen. Die Notärzte, die sie nicht ins Krankenhaus bringen wollten, machen mich auch heute noch wütend. Als ich den Notarzt an dem Tag ein zweites Mal anrief, kam ich mir schon ziemlich dumm vor, aber es war genau richtig. Die Minuten bis der Rettungsdienst kam waren die längsten meines Lebens. Und dann wollten die mich nicht mitnehmen. Ich habe denen gesagt, dass ich Lisa nicht alleine lassen würde und solange an ihrer Seite bleibe, bis sie versorgt und in Sicherheit ist.
In der Nacht malten sich mir die schlimmsten Szenarien aus: Ich sah sie auf ihrer Beerdigung! Der Gedanke, dass ich womöglich nicht da gewesen wäre oder dass sie es nicht geschafft hätte, bereitet mir auch heute noch schlaflose Nächte.
Mir ist ein riesengroßer Brocken vom Herzen gefallen, als ich sie am nächsten Tag mit ihrem Freund im Krankenhaus besuchte und sie wach und ansprechbar war. Natürlich habe ich erst mal geheult.
Ihre Gründe, warum sie es hat schleifen lassen, kann ich verstehen. Wahrscheinlich hätte ich es auch gemacht, wenn ich die Diabetikerin wäre.
Deshalb kann ich ihr auch keinen Vorwurf machen. Sie weiß, wie schlimm es für alle war, dass es ihr so schlecht ging. Umso mehr freue ich mich, dass sie das jetzt so toll meistert. Ich bin stolz auf sie und wie sie mit ihrer Krankheit umgeht.
Denn natürlich ist es eine schlimme Krankheit, aber trotzdem kann sie damit leben. Und das macht sie großartig!
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