Seit sechs Tagen trage ich nun nicht mehr die OmniPod Patchpumpe ohne Schlauch, sondern die Minimed640g von Medtronic. Mit Schlauch. Ob es eine große Umstellung war und ob ich mit dem Schlauch zurechtkomme? Ja, das möchte ich euch heute und morgen erzählen und von meiner ersten Woche mit der Schlauchpumpe berichten. Zu allererst möchte ich euch aber erzählen, warum ich gewechselt habe und wie ich nun zu Pumpen mit und ohne Schlauch stehe.
Insulinpumpe? Nie im Leben!
Eigentlich wollte ich nie eine Insulinpumpe. Schon in der Schule hatte ich eine Klassenkameradin, die eine Pumpe trug und die immer wieder versuchte mir die Vorteile zu erklären. Ich sah aber nur die Nachteile: Ein Gerät, dass permanent an mir hängt, ein langer Schlauch mit dem man hängen bleibt, sich verheddert und der irgendwo aus der Kleidung lugt. Für mich in der Pubertät unvorstellbar!
Als ich 18 Jahre alt war überredete mich mein damaliger Diabetologe eine Pumpe probe zutragen. Denn mit dem Pen wollte meine Einstellung einfach nicht klappen, egal was wir versuchten. Widerwillig stimmte ich zu, nur um mich hinterher selbst bestätigt zu sehen: So eine Pumpe am Körper ist doof! Und genau so war es auch. Ich brachte die drei Monate hinter mich, mit genau so schlechten Werten wie zuvor und gab die Pumpe schließlich erleichtert zurück.
Die Wende
Seitdem ich mich seit 2014 wieder aktiv mit meinem Diabetes auseinandersetze, hat sich so einiges bei mir geändert. Für eine bessere Einstellung und ein leichteres Leben mit dem Diabetes würde ich nun eine Pumpe tragen, glaube ich. Als ich darüber nachdachte und noch haderte, sah ich die OmniPod Pumpe. Eine Insulinpumpe ohne Schlauch! Ich war sofort hin und weg und wusste: „Die oder keine!“ Als ich mit dem Wunsch zu meiner Diabetologin ging, war sie zwar froh, dass ich nun eine Pumpe wollte, aber auch etwas skeptisch wegen der Omnipod Pumpe. Ich solle doch erst mal alle Pumpen unter die Lupe nehmen und die ein oder andere Probe tragen. Nein! Ich wusste doch was ich wollte!? Also trug ich nur die OmniPod Pumpe zur Probe.
Mitte 2015 war es dann soweit und ich wurde auf die Pumpe eingestellt. In der ersten Nacht schlief ich kaum, die Pumpe störte und schmerze. Aber hey, es war die erste Nacht, da gewöhnt man sich noch dran. Das sagten mir alle. Ich war glücklich und liebte meine Pumpe. Doch es gab auch kleine Zweifel. Es gab nur wenige Stellen, an denen ich die Pumpe tragen konnte, ohne dass sie nach zwei Tagen beim Schlafen weh tat. Alle anderen, die ich mit dieser Pumpe kannte, hatten diese Probleme nicht. Also musste es an mir liegen und ich verdrängte die Probleme. Trug die Pumpe nur noch dort, wo sie nicht schmerzte. Perfekt.
Genau in der Woche, als ich meine Pumpe angelegt bekam, sah ich die Minimed 640g zum ersten Mal und fand sie unheimlich schick. Richtig cool! „Hm schade, ich glaube bei der hätte ich auch den Schlauch in Kauf genommen“ schoß es mir in den Kopf. Diesen Gedanken schob ich aber erstmal zur Seite. Ich hatte ja eine Pumpe. Meine Pumpe.
Leider wuchsen in den nächsten 1,5 Jahren meine Probleme mit dem Pod. Die Stellen, an denen ich ihn tragen konnte wurden immer weniger. Nicht zuletzt, weil ich noch eine Pflasterallergie entwickelte. Ich überlegte lange und meine Gedanken liefen auf Hochtouren. Wollte ich die Pumpe wechseln? Aber ich wollte damals doch unbedingt den Omnipod. Bin ich so wankelmütig? Kann ich mich nicht entscheiden? Oder komme ich doch nicht mit Pumpen zurecht? Wäre es mit einer anderen Pumpe besser? Andere Pumpe? Keine Pumpe? OmniPod? Ich wollte den Pod nicht so einfach aufgeben.
Das CGM-Urteil
Im Sommer 2016 kippte ich dann gleich zwei Mal in zwei Wochen um und ich verlor meine Motivation. Ich bekam Angst. Angst vor Unterzuckerungen, Angst vor Insulin, auch Angst vor meiner Pumpe.
Als dann das Urteil gefällt war und die Sensoren zur kontinuierlichen Glukosemessung Kassenleistung wurden, dachte ich „jetzt oder nie“. Ich war furchtbar nervös, als ich bei meiner Diabetologin saß und ihr erklärte, dass ich mit dem Pod doch nicht so glücklich war, wie es nach außen immer schien. Ich würde gerne zu einer anderen Pumpe wechseln. Zu einer Schlauchpumpe.
Sie willigte ein, die Prozedur mit mir durchzumachen und den Wechsel und auch gleich das CGM zu beantragen.
7 Monate war es ein Hin und Her. Doch jetzt sitze ich hier und trage schon seit fast einer Woche die Minimed640g.
Ein kleiner Spoiler für morgen:
Ich bin wirklich glücklich. Wirklich! Es ist zwar ein ganz anderen Gefühl, aber es war die richtige Entscheidung – für mich!
Ich musste erkennen, dass nicht jede Pumpe für jeden Menschen gemacht ist und das es ein Prozess ist, die richtige Pumpe für einen zu finden. Hätte ich mir am Anfang etwas Zeit und Geduld genommen, hätte ich mir auch andere Pumpen angesehen und kurz getragen, dann hätte ich vielleicht gemerkt, dass der Pod und ich nicht so gut zusammenpassen, wie ich es mir gewünscht habe.
Der OmniPod ist eine tolle Pumpe, versteht mich nicht falsch. Für jeden, der sich absolut keine Schlauchpumpe vorstellen kann, ist das eine super Lösung. Es gibt so viele, die mit dem OmniPod zufrieden sind und sagen, dass sie nie wieder eine andere Pumpe tragen wollen. Lange dachte ich, ich gehöre dazu. Ich wollte es so gerne. Nur musste ich lernen, dass es ein größerer Findungsprozess zur „perfekten Pumpe“ ist. Es gibt wohl nicht die perfekte Pumpe, nur die perfekte Pumpe für einen selbst und das sollte gut durchdacht sein. Und ich glaube, nun habe ich die Pumpe gefunden, die ein klein wenig besser zu mir passt, die für mich vielleicht perfekt ist.
Lindler Franzi meint
Die Pumpe egal welche ist eine sehr zeitaufwendig
u.manchmal sehr frustrierende Sache egal ob im normalen Leben od.eben beim Sex
Nicht jeder Partner akzeptiert das daher auch meine
vielen Trennungen !!
Warum gibt es in der heutigen Medezin nicht was
Besseres ??
Julia meint
Hallo Lisa,
hast du in der Zwischenzeit deine Krankenkasse gewechselt? Gab es Probleme bei der erneuten Pumpengenehmigung? Ich habe gehört, dass es Probleme gibt, wenn man schon einmal eine Pumpe zurückgeschickt hat und dann doch erneut eine beantragen möchte.
Liebe Grüße
Martin Schürmann meint
Hallo!
Schön und aufschlussreich beschriebene Erfahrungen! Mein Lob dafür!
Bin selbst bin seit 2005 Pumpenträger (Minimed Paradigm zuletzt VEO ohne CGM).
Leider auch stark schwankende Werte und viel zu viele Hypos! Habe vieles ausprobiert, auch Freestyle Libre…
Meine Fragen, die sich mir aufdrängen: So gut die Möglichkeiten der 640g… auch sind, wie stehts mit der Logistik und Liefergarantie seitens Medtronic; werden die Kosten für das sehr aufwendige und sehr teure Equipment übernommen? (bin Privatpatient und Beihilfeberechtigter…)
Wie sieht es aus, wenn man z.B. bereits ein Jahresabo gebucht hat und dieses von der Krankenkasse und in meinem Fall von der Beihilfe übernommen wurde, zusätzlich wegen eines Auslandsaufenthalts (Urlaub o.ä.) weiteres Pumpenzubehör benötigt? Die Empfehlung des Herstellers besagt ja, dass man für die Dauer eines entsprechenden Aufenthalts immer mindesten die doppelte Menge an besagtem Equipment mitführen sollte.
Ich bezweifle, dass a) Medtronic zeitnah liefern kann und b) die Kostenträger hier zusätzlich die Kosten übernähmen.
Hast Du da Erfahrungen?
Besten Dank und beste Grüße!
Martin Schürmann
Lisa meint
Hallo Martin,
die Minimed 640g wird wie jede Pumpe übernommen, genauso wie das CGM. Wie das bei Privatpatienten im Detail ist, weiß ich allerdings nicht, da müsstest du einfach mal deine Kasse fragen.
Liebe Grüße
Lisa
Christiane meint
Schön das ein Wechsel geklappt hat. Wirst du die automatische Hypoabschaltung verwenden?
Du hattest geschrieben, dass du eine Pflasterallergie entwickelt hast. Wie hat sich das geäußert? Ich muss gerade eine Pumpenpause machen, weil meine Haut sich gegen Katheter und Sensorpflaster gewehrt hat. Aber mit de ICT läuft es erwartungsgemäß nicht.
Lisa meint
Hallo Christiane,
Ja, ich benutze die Hypoabschaltung. Darüber schreibe ich morgen 😉
In dem beitrag findest du ein Foto von meiner Allergie: https://lisabetes.de/diabetes-ich-kuendige/ Die haut war aufgesprungen und es nässte. Teilweise eiterte es richtig. Eine Wunde ist mittlerweile 4 Monate alt und immer noch zu sehen.
Bei der Minimed640g und dem Enlite Sensor habe ich keine Probleme, auch nicht mit dem Libre.
Christiane meint
Deine Wunde von damals erinnert mich an das was ich zurzeit mit den Enlite Sensoren durchmache oder gemacht habe. Ich musste sogar compeed Blasenpflaster drunter kleben damit ich die tragen konnte. Mache zurzeit eine Pumpenpause. Aber das klappt mit Toujeo und Humalog via Pen gar nicht. Mein Diabetologe meinte -nicht zu mir direkt- das ich eigentlich kein Patient für eine Pumpe mit Sensor bin. Meine Werte sind so gruselig hoch zurzeit das ich sehr auf meinen Hba1c gespannt bin. Über 8 liege ich sicher und auf seinen ‚Lösungsvorschlag‘ erst recht. Ich bin sicherlich nicht die einzige Patientin mit Kleberproblemen. Obwohl ich so dargestellt werde. ?
Ulrike Kistner meint
Hallo Christiane,
waren die Messungen mit dem Enlite und dem compeed Blasenpflaster genau, -bei Medtronik heisst es ja man dürfe die Sensoren nicht durch etwas hindurchschiessen. Wie hast du den Sensor gesetzt? Ich bin total verzweifelt, da ich jetzt endlich die neue Pumpe und die Enlite-Sensoren habe,- doch ich reagiere auf die Pflaster genauso mit Juckreiz und nässenden Bläschen wie vorher beim Freestyle Libre…
Es wäre toll, wenn du mir einige Infos zukommen lassen könntest!
Danke
L.G. Uli
Miki meint
Schön ,ich bin gespannt. Ich habe schon einige Male versucht, eine/n Süße/n von der Pumpe an sich zu überzeugen, aber das funktioniert nicht, man muss selbst wollen…
Für mich wäre so eine Klebe-Pumpe nix… 😉
Anne meint
Schön das du deine perfecte Pumpe gefunden hast!
Ich bekomme wahrscheinlich eine Pumpe in einige Monate.