Heute vor einer Woche wurde mir die Mimimed 640g angelegt und der OmniPod endgültig ausgeschaltet. Zumindest, wenn die Krankenkasse in sechs Monaten der Meinung ist, das mir die 640g besser tut, als der OmniPod.
Die Entscheidung zu einer Schlauchpumpe zu wechseln fiel mir am Anfang gar nicht so leicht, aber ich hatte das Gefühl, dass der Pod und ich einfach nicht zusammen passen, wie ich euch gestern schon erzählt habe. Während des Wartens und bangen auf die Antwort der Krankenkasse wurde meine Vorfreude dann aber immer größer, bis ich am Ende fast platzte vor Nervosität.
Letzten Freitag war es dann endlich soweit. Wie es mir seitdem mit der Umstellung auf eine Schlauchpumpe ergangen ist möchte ich euch heute erzählen.
Die erste Begegnung
In einer vierstündigen Einzelsitzung wurde mir nicht nur die Minimed 640g, sondern auch gleich der Enlite Sensor angelegt. Denn auch den hat meine Krankenkasse für die nächsten sechs Monate genehmigt.
Ich sog alles gespannt in mich auf und wollte unbedingt alles wissen und erfahren. Das erste Setzen des Katheters lief auch ganz gut, aber beim Setzen des Sensors hatte ich zuerst Probleme. Ich war so ungeduldig, dass ich die Setzhilfe sofort nach dem Auslösen wegzog. Ein Fehler wie sich sofort zeigte. Der Sensor saß noch nicht richtig. Typisch Lisa, die Ungeduld in Person.
Beim zweiten Sensor, den ich gegenüber des Katheters in den Bauch setzen lief dann alles gut.
Nach der Schulung ging es erst mal nach Hause und dort angekommen zeigte ich meinem Freund ganz stolz meine neue Pumpe und alles, was ich dazu bekommen hatte. Ein ganz schöner Haufen an Zeug und Unterlagen, die ich erst mal sortierte und nochmal durchschaute. Die Pumpe legte ich für den restlichen Tag kaum aus der Hand.
Die Bedienung
Das Display ist schön hell beleuchtet und in Farbe. Zwar muss man sich einmal durch das Menü klicken, aber wenn man immer mal wieder hineinschaut, hat man ziemlich schnell einen Überblick, welche Funktionen es gibt und was man wann benötigt. Es sind genügend Knöpfe, dass man sich schön und schnell im Menü bewegen kann. Bei mir hat es ca. zwei Tage gedauert bis ich, ohne nachzulesen, wusste wo ich was machen kann. Ich bin aber auch jemand, der sich sehr für technische Geräte interessiert und solange daran herumgedrückt und alles ausprobiert, bis jede Funktion sitzt. Da habe ich gar keine Berührungsängste. Mir macht so etwas unheimlich Spaß. Die vielen Symbole und Statusmeldungen sind relativ einfach und man lernt schnell, was die einzelnen Symbole bedeuten. Wenn ich genau darüber nachdenke, dann ist das ganze auch nicht so anders als beim OmniPod.
Hypoabschaltung und SmartGuard
Schon einige Stunden nachdem mir die 640g angelegt wurde, hatten wir eine Verabredung und fuhren zu Ikea. Perfekt, um die Pumpe gleich auf die Probe zu stellen. Prompt blieb ich mit der Pumpe so am Anschnallgurt des Autos hängen, dass sie mir aus der Tasche flog und im Freien herumbaumelte. Mir blieb kurz das Herz stehen. Es war aber nichts passiert. Weder der Pumpe, noch dem Katheter.
Gerade als wir Ikea wieder verlassen wollten, meldete sich meine Pumpe piepsend und vibrierend zu Wort. Gespannt, was sie mir sagen wollte, guckte ich auf das Display. „Warnung vor niedrig. Basalrate gestoppt“. Als ich meinen Blutzucker testete, lag dieser 3 mg/dl unter dem Wert vom Sensor und es war tatsächlich noch Insulin aktiv, sodass ich ohne diese Warnung und das Stoppen sicherlich in einer Unterzuckerung gelandet wäre. Mein Herz machte einen Hüpfer. Wie cool war das denn? Es funktionierte tatsächlich so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Auch in den darauffolgenden Tagen und Nächten warnte mich die Pumpe immer wieder vor niedrigen Werten und schaltete sich ab. Den meisten Unterzuckerungen konnte so auch vorgebeugt werden. Zwei bis drei Unterzuckerungen musste ich in der letzten Woche mit Zuckerzufuhr behandeln, das ist für mich sogar relativ wenig.
In der Nacht scheint es bei mir auch einen Knackpunkt zu geben. In mehreren Nächten schaltete sich die Pumpe zwischen 3 und 4 Uhr aus. Da muss definitiv noch etwas an der Basalrate gearbeitet werden. Manchmal ist die Pumpe in der Nacht aber auch so lange aus, das ich am Ende bei 170-190 mg/dl lande. Das ist ein Punkt, den ich in den nächsten Schulungen noch ansprechen muss.
Setzen des Enlite- Sensors und der ISIG-Wert
In der ersten Nacht weckte mich die Pumpe ebenfalls gegen drei Uhr, weil ich zu niedrig war. Verschlafen drückte ich „ok“ und schlief schnell weiter. Sie vibrierte später noch einmal, mit derselben Warnung. Wieder ein Handgriff zur Bestätigung, umgedreht und weitergeschlafen. Als sie dann das dritte Mal piepste, wurde ich skeptisch. Wenn ich nun seit 1,5 Stunden niedrig war, warum merkte ich dann nichts? Die Pumpe zeigte mittlerweile auch einen Wert von 68mg/dl an. Als ich jedoch meinen Blutzucker testete lag dieser bei 170. Irritiert schaltete ich die Basalrate wieder ein. Am nächsten Morgen war die Abweichung immer noch so groß (+100mg/dl) und die Pumpe melde andauernd einen Alarm, der aber nicht gerechtfertigt war. Ich checkte den ISIG-Wert des Sensors. Der lag mittlerweile bei 4. Na großartig. Ich hatte doch gestern gelernt, dass er zwischen 100 und 10 liegen soll (der ISIG-WERT misst die Ströme in der Gewebeflüssigkeit). Und jetzt? Ich laß etwas nach, suchte im Internet und schrieb mit Freunden, die den Sensor schon länger tragen. Auf Anraten den Sensor neu zu starten tat ich dies. Drei Mal. Aber der ISIG- Wert wollte einfach nicht wieder auf 10 oder höher steigen und alle Kalibrierungsversuche blieben durch die große Abweichung erfolglos.
So setzte ich am Mittag einen neuen Sensor, dieses Mal am Oberarm. Mir wurde gesagt, dort würde es besser funktionieren. Am besten sei es sogar, wenn der Sensor auf einer imaginären Linie mit der Pumpe sitzt.
Außerdem ist es schön, wenn man den Sensor mit einer Hautfalte setzt. Wenn der Sensor sitzt, soll man viel trinken, damit der Sensor im Gewebe immer genug Flüssigkeit zur Verfügung hat.
Mit dem Kalibrieren musste ich mich dann etwas zurückhalten, denn wenn man ihn öfter als vier Mal am Tag kalibriert, soll sich das ebenfalls negativ auf den Sensor auswirken.
So habe ich mich mittlerweile darauf eingestellt, den Sensor drei Mal zu kalibrieren. Hierbei ist wichtig, dass die Werte bei der Kalibrierung stabil sind. Ich mache das also immer morgens nach dem Aufstehen, am Nachmittag (wenn es passt und die Werte stabil sind) und nach dem Abendbrot.
Blutzucker und Sensorglukose „SG“
Seitdem ich all diese Dinge beachte läuft es mit dem Sensor richtig gut. Hin und wieder habe ich mal eine Abweichung von bis zu 20mg/dl, aber das liegt im Rahmen. Meistens beträgt meine Abweichung nur um die 3-10mg/dl. Was mich dann auch wieder etwas verwirrt, wenn man bedenkt, dass der Gewebszucker dem Blutzucker 5 – 10 Minuten hinterher hängt und eine Standartabweichung von 15% normal ist. Aber darüber will ich mich nun wirklich nicht beschweren.
Tragekomfort
Das ein oder andere Mal bin ich schon mit der Pumpe hängengeblieben, aber passiert ist bisher nichts. Ich denke, dass man sich daran einfach gewöhnen muss. Als ich den OmniPod bekam, bin ich am Anfang auch andauernd gegen Türrahmen gelaufen.
In der Nacht merke ich die Pumpe gar nicht. Meistens lege ich sie einfach neben mich. Wenn ich mich umdrehe oder herumwälze, kommt sie einfach mit. Zwar muss ich dann manchmal nach ihr suchen, aber weit kann sie ja nicht kommen.
Tagsüber trage ich sie meistens am Hosenbund, dass ist schon etwas gewöhnungsbedürftige, muss ich gestehen. Da ich meistens etwas längere Pullover trage die vorne Taschen haben, stecke ich sie auch oft dort hinein. Da merke ich sie absolut gar nicht. Eine andere Lieblingsstelle, die mir von vielen empfohlen wurde (Dia-beat-this 😉 ), ist mittig im BH, oder auch einfach im Ausschnitt meines Oberteils. Da ist sie schnell griffbereit und stört auch gar nicht. Dass sie dort für jeden sichtbar ist, stört mich nicht. Es kommt nun auch schon vor, das ich die Pumpe suche „wo habe ich sie hingesteckt?“.
Besonders angenehm empfinde ich aber trotzdem das Duschen. Pumpe abklemmen und fertig. Als ich gestern nach dem Duschen niedrig war, ließ ich die Pumpe eine halbe Stunde ab und da fühlte ich mich dann doch frei. Obwohl ich mich vorher nicht „gefangen“ gefühlt habe, war das ein gutes Gefühl. Die Pumpe wieder anzulegen, machte mir aber trotzdem nichts aus.
Fazit
Nach der ersten Woche würde ich behaupten, dass der Wechsel die richtige Entscheidung war. Ich komme mit dem Schlauch erstaunlich gut zurecht. Er stört mich kaum. Auch nicht in der Nacht. Die Tragemöglichkeiten reichen mir vollkommen aus und es macht Spaß, sich mit der Pumpe zu beschäftigen. Die Hypoabschaltung und der SmartGuard haben mich schon vor einigen Unterzuckerung bewahrt und auch vor hohen Werten kam das ein oder andere Mal eine Warnung.
Laut Pumpe lag ich die letzten Tage 95% im Zielbereich. So etwas ist bei mir wirklich eine Besonderheit. Obwohl ich bisher nichts an der Basalrate geändert habe sind meine Werte stabiler als zuvor.
Obwohl das Libre einen sehr gut auf das CGM vorbereitet und man bereits mit der Datenmenge und den Graphen vertraut ist, habe ich noch einiges zu lernen. Deswegen habe ich auch noch in den nächsten Wochen einige Schulungstermine, in denen mir alles noch genauer erklärt wird und meine Basalrate und meine Faktoren werden genauer unter die Lupe genommen und gegebenenfalls angepasst. Ich bin sehr zufrieden und mir macht das alles Spaß. Vielleicht bin ich diabetestechnisch endlich angekommen.
Zu Teil 1: Vom OmniPod zur Minimed640g – Meine Pumpengeschichte
Susanne meint
Hey Lisa
Bin über Google auf deinen Block gestoßen und er gefällt mir wirklich sehr gut.
Ich war lange gegen eine Pumpe, aber habe letztes Jahr dann doch beschlossen es mal auszutesten. Habe mich dann für sen Omnipod entschieden, weil ich etwas Angst vor dem Hängenbleiben durch den Schlauch habe. Trage den Pod jetzt erst seit zwei Tagen, aber so wirklich glücklich bin ich nicht. Weshalb ich mich jetzt natürlich Frage, ob ich vielleicht doch lieber auf eine Pumpe mit Schlauch wechseln sollte (falls die Pumpe überhaupt das richtige für mich ist). Wie schwer ist denn die Schlauchpumpe? Also, spührt man, dass da was an der Hose klemmt?
Auf jeden Fall freu ich mich sehr deinen Block gefunden zu haben. 🙂
Susanne
Susanne Köck meint
Das ist ein super Erfolg die 64G ist sehr empfehlenswert. Der Schlauch stört auch fast nicht. ? Weiter mit viel Erfolg! Du schaffst das. Lg Susi
Rike meint
Hi Lisa,
Dieser Beitrag wurde mir empfohlen, weil mein Arzt mir rät, nach 5 Jahren OmniPod auf eine Schlauchpumpe zu wechseln. Meine Bedenken sind weniger diabetesverwandt als wegen des Tragekomforts, vielleicht hast du da ja schon Erfahrungen. Und zwar hab ich zwei Punkte:
– machst du die beim Umziehen ab? Sonst muss man sich ja quasi mit einer Hand aus- und anziehen und das Gerät ständig durch irgendwelche Pullis durchstecken…
– und etwas privater, aber vielleicht kannst du ja doch helfen (oder per Mail antowrten?). Folgt sie dir beim Sex genauso wie beim Schlaf oder heißt es auch da, lieber abkoppeln?
Auf jeden Fall hat mich dein Bericht etwas beruhigt und ich sehe den Wechsel nicht mehr ganz so kritisch. Danke dafür!
LG Rike
Lisa meint
Hallo Rike,
ich kann deine Bedenken absolut verstehen. So ging es mir vorher auch und auch jetzt nach zwei Wochen Schlauchpumpe immer noch ein bisschen.
Beim Anziehen lege ich sie entweder auf Bett, in den Schrank oder irgendein Regal und koppel sie aber nicht ab, da ist der Schlauch lang genug um sie hinzulegen und sich umzuziehen. Aber du könntest sie auch genau so gut ablegen. Das ist ein Handgriff und geht unheimlich schnell. Unkomplizierter währe das Umziehen dann auf jeden Fall.
Ich muss ehrlich gestehen, dass die Sexfrage eine meiner Hauptgründe war, warum ich mich für den OmniPod entschieden habe. Ich hatte Angst, dass die Pumpe mit Schlauch dabei stört und das Abkoppeln jegliche Spontanität und Romantik zerstört. Aber mein Partner und ich sind uns nun einig, dass es mit der Schlauchpumpe sogar noch einfacher ist. Ich koppel sie vorher hab und das geht so schnell, dass es gar nicht auffällt oder irgendwas an der Situation zerstört. Da dauert das ausziehen des BHs definitiv länger 😉 😀
Ich bin immer noch etwas skeptisch und habe Situationen, in denen ich vergesse das ich da einen Schlauch habe und mir die Pumpe dann am bauch herunterbaumelt oder ich nicht weiß wohin damit, aber es ist nicht so nervig, dass ich mich darüber aufrege. Ich glaube wirklich, dass es etwas Zeit braucht, man sich aber sehr gut daran gewöhnen kann.
Liebe Grüße
Lisa
Katja Getzlaff meint
Hallo Lisa,
Ich trage das Dexcom G4, mir wurde gesagt, ich soll nicht kalibrieren, wenn der BZ steil nach oben, oder unten geht. Also eher wenn er gerade stabil ist.
Vielleicht hilft Dir das weiter?
Liebe Grüße Katja
Lisa meint
Genau, so ist auch die Anweisung beim Enlite. Deswegen mache ich es immer morgens nach dem Aufstehen, Nachmittags (wenn Werte stabil) und kurz vor dem Schlafengehen. Da sind sie eigentlich immer stabil. Also weder fallend noch steigend.
Stefan meint
Hi Lisa,
das klingt doch gut. Klasse, dass es jetzt doch noch geklappt hat und dass es in der ersten Woche so gut gelaufen ist. Ich denke du wirst den Schlauch ganz schnell kaum noch wahrnehmen und in 6 Monaten die KK davon überzeugen können, dass es die richtige Entscheidung war.
Im Rahmen meines Antrages auf Kostenübernahme wäre ich auch gerne auf die 640G mitsamt CGM umgestiegen. Da hat die Kasse aber nicht mitgespielt weil meine Veo erst 3 Jahre alt ist. Damit hatte ich aber gerechnet und das ist für mich absolut ok. Immerhin übernimmt sie jetzt die Kosten für mein Dexcom und das kann ich auch sehr empfehlen.
Das Gefühl der Sicherheit, das einem ein CGM gibt, kann man wohl nur nachempfinden, wenn man es selbst ausprobiert hat.
Viel Erfolg mit dem neuen Duo.
LG Stefan