Letzte Woche habe ich über die Dinge geschrieben, die man von Ärzten und Diabetesberatern so oft erklärt bekommt, dass man sie am Ende wahrscheinlich im Schlaf murmelt.
Bei der Diagnose Diabetes bekommt man so viele Informationen, dass einen schon nach kurzer Zeit der Kopf raucht – und die Diagnose alleine muss auch noch verarbeitet werden. Dazu bleibt oft kaum keine Zeit
Aber es gibt auch Dinge, die einem als Diabetes-Frischling nicht gesagt werden. Dinge, die die meisten von uns erst nach und nach erfahren. Im Alltag mit Diabetes, mit den Jahren. Was ich mir damals gewünscht hätte? Was mir niemand gesagt hat? Was ich in den letzten 16 Jahren mit Typ 1 Diabetes gelernt habe?
Der normale Tonus nach der Diagnose ist, dass dir gesagt wird, dass Diabetes heute nicht mehr bedeutet viel von seiner Lebensqualität einzubüßen. Du kannst normal essen, wann und so viel du willst. Auch in deiner Freizeit und im Beruf kannst du so gut wie alles tun, wonach dir der Sinn steht. Das stimmt auch alles. Aber es wird dennoch Momente geben, in denen du den Diabetes verfluchen willst, ihn loswerden und gegen eine Wand klatschen möchtest.
Keine Panik! Das ist vollkommen normal. Solche Momente kennen wir alle und die gehen auch wieder vorbei!
Die ersten Wochen wird dir alles ganz genau erklärt. Was die Ursachen & Symptome einer Unter- und Überzuckerung sind und wie du sie behandelst. Wie du dein Essen berechnest und wie du dich beim Sport zu verhalten hast.
Das ist ja alles schön und gut und wirklich wichtig zu wissen, aber kein Diabetes ist wie der andere.
Meine Diabetologin sagt immer: „Diabetes ist wie eine Wundertüte, man weiß nie, was man als nächstes bekommt – und warum“. Es stimmt. Mit den gelernten Regeln und deinem Wissen kannst du super mit deiner Krankheit umgehen und jede Situation meistern. Doch auch hier gibt es Momente, in denen dein Diabetes einfach mal etwas tut, wozu er Lust hat und was du dir einfach nicht erklären kannst. In so einer Situation hilft nur eins: Ruhe bewahren und so lange probieren, bis es hinhaut.
Dir werden alle Sachen über den Diabetes beigebracht und ab sofort bist du absoluter Experte auf dem Gebiet. Aber was ist mit deinem Umfeld, deiner Familie und den Freunden? Tja, die sind in der Regel genau so schlau wie vorher. Stell dich also darauf ein jede Menge Fragen gestellt zu bekommen. Immer und immer wieder. Auch hier gilt: Ruhe bewahren.
Es kann sein, dass du die absolute Attraktion bist, aber genau so gut ist es möglich, dass sich sogar der ein oder andere von dir abwendet. Lass dich davon nicht entmutigen. Gehe immer offen und locker mit deiner Krankheit um, dann können es die anderen auch.
Im Krankenhaus fällt es einem kaum auf, denn immer wird alles sofort ordnungsgemäß im Mülleimer entsorgt. Doch schon nach den ersten Wochen zu Hause wirst du feststellen, dass sich bald überall Teststreifen finden lassen. In deinem Bett, unter deinem Bett, in jeder Möglichen Jacken- und Hosentasche, in der Schulfedermappe, der Handtasche und im Rucksack. Beim Saugen wirst du dich noch wundern, wo Teststreifen sich überall hin, rein, drunter, drüber und dazwischen mogeln können.
Am besten stellst du dir auf den Nachttisch einen kleinen Tischmülleimer. So kannst du zumindest an einigen Orten der Teststreifenmassenzüchtung entgegenwirken.
Egal wohin es geht und wie lange der Trip dauert. Ab sofort bist du immer der- oder diejenige, mit der größten Tasche, dem größten Rucksack und den größten Koffer. Du musst ja auch an vieles denken. Und vorsichtshalber hat man dann von allem etwas dabei und am besten noch etwas als Ersatz und Reserve.
Unterzuckerungen sind gemein. Nicht selten entstehen hierbei die berühmten „Fressattacken“. Hin und wieder muss das auch sein, mach dich da nicht verrückt. Aber vermeide es in so einem Zustand einkaufen zu gehen. Das könnte böse auf den Geldbeutel schlagen und hinterher wunderst du dich, was du da alles gekauft hast. In dem Moment erscheint einfach alles lecker und du glaubst, dass du ohne es zu kaufen nicht mehr lange überleben wirst.
Heutzutage ist Spontanität bei Diabetes keine große Sache mehr. Eigentlich kannst du alles machen, was dir in den Kopf kommt. Dennoch kannst du nicht einfach gedankenlos in ein Abenteuer laufen. Auch hier musst du etwas organisieren und planen. Darin wirst du aber schon bald ein Meister sein. Du weißt sofort, was und wie viel du für einen Ausflug brauchst, ob du die Basalrate erhöhen oder verringern musst. Aber du musst es tun!
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