Das mein Blog so viele Leser erreicht, hätte ich Anfang 2014 niemals zu träumen gewagt. Eigentlich sollte es auch nur eine Selbsttherapie werden. Schreiben hilft mir Dinge zu verarbeiten und so sollte es auch mit dem Diabetes sein, der Ende 2013 eine ganz neue Rolle in meinem Leben einnahm.
Bislang hatte ich immer geglaubt, mit meinen Problemen allein zu sein. Zwar kannte ich ein paar Diabetiker, aber die kamen alle hervorragend mit ihrer Krankheit zu Recht. Weil ich mich beim Hba1c Vergleich immer fühlte wie ein Versager, ließ ich den Kontakt mit anderen Diabetikern einschlafen und erstickte jede Unterhaltung über meine Krankheit im Keim.
Auch teste ich meinen Blutzucker nicht mehr und spritze mich nur noch, wenn es mir schlecht ging.
Es kam, wie es kommen musste. Im Oktober 2013 fiel ich ins ketoazidotisches Koma.
Gut gemacht, Lisa.
Durch meinen Blog erkannte ich endlich, dass ich nicht alleine war.
Das meine Probleme sogar die Probleme von vielen sind und das es nicht an einer mangelnden Intelligenz lag.
So wie es Leute gibt, die hervorragend mit ihrem Diabetes leben, gibt es eben genau so auch Leute wie mich. Die, die immer mal wieder ins Straucheln geraten.
Ich war wirklich überrascht, wie vielen es anscheinend gefiel was ich so schrieb.
Noch mehr bin ich jedes Mal überrascht, wenn Leute aus meinem privaten und direkten Umfeld meinen Blog lesen. Besonders bei denen, die kein Diabetes haben.
Peinlich berührt auf der einen Seite, aber auch etwas emotional ergriffen und stolz auf der anderen Seite (nicht Stolz auf den Blog, sondern darauf, so tolle Freunde zu habe). Dass Freunde, obwohl sie mit der Krankheit nichts am Hut haben, meinen Blog lesen, berührte mich wirklich. Es zeigte Interesse. Und da ich eigentlich sowieso immer davon ausgehe, das mein Leben relativ langweilig ist und selten etwas Erzählenswertes passiert, war es eine kleine Überraschung, dass es doch für viele interessant zu sein schien.
Von vielen, die meinen Blog lesen, den Diabetes aber gar nicht so gut kennen, bekomme ich immer wieder Fragen, was dies oder das bedeutet. Deswegen hatte ich schon vor einiger Zeit ein kleines Diabetes-Lexikon erstellt.
Heute möchte ich, wegen erneuter Fragen, noch mal ganz kurz erklären, was Typ 1 Diabetes überhaupt ist.
Diabetes Typ 1, 2, 3 und 4
Es gibt verschiedene Formen des Diabetes. Die bekannteste Form ist dabei der Typ 2 Diabetes, der oft auch „Alters-Diabetes“ genannt wird. Das liegt daran, dass zumindest früher oft nur ältere Menschen an diesem Typ erkrankten. Die Ursachen des Typ 2 Diabetes sind vielfältig. So kann die Bauchspeicheldrüse, die das Insulin produziert, im Alter einfach schwächeln. Es kann aber auch genau so gut sein, dass die Bauchspeicheldrüse nicht mehr mit der Insulinproduktion hinterher kommt, weil der Mensch an Übergewicht leidet. Oder der Körper hat eine Insulinresistenz entwickelt. Das heißt, dass Insulin produziert wird, und zwar in rauen Mengen, aber die Zellen daran „übersättigt“ sind und es nicht mehr „aufnehmen“.
Der Lebensstil kann hier also eine Rolle spielen, muss er aber auch nicht unbedingt. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Veranlagung.
Einige Formen des Typ 2 Diabetes lassen sich also durch einen gesünderen Lebensstil verbessern oder sogar „heilen“.
Bei einigen Patienten reicht also eine Ernährungsumstellung, oder die Einnahme von Tabletten. Es kann aber auch dazu kommen, dass die Patienten sich ihr Insulin spritzen müssen.
(Anm.: Ich möchte hier keine Diskussion über Typ 2 Diabetes entfachen, denn genau genommen bin ich hier selbst nur ein Laie. Deswegen das „heilen“ in Anführungszeichen 😉 )
Typ 1 Diabetes…
ist grob genommen erst mal eine ganz andere Erkrankung. Während Typ 2 Diabetes eine Stoffwechselerkrankung ist, ist Typ 1 Diabetes eine Autoimmunerkrankung.
Durch einen angeborenen Gendefekt haben die Betroffenen Anti-Körper in ihrem Blut. Diese Anti-Körper greifen nun die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an, weil sie diese für Krebszellen halten und zerstören sie. Danach ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr in der Lage Insulin zu produzieren. Nie mehr. Man ist ein Leben lang darauf angewiesen sich das Insulin von außen zuzuführen.
Wie genau und warum dieser Typ ausbricht ist bis heute noch nicht genau geklärt.
Die Betroffenen bekommen Typ 1 Diabetes meistens im Kindes- und Jugendalter und leiden vor der Diagnose oft an Untergewicht.
Symptome sind dabei sehr häufiges Wasserlassen, enormer Durst und Gewichtsabnahme.
Typ 3 Diabetes…
wird meistens durch andere Erkrankungen, Operationen oder Entzündungen hervorgerufen. Klar, wird einem die Bauchspeicheldrüse auf Grund einer Krankheit entfernt, kann auch dieser Körper kein Insulin mehr produzieren.
Unter Typ 4 Diabetes…
versteht man den Schwangerschafts-Diabetes. Der nach der Schwangerschaft meistens (jedoch nicht immer) wieder verschwindet.
Bauchspeicheldrüse? Insulin? Glukose? Wofür ist das gut?
Jeder Mensch braucht Insulin. Bei einem gesunden Menschen produziert dies die Bauchspeicheldrüse.
Nehmen wir Nahrung zu uns, spaltet der Körper alle Kohlenhydrate in Glukose, also Zucker, auf. Damit unser Körper nun den Zucker aufnehmen und verwerten kann, benötigen wir Insulin. Es ist sozusagen ein Schlüssel, der die Zellen aufschließt, sodass Glukose gespeichert werden kann.
Fehlt Insulin, wird die Nahrung, so wie wir sie essen, einfach wieder heraus gespült.
Deswegen leiden Typ 1 Diabetiker vor ihrer Diagnose oft an Untergewicht oder nehmen zumindest eine Menge ab.
(Und wie ihr wisst, habe ich mir dieses Wissen einige Jahre zu Nutze gemacht, um nicht zuzunehmen, oder um abzunehmen.)
Auf Dauer gesehen ist dies natürlich unheimlich schädlich für den Körper. Zunächst kann der Körper seine Energie noch aus den Fettreserven ziehen, aber auch die gehen irgendwann zur Neige. Alle Organe in unserem Körper brauchen jedoch Energie. Kann keine mehr zugeführt werden, könnt ihr euch sicherlich vorstellen, was passiert.
Da die Glukose nicht mehr in die Zellen transportiert wird, bleibt sie im Blutkreislauf. Das führt dazu, dass Gefäße verstopfen und Nerven geschädigt werden können.
Auch wird die Glukose dann über den Urin ausgeschieden. Die Nieren sind dazu da, Giftstoffe aus unserem Körper zu filtern. Das versuchen sie dann auch mit der Glukose. Da die Menge an Glukose ohne Insulin aber immer mehr wird, laufen die Nieren auf Hochtouren und können irgendwann einfach nicht mehr standhalten.
Deswegen ist es wichtig, dass der Körper Insulin bekommt. Kann er selbst keins mehr herstellen, muss es von außen zugeführt werden.
Herrscht absoluter Insulinmangel fallen die Betroffnen ins Koma, die Organe stellen irgendwann ihre Funktion ein und der Patient kann sterben.
Das Leben als Typ 1 Diabetiker
Was heißt es also mit Typ 1 Diabetes zu leben?
Die Diagnose ist oftmals ein Schock, denn es ist eine chronische Krankheit, die unheilbar ist. Eine Diagnose, die also das Leben verändert und dauerhaft beeinflusst.
Dennoch kann man heutzutage super mit Diabetes leben.
Typ 1 Diabetiker müssen ihren Blutzucker regelmäßig kontrollieren. Sei es mit einem kleinen Blutstropfen auf einem Teststreifen oder einem Sensor, der in der Haut des Patienten liegt.
Mit diesem Wert kann dann die Insulindosis berechnet werden.
Es gibt Korrekturfaktoren, die bestimmen, wieviel eine Einheit Insulin den Blutzucker senkt.
Der Normalbereich liegt bei einem Diabetiker in etwa bei 90 -160 md/dl.
Hat man nun also einen Wert von 200 mg/dl muss man berechnen, wieviel Insulin benötigt wird, um wieder in den Zielbereich zu kommen.
Auch das Essen muss immer berechnet werden. Zumindest das, was Kohlenhydrate enthält.
Hier wird ebenfalls mit dem gemessenen Blutzuckerwert und der Kohlenhydratmenge gerechnet.
Hat man einen Wert von 180 mg/dl muss man erneut berechnen, wieviel Insulin benötigt wird, um in den Normalbereich zu gelangen. Isst man dann noch ein Brötchen dazu, muss man wissen, wieviele Kohlenhydrate dieses Brötchen hat und wieviel Insulin für die Menge an Kohlenhydrate gebraucht wird.
Fett und Ballaststoffe beeinflussen also meinen Blutzucker. Und es gibt noch gefühlte tausend andere Faktoren, die ich bei der Insulinberechnung beachten muss.
Hormone, Stress und Adrenalin sind da zum Beispiel Faktoren, die den Blutzucker ansteigen lassen können.
Sport hingegen senkt den Blutzucker. All das sollte man bei jeder Insulinberechnung im Hinterkopf haben.
Das klingt viel oder? Wird aber mit der Zeit zu einem absoluten Automatismus.
Unterzucker
Durch die Verwendung von Insulin kann es natürlich auch passieren, dass der Blutzucker mal zu tief fällt. Auch hier kann es verschiedene Gründe geben. Vielleicht hat man das Essen falsch berechnet, die Fette nicht berücksichtigt oder den Sport vergessen.
Von einer Unterzuckerung spricht man etwa ab einem Wert von 60 mg/dl und man wirkt dem entgegen, indem man dem Körper Zucker zuführt.
Symptome hierbei sind zum Beispiel: Zittern, Blässe, Schweiß, Verwirrung, Konzentrationsstörung und bis hin zu Krampfanfällen und Ohnmacht.
Videos
hier habe ich auch ein paar Videos, in denen ihr einen kleinen Einblick bekommen könnt.
FreeStyle Libre setzen und scannen
Blutzucker messen mit dem PDM von der Patchpume OmniPod
OmniPod neu befüllen und wechseln
Einen andere schönen und eventuell sogar besseren (:D) Beitrag über dieses Thema findet hier bei Steaffs (er)leben mit Diabetes
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