Triggerwarnung: Dieser Text beinhaltet Symptomatik und Auswirkungen von Essstörungen und Insulin-Purging. Solltest du aktuell an einer Essstörung erkrankt sein, könnte der nachfolgende Text triggernd wirken.
Seit meinem letzten Eintrag geht es mir wieder etwas besser.
Ich habe ein paar Seminare in der Uni sausen lassen, um mich besser auf die konzentrieren zu können, die jetzt erst mal am wichtigsten sind.
Die Uni
Ich habe eingesehen, dass ich all die Uniseminare so nicht unter einen Hut bekomme. Es kann also durchaus sein, dass ich anstatt im Februar erst im Juni zu meiner Bachelorarbeit komme, aber Herrgott, dann ist das so. Auf diese paar Monate sollte es nun wirklich nicht mehr ankommen. Jedenfalls nicht, wenn meine Gesundheit darunter leidet. Damit ist mir nicht geholfen, die Einsicht kommt zwar spät, aber besser als nie.
Zudem habe ich mir die ganze letzte Woche (zwar mehr gezwungen als freiwillig) eine totale Auszeit genommen. Gut getan hat es mir aber auf jeden Fall. Ich bin einmal zur Ruhe gekommen, konnte über alles noch mal genauer nachdenken und habe mir neue Ziele gesteckt. Ziele, die jetzt nicht mehr ganz so hoch sind. Ich sehe ein, dass ich mir eventuell mit allem einfach selbst zu viel Stress gemacht habe. Stress, den ich momentan einfach nicht bewältigen kann. Und das ist okay, das sehe ich jetzt ein.
Auch meine Psychologin riet mir dazu, mir selbst weniger Stress zu machen, Denn Stress kann auch blockieren.
Die guten Vorsätze
Für Sport kann ich mich momentan einfach nicht begeistern. Woran das genau liegt, weiß ich selbst nicht. Vielleicht ist es einfach eine Frühjahrsmüdigkeit oder es mir einfach zu viel. Deswegen ist mein neues Ziel nun: Spazierengehen. So habe ich damals, vor drei Jahren nach meinem Koma, wieder mit Sport angefangen und es hat mir Spaß gemacht. Durch meine lange Pause bin ich einfach nicht auf dem Stand, auf dem ich gerne wäre. Ich muss klein anfangen, ich hab’s ja kapiert. Spazierengehen ist keine Schande und deswegen mache ich das jetzt mindestens jeden zweiten Tag. Dann möchte ich mich langsam steigern, bis ich diese Strecke wieder laufen kann. Mich unter Druck setzten möchte ich aber nicht.
Außerdem ernähre ich mich wieder etwas gesünder. Das Obst- und Gemüselager ist aufgefüllt und es kann frisch und gesund gekocht und genascht werden!
Der Diabetes
So und was den Diabetes angeht; ich gebe mir Mühe, wirklich! Momentan klappt es noch nicht so ganz wie ich das will, aber auch das braucht wohl seine Zeit. Ich messe zumindest regelmäßig meinen Blutzucker und ich korrigiere und spritze zu meinen Mahlzeiten. Ja, soviel, wie der Bolusrechner mir vorschreibt!
Zwar haben mich die dadurch hervorgebrachten Unterzuckerungen schon ein paar Mal ausrasten lassen, aber das Insulin wurde trotzdem gespritzt.
Unterzuckerungen kotzen mich im Moment so richtig an! Ich verabscheue sie! Nicht unbedingt wegen dem Gefühl, sondern wegen dem ganzen Zeug, das ich dann unaufhaltsam in mich hineinstopfe. Und dann hasse ich mich, dass ich mich nicht im Griff hatte. Dann sitze ich hier alleine und schreie wirklich die Wohnung zusammen oder werfe Kissen durch die Bude. Wenn mich jemand von draußen sehen könnte, würde er mich sicher für irre halten. Aber das soll mir egal sein, solange es mir hilft danach mein Insulin zu spritzen. Wenn auch mit Widerwillen (an der Haltung arbeite ich ebenfalls).
Das mit den Fressattacken kann ich mir kaum verzeihen, aber ich habe die Hoffnung, dass es einfach an der „besonderen Woche im Monat“ lag und es danach leichter wird zu widerstehen.
Ich habe zumindest, nachdem ich innerhalb von ein paar Tagen meine komplette Hypobox aufgefuttert habe, keine neuen Süßigkeiten gekauft. Bei mir gibt es jetzt erst mal nur noch Saft bei Unterzuckerungen. Und Bananen, ja, die gehen bei mir erstaunlicherweise schnell ins Blut, genau wie Nutella- leider, denn auf das kann und will ich ehrlich gesagt auch nicht verzichten. Ein bisschen Freude muss man ja haben im Leben 😉
Damit alles ein bisschen schöner und farbenfroher aussieht, habe ich nun auch mal meine Pods verschönert. Vielleicht hilft es ja!
Der Blog
Und zu guter Letzt noch ein Wort zu meinem Blog: Nachdem ich mich nun wieder mit meinem Diabetes beschäftige, traue ich mich auch wieder auf meinen Blog. Ich habe ein bisschen gebastelt und bin nun durch die Hilfe von Insulinjunkie komplett zufrieden mit meinem neuen Design.
Außerdem habe ich eine neue Rubrik erstellt: Das Diabulimie Diary. Es wird so eine Art Tagebuch, aber nicht in regelmäßigen Abständen. Hier werde ich immer wieder Updates zu meinem momentanen Status geben. Wie ich voran komme und wie es mir körperlich, aber vor allem emotional ergeht auf dem Weg aus der Diabulimie. Meine bisherigen Beitrage dazu findet ihr dort auch schon, also schaut doch mal vorbei. Den direkten Weg findet ihr im Menü auf der rechten Seite.
Zwar habe ich nun kleinere Ziele und versuche mit mir selbst nicht mehr all zu hart ins Gericht zu gehen, aber an Aufgaben und Arbeit, die nun vor mir liegt habe ich dennoch genug. Ich will es aber unbedingt schaffen.
Einen guten Schritt hat mir diese Woche wieder meine Therapie gebracht, weswegen ich recht zuversichtlich bin im Moment, auch wenn mir so einiges noch schwer fällt.
So wie das akzeptieren, dass ich gerade in der Uni nicht das leisten kann, was ich will oder das ich sportlich nicht mehr auf dem Level bin, wie noch vor einem Jahr. Aber all das sind Dinge, die ich erneut erreichen kann, wenn ich mir eingestehe, dass sie Zeit brauchen. Das ich zeit brauche und nicht alles jetzt sofort anders und gut sein kann.
Elli meint
Schön zu hören dass es wieder bergauf geht! 🙂
Mich haben Festival plus anschließende Mandel-/Kehlkopfentzündung für zwei Wochen komplett aus dem Rhythmus gehauen, und ich war auch direkt wieder im Nicht-Messen-nicht-Tagebuch-führen-Modus – und meine sportliche Kondition hatte gelitten, und die Zahl auf der Waage hat mich auch deprimiert. So ganz obenauf bin ich auch noch nicht wieder, aber zumindest messe ich wieder ca. dreimal pro Tag.
Ich hab Hypos jahrelang am liebsten mit Saft bekämpft, bloß hilft der leider nicht gegen den Heißhunger – aber ein paar Schluck Saft helfen zumindest, dass der Hunger schnell wieder nachlässt. Ich nehme aktuell O-Saft plus Müsliriegel und habe sonst nichts Süßes mehr im Haus. Bei denen hab ich nämlich interessanterweise nicht das Bedürfnis, die ganze Schachtel zu futtern.