Neulich Abend schaute ich mit meinem Freund die Zurück in die Zukunft Trilogie. (Nebenbei: Filme, die in keiner DVD-Sammlung fehlen sollten.) Kurz nachdem wir ins Bett gegangen und eingeschlafen waren, klingelte mich das Telefon aus meinem warmen, weichen Bett.
„Lisa?“
„Ja? Wer ist da?“
„Ich bin es, Doc!
„Welcher Doc? Diabetologe?“
„Nein, Emmett Brown!“
Ich war verwirrt und sagte erst mal gar nichts. Träumte ich? Ich gab mir eine Ohrfeige.
„Du musst sofort zum Parkplatz vom Supermarkt kommen. Es ist wichtig!“
Irgendwie kam mir das alles sehr bekannt vor und weil ich immer etwas abenteuerlustig bin schlich ich mich aus dem Haus und fuhr mit dem Rad zum besagten Parkplatz.
Und tatsächlich. Dort stand Doc Brown, direkt vor einem DeLorean.
Als ich mich vorsichtig und skeptisch näherte kam direkt ein Hund auf mich zugelaufen.
„Einstein?“ probierte ich den Hund anzusprechen. Er bellte. Ja, das war Einstein.
„Was zum? Außerdem sollten sie erst morgen hier sein!“
„Keine Zeit für Erklärungen! Es geht um dein Leben. Du musst mitkommen! Deswegen bin ich schon heute hier.“
„Mitkommen? Etwa in die -?“
„Zukunft! Genau! Jetzt setzt dich rein. Irgendwer hat uns schon gesehen!“
Das unaufhaltsame, schnelle Geplapper von Doc ließ mir gar keine Möglichkeit all das zu Fragen, was jetzt in meinem Kopf hin und her schwirrte.
Schnell setzte ich mich in den DeLorean und auch Einstein sprang auf den Rücksitz.
Währenddessen ließ ich Doc keinen Moment aus den Augen. Was passierte hier? War ich verrückt geworden? Bin ich vielleicht so stark unterzuckert, dass ich fantasiere?
Meine Augen weiteten sich, als Doc anfing an der Zeituhr herumzuschrauben.
In der Mitte stand das Datum des heutigen Tages, doch oben veränderte sich die Anzeige: 20.10.2025
„äääh“ Die Wörter blieben mir im Hals stecken, als Doc das Gaspedal auf einmal durch tritt. Meine Hände klammerten sich in den Sitz und Schweiß stand auf meiner Stirn. Bevor ich überhaupt begriff, was gerade passiert war, landeten wir wieder auf dem Parkplatz. Doch es war Tag und alles sah irgendwie anders aus. Ohne zu fragen stieg ich aus dem Auto und sah mich erst mal um.
„Wir sind im Jahr 2025, stimmt’s?“
„Ja, genau. Der DeLorean ist eine -“
„Zeitmaschine… ich weiß“
„Gut, sehr gut! Dann muss ich dir ja nichts erklären.“
„Oh doch! Ein bisschen schon. Was machen wir hier? Und warum ich?“
„Hör zu! Die Medizin hatte gerade ihren Durchbruch, so dass sie Diabetes heilen können.“, ich schluckte, unterbrach ihn aber nicht. Jetzt, da er mir endlich mal erklärte, was das hier alles zu bedeuten hat.
„Du hast durch deine jahrelange Nachlässigkeit mittlerweile einige Folgeerkankungen. Dein Mann, deine Kinder und auch du selbst leiden darunter.“
„Ich habe einen Mann? Ist es -?“ Ich war erschrocken, dass mich das anscheinend am meisten interessierte und brach meine Frage dieses Mal selbst ab. Folgeerkrankungen? Mein Herz raste. Ich hatte es ja geahnt.
„Und jetzt, Doc?“
„Na wir schaffen dich, also dein jüngeres Ich, in die Klinik, damit sie deinen Diabetes heilen können. Dann halten wir eventuell die Folgeerkrankungen auf.“
Ich starrte ihn an.
Bevor ich aus meiner Schockstarre erwachen und wieder etwas sagen konnte, hatte mich Doc schon längst am Arm gepackt, in ein anderes Auto verfrachtet und fuhr los.
„Wir fliegen.“ Ich blickte aus dem Fenster und staunte nicht schlecht. „Also haben wir nur 10 Jahre länger gebraucht, als ihr es uns vorhergesagt habt.“
„Ja, es war anscheinend naiv zu denken, wir wären 2015 schon so weit. In den 10 Jahren ist wirklich einiges passiert.“
„A propo 10 Jahre. Ich bin jetzt… 36.“ mein Hals wurde trocken. Als ich meine Worte wieder fand, sprach ich weiter „wie heilt man den Diabetes?“
„eine OP. Ein kleiner Eingriff, keine große Sache mehr heutzutage. Genmanipulierte Betazellen. Die werden nicht mehr angegriffen, sind sie ein mal drin.“
„Wow. Aber, ehm, wie gesagt, ich bin 36. Die werden mir ja wohl kaum abkaufen, dass ich mein 10 Jahre älteres ich bin“
„Ach, das passt schon. Auch die Schönheitschirurgie erbringt in diesen Zeiten wahre Wunder, außerdem wurdest du schon immer viel zu jung geschätzt.“
„Okay..“
Den Rest der Zeit schwieg ich und blickte aus dem Fenster. Fliegende Autos, Hologramme wohin man schaut, verrückte Klamotten und Geräte die ich überhaupt nicht zuordnen konnte. Mein Kopf hämmerte aber schon von den vielen Dingen, die er gerade zu verarbeiten hatte, also verschoben ich meine Fragen auf später. Immerhin schien es so, als hätte ich gleich ein OP vor mir.
Im Krankenhaus mussten wir uns nur über einen Computer anmelden.
Ich drückte meinen Daumenabdruck auf eine Platte und auf dem Bildschirm erschien meine komplette Krankenakte. Wollte ich das wissen? Lieber nicht! Auch mein eigenes Foto ignorierte ich. Nachdem Doc eingegeben hatte weswegen wir hier waren, schwirrte der Computer los „Bitte folgen sie mir, ich bringe sie nun zu ihrem Bett.“
Wir folgten dem Computer und gelangten in einen großen Raum mit vielen Betten. Eins davon war meins.
Als wir angekommen waren sagte der Computer: „Bitte legen sie sich hin. Es wird sich gleich jemand um sie kümmern.“
Fragend sah ich Doc an. „Na mach schon!“ Und ich tat, wie mir geheißen.
Daraufhin kam eine Krankenschwester. Sie blickte nur auf den Computerbildschirm, entnahm dann eine Spritze, die nun aus einer Röhre neben meinem Bett geschossen kam und injizierte sie mir. Mein Blick wanderte wieder hilfesuchend zu Doc.
„Das ist die Narkose. Keine Sorge. Ich hole dich hier nachher ab.“
Als ich die Augen wieder aufmachte stand Doc über mir und grinste mich an. „Willkommen zurück!“
„ich will es sehen!“ rief ich.
„Was?“
„Gibt mir ein Blutzuckermessgerät!“
„ehm..“
„In meiner Jackentasche!“ Doc holte mir mein Messgerät und ich testete meinen Blutzucker, natürlich versteckt, damit niemand sah, mit was für Oldtimern ich hier hantierte. Mein Wert lag bei 91.
„Ok. Das könnte auch Zufall sein.“
„Vertrau mir, du bist geheilt!“
Ganz glauben konnte ich dem noch nicht, aber mir blieb für den Moment nichts anderes übrig.
„Und was passiert jetzt mit meinem Ich in dieser Zeit?“
„Bisher noch nichts. Du musst erst zurück in die Vergangenheit.“
So machten wir uns gleich auf den Weg.
Zuerst ging es mit dem fliegenden Auto zurück zum Parkplatz, wo der DeLorean und Einstein schon auf uns warteten. Ich war noch furchtbar müde und schläfrig, bombardierte Doc aber trotzdem mit Fragen über die Zukunft. Er sagte jedoch nur, dass es gar nicht so gut sei, wenn ich so viel wüsste. Das einzige was zählt ist, dass wir mein zukünftiges Leben verbessert haben.
Dem konnte ich ja schlecht etwas entgegnen. Als wir in den DeLorean stiegen und Doc erneut auf das Gas tritt, als wolle er eine ganze Armee abhängen schreckte ich plötzlich schweißgebadet auf.
Ich saß kerzengerade in meinem Bett und neben mir schnarchte leise mein Freund vor sich hin.
Oh man, das ganze war nur ein Traum !? Noch immer zitterte ich am ganzen Körper. Sicherheitshalber testete ich meinen Blutzucker, denn solche halsbrecherischen Träume habe ich häufig bei Unterzuckerungen. 91, ich musste schmunzeln.
Hat Doc mich vielleicht wirklich geheilt?
klaeui meint
Geniale Story!