Und zack – ist der Urlaub vorbei! Dabei kommt es mir so vor, als sei es erst gestern gewesen, dass ich Euch meine ganzen Vorbereitungsposts online gestellt habe. Jetzt ist alles schon vorüber.
Jetzt sitze ich hier wieder vor meinem Computer und habe noch ganz leuchtende Augen, wenn ich an die letzten Tage zurück denke. Euphorie strömt immer noch durch meinen Körper und ja, ich fühle mich etwas besonders. Nicht weil ich besonders bin, sondern weil ich an so besonderen Orten war und so viele tolle Dinge erlebt habe, dass dieses Gefühl noch hier zu Hause so präsent ist.
Durch den ganzen Urlaub zog sich ein roter Faden und dieser nannte sich Glück! Wirklich, wir hatten vom ersten Augenblick an nur Glück in unserem Urlaub. Erst am letzten Tag riss dieser Faden etwas ein.
Die Reise
Im Regen fuhren wir zum Flughafen nach Hannover. Meine Eltern fuhren uns und winkten mindestens 10 Minuten hinter uns her, bis ich sie nicht mehr sehen konnte. Meine Flugangst war in diesem Moment schon so groß, dass ich am liebsten zurück gelaufen wäre und meine Eltern gar nicht mehr losgelassen hätte. Aber der Gedanke an Norwegen hielt mich zurück.
Durch die Kontrollen kam ich mit Pod, Libre-Sensor und all meinen Medikamenten im Handgepäck ohne Probleme.
Auch bei unserem Umstieg in Amsterdam regnete es noch in strömen und während des Fluges nach Ålesund gab mein Pod Alarm. Zum ersten Mal in meiner Pod-Karriere, dass ich das erlebte. Na gut, er sollte sowieso nur noch 3 Stunden halten, also war der Wechsel gar nicht so wild. Auch im Flugzeug gab es beim Wechseln kein Problem.
In Ålesund angekommen klarte der Himmel auf, aber da es bereits 23 Uhr war, konnten wir von der Landschaft noch nicht viel sehen.
Die erste Nacht verbrachten wir in einem Hostel, in dem wir am nächsten Morgen auch noch frühstückten.
Danach ging es erst mal zur Touristeninformation um Kartenmaterial zu besorgen. Da erklärte man uns auch gleich, dass wir mit einem normalen Linienbus zu unserem Startpunkt gelangen können.
Also doch! Zuvor fand ich im Internet nur Informationen darüber, dass diese Buslinie nicht mehr fährt. Na ein Glück.
Wir brauchten aber noch Gaskartuschen für unseren Campingkocher. „Da müssen sie ins Einkaufszentrum. Das ist mit dem Bus ca. 1,5 Stunden aus der Stadt raus“ Na klasse. Auf dem Weg zum Busstopp gingen wir allerdings an einem Intersport vorbei, der natürlich die richtigen Kartuschen hatte. Wieder Glück gehabt.
Wir nahmen den nächsten Bus und waren schon Nachmittags am Geirangerfjord. Dort angekommen fackelten wir nicht lange und machten uns gleich an den ersten Aufstieg.
Ich wollte unbedingt nach oben und den ganzen Fjord überblicken.
Mit meinem fast 15kg schweren Rucksack ging es nun also 2 Stunden Serpentinen bergauf. Nicht selten trafen uns mitleidige Blicke, denn mir stand der Schweiß auf der Stirn. Es stand keine Wolke am Himmel und auch Schattenplätze waren rar.
Wie war das noch? „In Norwegen habt ihr bestimmt nur Regen!“ Na danach sah es nun wirklich nicht aus!
Aber wir schafften den Aufstieg und konnten noch vor Einbruch der Dunkelheit diesen wunderschönen Ausblick genießen.
Der Geirangerfjord
hat mittlerweile den Titel „Unesco Weltkulturerbe“ und das zu recht. An seiner tiefsten Stelle ist er über 260m tief und an den Seiten türmen sich die Berge auf, auf deren Gipfeln immer noch Schnee liegt.
Am nächsten Tag machten wir uns Richtung Eidsdal auf. In der Mitte sollte ein toller See liegen und da wollten wir hin. So hieß es nun wieder bergauf zu laufen.
Dieses Mal ging es die Adlerschwingen hinauf, die noch um einiges steiler und enger waren. Die Autos mussten teilweise anhalten und warten, bis sie um uns herumfahren konnten. Aber einen anderen Weg nach oben gab es leider nicht.
Und auch hier knallte die Sonne – kein Schatten weit und breit. Kurz vor unserem Ziel, es waren noch 3 Kurven der Serpentinenstrecke zu nehmen, da hielt ein älterer Berliner mit seinem noch älteren VW-Bulli neben uns. Wir taten ihm wohl so leid, dass er uns mitnehmen wollte. Da konnte ich dieses Mal nicht nein sagen.
Den Rest des Weges wollten wir dann wieder selbst gehen. Leider kamen wir nicht weit. Kurz hinter dem Gipfel kam ein Tunnel, durch den es als Fußgänger unmöglich war zu gehen. Also hielten wir einen Bus an, der uns durch den Tunnel mitnehmen sollte.
Leider hielt er nicht an und fuhr uns direkt bis nach Eidsdal. Tja. So waren wir schon zwei Tage zu früh in Eidsdal. Da ich aber unbedingt zu diesem See wollte, liefen wir die Strecke wieder zurück.
Auch dort gab es wieder einen Tunnel, durch den wir nicht hindurch kamen. Wieder nahm uns ein netter Elektroniker mit. Wir erklärten ihm, dass er uns direkt hinter dem Tunnel wieder rauslassen könne. Aber irgendwie hat er uns wohl nicht richtig verstanden. Er fuhr einfach weiter.
Mein Freund und ich saßen bei ihm hinten auf der Ladefläche und ich wurde nervös: „Sag ihm noch mal, dass er anhalten soll!“ Das tat er noch drei weitere male, aber der Fahrer fuhr weiter.
„So fängt jeder schlechte Horrorfilm an!!“ ich wurde echt panisch und klopfe irgendwann wie wild gegen die Ladefläche, da drehte er sich um und hielt an.
Er hatte uns wohl einfach nicht gehört. War ich erleichtert!
Nun war es nicht mehr weit bis zu dem See, wo wir unser Nachtlager aufschlugen.
An dem See war es wirklich wunderschön! Ich wäre auch gerne baden gegangen, aber da der See durch Schmelzbäche gespeist wurde und nur Durchlaufwasser entlieht, war er wirklich extrem kalt. Mein Freund versuchte es dennoch, hielt es aber keine Minute in dem Wasser aus.
Wir erkannten allerdings, dass die Stecke zu viele Tunnel enthielt, durch die wir weder hindurch noch drumherum kamen.
Also schlugen wir die nächsten Tage hier und da unser Lager in der Geirangerregion auf und wanderten kleine Tagestouren.
Am Montag, den 24.08 machten wir uns dann wieder auf Richtung Ålesund. Wir entschieden uns die restlichen Tage in der Stadt zu bleiben und uns eben diese noch mal anzusehen. Dort schlugen wir unser Lager auf einem Campingplatz am Rande der Stadt auf und wanderten auch hier die Tage um und durch die Stadt.
Wie das Polarlicht meine Sichtweise auf den Diabetes änderte.
Als ich in der letzten Nacht gegen 3 Uhr auf die Toilette ging, sah ich komische Wolken am Himmel, die erst nur aussahen wie Nebel. Ich weckte meinen Freund und wir gingen runter an die Küste, raus aus jeglichem Licht. Und dort konnten wir es ganz genau sehen: Das Nordlicht. Direkt über der Stadt und unserem Campingplatz. Ich bekam Gänsehaut und konnte ein paar Minuten gar keine Worte mehr finden.
Als Kind verbrachte ich fast jeden Urlaub in Skandinavien, im Sommer ’97 fuhren wir sogar hoch zum Nordkap, aber nie sahen wir das Polarlicht. Es war bisher immer ein unerfüllter Traum. Und jetzt – durch einen blöden Zufall war es da.
Und ich kann Euch sagen: es ist wirklich so wundervoll, wie es auf Fotos aussieht. Nein, sogar noch etwas schöner. Die Bewegungen des Lichtes sehen aus wie Wasserspiegelungen, oder als würde der Himmel grün und lila brennen.
Plötzlich kam mir alles andere so unwichtig vor. Selbst der Diabetes. Mein Gott, es ist doch nur Diabetes. Er ist jetzt hier mit mir, aber eine Rolle spielt es nicht. Es gibt Momente, da beeinflusst einen der Diabetes, aber genau so gut gibt es Momente, in denen er total egal ist. Und diese Momente nehmen wir viel zu selten wahr. Uns fällt immer nur auf, wenn der Diabetes nervt und nicht das macht, was er soll. Aber wenn er einfach mal friedlich ist und keine Rolle spielt, dann ist uns das so gut wie nie bewusst.
Und hier, unter diesem grünen Himmel wurde es mir bewusst.
Ich war einfach nur glücklich. Ein warmes Gefühl, das durch meinen ganzen Körper strömte und alles andere so unwichtig schienen ließ. Zumindest alles, worüber ich mich sonst so ärgere.
Denn das Nordlicht war einfach nur schön! Und viel zu selten nehmen wir solche schönen Dinge wahr, die uns das elementarste vor Augen führen.
Das Wetter
Während unseres Urlaubes hatte wir nur großartiges Wetter. Auf den Hinflügen regnete es noch in strömen, aber in Ålesund angekommen hörte der Regen auf. Ab da schien ununterbrochen die Sonne und wir hatten immer um die 23 – 25°C. Wolken waren eine absolute Seltenheit.
Erst am letzten Tag war es bewölkt und Vormittags gab es auch einen kleinen Regenschauer.
Für den Tag unserer Abreise war nun auch Regen angesagt. Ich hatte schon die Befürchtung, dass wir das Zelt im Regen abbauen müssen. Aber auch hier war das Wetter auf unserer Seite. Morgens schien entgegen aller Erwartungen die Sonne. Kaum saßen wir im Flieger, fing es prompt an zu regnen.
Das Essen
Sicher interessiert es Euch, wie das alles mit meinem Essen geklappt hat.
Nun ja, unser Frühstück, das Müsli hing mir aus unerfindlichen Gründen schon am dritten Tag zum Halse raus und auch die ganzen Riegel die ich bei mir hatte, konnte ich nach ein paar Tagen nicht mehr sehen. Ich bin da wohl doch jemand, der mehr Abwechslung braucht. Unsere Hauptmahlzeit allerdings hat mir bis zum letzten Abend super geschmeckt.
Und es hat wirklich so einfach funktioniert, wie es sollte. Wir haben etwas Wasser auf die Portion gegeben, haben sie aufgekocht und hatten unsere Ursprungsmasse zurück. Diese war echt richtig lecker und sättigte hervorragend!
Das würde ich bestimmt heute noch essen, wenn wir noch etwas hätten.
Denn auch da haben wir es genau richtig abgewogen. Am letzten Tag haben wir die letzte Portion gegessen.
Nachdem das ganze Essen aus dem Rucksack heraus war, wog meiner sogar 2kg weniger.
Was das Frühstück anging. Da habe ich mir, wenn es möglich war Brot und etwas Belag gekauft.
Dabei fand ich auch „Fun Light“. Ein Sirup zum Getränke mischen. 1L ergibt gemischt 10L. In allen möglichen Geschmacksrichtungen und das beste: alle ohne Zucker. Und die schmeckten richtig gut. Ich habe mir gleich mal ein paar Flaschen für zu Hause eingepackt!
Ansonsten war das norwegische Essen nicht unbedingt mein Fall. Denn ich mag keinen Fisch! Und dort wird ja nun wirklich viel Fisch gegessen.
Der Blutzucker
Hier muss ich zugeben, dass das größte Problem wohl ich war. Die Pumpe lief hervorragend und ohne zu murren, aber ich musste erst herausfinden, wie viel Insulin mein Körper nun benötigte.
So waren die ersten drei Tage richtige Berg- und Talfahrten.
Aber mit der Zeit bekam ich den Dreh heraus.
Wenn nach dem Frühstück noch aktives Insulin vorhanden war, konnte ich die Pumpe während des Wanderns fast zwei ganze Stunden ganz ausstellen. Danach lief sie auf 60% weiter. In der Nacht ließ ich sie dann auf 50% laufen. Meistens klappte das perfekt, aber zwei Mal musste ich dort korrigieren, weil der Wert etwas hoch schnellte.
Ein kleiner Tipp von mir: verzweifelt nicht gleich, wenn es nicht sofort klappt. Da braucht man etwas Zeit um herauszufindenden, was der Körper genau braucht und auch dann ist es keine Garantie, dass danach alles 100% in richtigen Bahnen verläuft. Bei solchen Aktivitäten sind kleine Ausreißer aber okay, solange ihr alles im Blick habt und früh genug reagiert. Dann könnt ihr eure Einstellung immer besser optimieren.
Wandern, frische Luft und ein glücklicher Gemütszustand tragen hervorragend zu den tollsten Blutzuckerwerten bei!
Die Abreise
Da war uns das Glück die ganzen zehn Tage hold, also musste am Ende ja doch noch etwas passieren.
Am Flughafen reichte unser Geld nicht mehr für die Gepäckaufnahme. Zwar hätten unsere Euros gereicht, nicht aber die norwegischen Kronen. Und der Flughafen war nun der erste Ort, an dem unsere Euros nicht auch angenommen wurden. So ein Mist.
Da meine normale EC-Karte auch nicht genommen werden konnte, nur Kreditkarten, hob ich an einem Automaten noch ein paar Kronen ab. Leider 60 Kronen zu wenig. Als ich dann ein zweites Mal loslief um die restlichen Kronen abzuheben, konnte ich an dem Automaten nur einen Mindestbetrag von 200 Kronen abheben. Und der war anscheinend nicht mehr auf meinem Konto verfügbar. Na toll.
Uns fehlte am Ende also 30 Kronen, dass entspricht ungefähr 3 Euro.
Die Fluggesellschaft war aber so nett, dass sie uns die restlichen Kronen erließen.
In Hannover angekommen kam dann aber nur der Rucksack meines Freundes an. Ich meldete meinen Rucksack sofort und mir wurde gleich gesagt, dass er wahrscheinlich beim Zwischenstopp hängengeblieben sei. Am nächsten Abend würde man ihn zu uns nach Hause liefern.
Na ein Glück, hatte ich meine ganzen Diabetikersachen im Handgepäck.
Das kann immer mal passieren, also würde ich Euch immer raten alles wichtige mit ins Handgepäck zu nehmen.
Aber am nächsten Abend stand der Lieferant mit meinem Rucksack vor der Tür und ich musste ihn nicht nach Hause tragen, also – gar nicht mal so schlecht!
Alles in allem war es ein wundervoller Urlaub, mit tollem Wetter, guten Werten und vielen, vielen besonderen Momenten, die ich nie vergessen werde.
Eure
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